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Start 2020: So soll die deutschlandweite Notruf-App funktionieren

Start 2020

So soll die deutschlandweite Notruf-App funktionieren

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    Bald soll zur klassischen Notrufnummer eine App hinzukommen.
    Bald soll zur klassischen Notrufnummer eine App hinzukommen. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Einen Notruf einfach und schnell auf dem Handy oder Tablet per App absetzen - und zwar deutschlandweit. Eine solche Anwendung ist für 2020 geplant. Das teilte eine Sprecherin des Bayerischen Innenministeriums auf Anfrage unserer Redaktion mit. Die Notruf-App soll für Tablets und Smartphones nutzbar sein.

    Was kann die Notruf-App?

    Die App sendet den Notruf direkt vom Smartphone an die örtlich zuständige Integrierte Leitstelle (ILS) von Polizei und Feuerwehr. Der Standort der meldenden Person wird vom Endgerät metergenau erfasst und ebenfalls an die ILS übermittelt. Ein Vorteil, denn bisher wird der Leitstelle nach einem Notruf nur angezeigt, in welchem Funkbereich sich der Anrufer befindet. Daneben ist es möglich, mit der Notruf-App Bilder und Videos vom Ort des Ereignisses zu versenden. So können sich die Einsatzkräfte einen genaueren Überblick über die Situation verschaffen.

    Die Kommunikation mit der Leitstelle erfolgt dann mit Hilfe eines Chats. So kann auch in Situationen schnell und unauffällig Hilfe organisiert werden, in denen man mit einem Sprachanruf unerwünschte Aufmerksamkeit erregen und sich dadurch selbst in Gefahr bringen würde. Außerdem sorgt die Chat-Funktion für Barrierefreiheit, weil sie den Notruf für Menschen mit Hör- und Sprachbehinderungen erleichtert.

    Warum wurde die Notruf-App entwickelt?

    Geplant und gefördert wird die App bereits seit 2017 federführend vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi). Sie ist Teil der Strategie „Intelligente Vernetzung“. Im Rahmen des Projekts sollen Informations- und Kommunikationstechnologien in den fünf Sektoren Bildung, Energie, Gesundheit, Verkehr und Verwaltung weiterentwickelt und optimiert werden.

    "Bislang kann man einen Notruf ausschließlich über die Notrufnummern 110 und 112 absetzen. In Zeiten von Smartphones und Apps ist das nicht mehr zeitgemäß", sagte die damalige Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries zur Entwicklung der App. Man müsse die Chancen der Digitalisierung nutzen, alternative Notrufmöglichkeiten schaffen und mehr Barrierefreiheit umsetzen.

    Doch erst im April diesen Jahres hat die Innenministerkonferenz (IMK) die Einführung eines bundesweiten Notruf-App-Systems beschlossen. Zuvor sei im Rahmen einer Machbarkeitsstudie ein erstes Pilot-Notruf-App-System bei einzelnen Leitstellen außerhalb Bayerns erfolgreich getestet worden, sagte die Sprecherin des Bayerischen Innenministeriums.

    Wer hat die Notruf-App entwickelt?

    Die App wurde laut BMWi mit ausgewählten Leitstellen getestet. An der Entwicklung waren zudem die Länder, Vertreter der kommunalen Spitzenverbände und anderen betroffene Organisationen beteiligt. Nachdem die Umsetzung der App im April auch auf der Innenministerkonferenz beschlossen wurde, erfolge derzeit in einer Arbeitsgruppe die Definition "fachlicher, technischer wie betrieblicher Anforderungen", heißt es aus dem Bayerischen Innenministerium. Bayern beteilige sich mit Spezialisten aus dem polizeilichen und nichtpolizeilichen Bereich an der Arbeitsgruppe.

    Auf welchen Geräten läuft die App und wann wird sie erscheinen?

    "Geplant ist die Unterstützung mobiler Endgeräte mit den Betriebssystemen Android und IOS", sagt die Sprecherin des Bayerischen Innenministeriums. Anschließend sei eine "produkt- und herstellerneutrale Ausschreibung" vorgesehen. Die bundesweite Einführung des Notruf-App-Systems ist für 2020 geplant. Die Ausschreibung befinde sich gerade in der Erstellung, eine exakte Terminplanung gebe es noch nicht. Gleiches gelte für den "angestrebten Funktionsumfang" der App.

    Wie oft müssen Bayerns Rettungsdienste ausrücken?

    Die Einsatzzahlen sind laut Bayerischem Rettungsdienstbericht 2018 von 2008 bis 2017 um 53 Prozent gestiegen - von 684.000 auf 1.045.000 Notfälle. Die geleisteten Arbeitsstunden stiegen im selben Zeitraum um zwölf Prozent an. Die Zunahme der Notfallereignisse lag mit 55 Prozent in den bayerischen Landkreisen deutlich höher als in den kreisfreien Städten mit 46 Prozent. Stetig steigende Einsatzzahlen, Veränderungen in der Krankenhauslandschaft, der demografische Wandel und die Inanspruchnahme des Rettungsdienstes bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen sorgen zudem dafür, dass die 12-Minuten-Frist in manchen Gegenden Bayern immer weniger eingehalten werden kann.

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