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Smartphone: Geister-Roaming: Selbst bei abgeschaltetem Handy drohen Kosten

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Geister-Roaming: Selbst bei abgeschaltetem Handy drohen Kosten

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    Wer aus dem Urlaub zurückkehrt, sollte seine Handyrechnung ganz genau anschauen. Denn einige Geräte verbrauchen sogar ausgeschaltet kleine Datenmengen.
    Wer aus dem Urlaub zurückkehrt, sollte seine Handyrechnung ganz genau anschauen. Denn einige Geräte verbrauchen sogar ausgeschaltet kleine Datenmengen. Foto: Daniel Naupold, dpa

    Im April vergangenen Jahres ging der Spuk los. Damals beschwerten sich die ersten Bürger nach Auslandsreisen über merkwürdige Gebühren auf ihrer Handy-rechnung. Sie alle hatten Smartphones mit dem schnellen Surfstandard LTE dabei. Long Term Evolution (LTE) steht für mobiles Internet mit höchster Leistung. Und alle schworen Stein und Bein, dass sie am Urlaubsort lediglich in öffentlichen WLAN-Netzen unterwegs waren – weil sie aus Kostengründen bewusst ihr Mobilfunknetz abgestellt hatten.

    Dass trotzdem Datentransfers berechnet wurden, war ärgerlich. Inzwischen gibt es immer mehr Beschwerden über sogenanntes Geister-Roaming bei Auslandsaufenthalten - und die Gebühren, die dabei munter produziert werden. „Die drei deutschen Netzbetreiber O2, Telekom und Vodafone wissen um die Schwierigkeiten, die auftreten können“, sagt Michael Reifenberg, Sprecher der Bundesnetzagentur in Bonn. Betroffene Kunden könnten mit Kulanz rechnen.

    Doch dazu müssten Smartphone-Besitzer erst einmal merken, dass sie wie von Geisterhand für etwas zur Kasse gebeten werden, das sie nicht einmal genutzt haben, erläutert Thomas Grund, Telekommunikationsexperte der Stiftung Warentest. Die meisten Deutschen sind gar nicht problembewusst. Denn sie haben gelernt: Wer im Ausland das Roaming auf seinem Handy ausschaltet und WLAN-Verbindungen zum Surfen nutzt, kann sich vor teuren Kostenfallen schützen. Jetzt ist aber neue Wachsamkeit angesagt.

    Handy aus und trotzdem zahlen? Bei Geister-Roaming wachsam sein

    Verbraucherschützer Grund rät deshalb: Wer in diesen Tagen von einem Auslandsurlaub zurückkommt, solle die nächste Handyabrechnung genau kontrollieren. Will der Provider für Datentransfers Geld, obwohl Roaming und mobile Datenverbindung deaktiviert waren, sollten sich Betroffene sofort bei ihrem Netzanbieter melden, empfiehlt auch Jasmin Keye vom Onlinemagazin Teltarif.

    Zwar ist das mysteriöse Datenvolumen typischerweise dann nur wenige Kilobyte groß. Trotzdem können bei manchen Smartphone-Tarifen auch schon kleine Mengen die Buchung eines kostenpflichtigen Datenpakets fürs Ausland auslösen – und der ahnungslose Handy-Nutzer hat automatisch eine Tagesflat am Hals, die er gar nicht braucht. Für die er aber täglich meist zwei bis drei Euro in Rechnung gestellt bekommt.

    „Wer zwei Wochen weg ist und jeden Tag zahlen soll, wird sich ganz schön ärgern“, berichtet Keye. Das Phänomen trete bei allen drei großen Mobilfunknetzbetreibern in Deutschland auf, sagt Netzagentursprecher Reifenberg. Die Firmen hätten kundenfreundliche Lösungen zugesagt sowie versprochen, jeden Einzelfall zu prüfen und falsche Gebühren zu erstatten. Die sehr kleinen Datenmengen durch Geister-Roaming weisen per se schon darauf hin, dass Kunden tatsächlich nicht aktiv im Netz unterwegs waren.

    Welche Smartphone-Besitzer betrifft das Geister-Roaming?

    Nach Informationen der Bundesnetzagentur sind längst nicht alle Smartphone-Besitzer vom Geister-Roaming betroffen. Nur wer ein modernes Handy der vierten Generation (4G) hat und einen Vertrag, der den schnellen Surfstandard LTE erlaubt, gehöre überhaupt zur „Problemgruppe“, sagt Reifenberg. Außerdem müssten im Reiseland LTE-Netze zur Verfügung stehen, was weltweit noch nicht überall der Fall ist. Das Ärgernis passiere offenbar immer dann, wenn Verbindungen aufgebaut werden und es keine klare Trennung zwischen Sprachtelefonie und Datenübertragung gebe, erläutert Reifenberg. Trotz Roaming-abschaltung werden netzintern wohl aktiv Daten an LTE-fähige Geräte gesendet und dazu kleinste Datenpakete heruntergeladen.

    Noch ist Geister-Roaming der Bundesnetzagentur zufolge kein Massenphänomen, das Millionen Handy-Besitzer trifft. Unzählige Bürger könnten die Extrakosten nach dem Urlaub nicht einmal bemerkt haben. Je stärker sich aber LTE-fähige Smartphones am Markt durchsetzen und der Ausbau der Netze voranschreitet, desto mehr Kunden könnten davon betroffen sein, sagt der Bonner Behördensprecher.

    Mobilfunk-Kunden mit LTE-Geräten können jetzt nur eins tun, um sich im Ausland vor lästigen Kostenfallen durch Geister-Roaming zu schützen: Sie müssen zusätzlich zum Datenroaming noch „mobile Daten“ in den Handy-Einstellungen deaktivieren plus die LTE-Funktion ausschalten, raten die Experten von Teltarif. In der Betriebsanleitung des Geräts wird in der Regel erklärt, wie die LTE-Abschaltung funktioniert. Alternativen: Das LTE-Handy gleich ganz daheim lassen oder die SIM-Karte vor dem Einschalten im Ausland herausnehmen, um das Gerät nur fürs Surfen in kostenfreien WLAN-Netzen zu verwenden.

    Eine gute Nachricht zum Roaming: Ab dem 15. Juni entstehen innerhalb der EU keine Zusatzkosten mehr. Hier gibt es mehr Infos dazu: Keine Roaming-Gebühr in der EU: Telefonieren im Ausland wird billiger

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