Befristete Arbeitsverhältnisse, häufige Ortswechsel, Phasen der Selbstständigkeit: Die Zeiten, in denen Arbeitnehmer ihr ganzes Berufsleben bei einer Firma verbracht haben, sind vorbei. Gleichzeitig ist klar, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard im Alter zu halten. „Um die Einschnitte des Gesetzgebers auszugleichen, sollte jeder zusätzlich eine private oder betriebliche Altersvorsorge abschließen“, rät Manuela Budewell von der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Also stellt sich die Frage: Riestern, Fondssparen oder eine private Rentenversicherung abschließen? Es gibt eine Flut an Produkten, um für das Alter vorzusorgen. Die private Altersvorsorge ist im Grunde nichts anderes als eine langfristige Vermögensbildung.
Was für den Einzelnen das Richtige ist, ist eine sehr individuelle Entscheidung – und auch abhängig davon, in welcher Berufs- und Lebensphase man sich gerade befindet. „Dadurch sind die Anforderungen an den einzelnen Verbraucher gewachsen“, sagt Bernd Brückmann von der Stiftung Warentest. Zum Teil hätten die Menschen mehrere Verträge. „Gerade dann ist es für sie schwer zu erkennen, wie hoch die Rente ausfällt und ob einem das Geld im Alter reicht“, sagt Brückmann. Bei der Auswahl der passenden Vorsorgeprodukte ist vor allem Flexibilität wichtig. Denn dann passen sie am ehesten zu abwechslungsreichen Lebenswegen und unterschiedlichen Lebensphasen.
Viele der Jungen vertagen das Thema Vorsorge
Nach der Ausbildung oder dem Studium krempelt der erste Job das bisherige Leben um. Den Gedanken an die Altersvorsorge verdrängen viele Menschen in dieser Phase. Laut Ergo-Risiko-Report 2018 vertagt in der Gruppe der unter 30-Jährigen mehr als jeder Dritte das Thema. Eine Fehlentscheidung: „Kleinvieh macht auch Mist. Altersvorsorge-Produkte mit hoher Flexibilität in der Sparphase erlauben es, mit geringen Monatsbeiträgen zu starten“, erklärt Oliver Horn, Vorsorge-Experte bei der Ergo Versicherungsgruppe. „Nach der ersten Gehaltserhöhung können die Beiträge dann auf Wunsch steigen.“
Der erste Job bleibt selten der Arbeitsplatz fürs ganze Leben. Ein Wechsel bedeutet dann oft mehr Verantwortung und ein höheres Gehalt. Viele Unternehmen bieten auch die Möglichkeit, für einige Zeit ins Ausland zu gehen und dort neue Erfahrungen zu sammeln. Wer im Job erfolgreich ist und ein höheres Einkommen hat, wird meist auch risikobereiter und möchte von höheren Renditechancen profitieren. „Einige Rentenversicherungen erlauben es heute den Kunden, ihr Geld jederzeit zwischen Fonds und dem klassischen Sicherungsvermögen umzuschichten“, sagt Vorsorge-Experte Horn. „Damit können die Versicherten ihren Vertrag an ihre jeweilige Lebenssituation und ihre Einschätzung der Finanzmärkte anpassen.“ Besonders wichtig: Wer später – kurz vor dem Renteneintritt – wieder vorsichtiger unterwegs sein möchte, kann auch ganz in das Sicherungsvermögen zurückwechseln.
Rentenversicherungen sollten auf Überraschungen reagieren können
Wenn Kinder zur Welt kommen, ändern sich auch die Bedürfnisse und Notwendigkeiten bei der Vorsorge. Für die Partner ist die gegenseitige Absicherung mit einer Risikolebensversicherung sinnvoll, damit bei einem Todesfall neben dem seelischen Schmerz nicht auch noch finanzielle Sorgen entstehen. Wer bereits eine Risikolebensversicherung besitzt, sollte prüfen, ob der Vertrag eine Nachversicherungsgarantie beinhaltet. „Dann lässt sich die Todesfall-Leistung ohne neue Gesundheitsprüfung erhöhen“, erklärt Vorsorge-Experte Horn. Und auch von Kindern abgesehen, hält das Leben so manche Überraschung bereit, sowohl positiv als auch negativ. Plötzlich streikt das Auto oder die Waschmaschine gibt den Geist auf. Dann stehen plötzlich größere, ungeplante Ausgaben an. Oder durch eine Erbschaft ist auf einmal eine größere Menge Geld verfügbar. „Auf solche Überraschungen sollten Rentenversicherungen reagieren können“, erklärt Horn. Zum Beispiel, indem sich die Kunden bereits vor Beginn des Renteneintrittsalters einen Teil der eingezahlten Beiträge auszahlen lassen – oder flexibel Einmalbeiträge in ihre Altersvorsorge einzahlen.
Das Renteneintrittsalter ist nicht immer planbar. Womöglich winkt der Arbeitgeber mit einem attraktiven Vorruhestandsangebot. Oder der Job ist so spannend, dass der Arbeitnehmer noch ein paar Jahre dranhängen möchte. „In diesen Fällen sollte es möglich sein, die lebenslange Rentenzahlung nach vorne zu legen oder nach hinten zu schieben“, sagt Vorsorge-Experte Horn. Zudem sollten auch die Auszahlungsoptionen flexibel sein: Je nach persönlicher Lebenssituation können eine monatliche Rentenzahlung oder eine einmalige Kapitalauszahlung sinnvoll sein. „Auch Teilauszahlungen sollten möglich sein“, sagt Horn. „Wer beispielsweise mit einer längeren Reise in den Ruhestand starten möchte, kann so die Urlaubskasse füllen.“ Sinnvoll ist es, rechtzeitig durchzurechnen, wie viel Geld man im Alter benötigt. Schließlich können einige Ausgaben auch wegfallen, etwa für Versicherungen oder Arbeitswege. Oder es kommen neue Kosten hinzu, etwa für Reisen oder die Unterstützung der Enkel bei Studium oder Ausbildung.