Auch Autofahrer haben Frühlingsgefühle. Plötzlich spüren sie dieses Verlangen, endlich Sommerreifen aufzuziehen. Doch gemach, gemach! Ruprecht Müller, Reifenexperte am ADAC-Technikzentrum in Landsberg am Lech, rät dazu, die Winterpneus noch ein wenig draufzulassen. Erst Ende April, Anfang Mai könne man sicher sein, nicht mehr von Kälteeinbrüchen überrascht zu werden. Die Regel, nach der Winterreifen von Oktober bis Ostern („von O bis O“) die richtige Wahl sind, gilt nur bedingt.
Schnee am Brenner
Selbst wer in den Osterferien in den wärmeren Süden fährt, muss zum Beispiel über den Brenner. Da kann noch Schnee liegen – „und Schnee ist das Schlimmste, was im Gesamtspektrum der Straßenbedingungen vorkommen kann“, formuliert Ingenieur Müller. Will heißen: So aufgeschmissen wie mit dem falschen Reifen im Winter bist du als Autofahrer kein zweites Mal.
Dem Winterpneu schadet es nicht, wenn er ein paar Überstunden schiebt. Die Gummimischungen sind für Temperaturen von minus 20 bis plus 20 Grad ausgelegt. Einen noch breiteren Einsatzbereich sollen Ganzjahresreifen abdecken.
Alleskönner beliebter
Müller sieht sie skeptisch, weil sie ein Kompromiss sind: „Winterreifen mit etwas besseren Sommer-Eigenschaften.“ Trotzdem sind die vermeintlichen Alleskönner im Kommen. Sie ersparen ihrem Besitzer neben den Kosten für einen zweiten Satz den Wechselstress in der Werkstatt.
Da Fachleute dort aber auch auf die Radnaben und Bremsen schauen, sei ein Besuch zwei Mal pro Jahr schon sinnvoll, sagt Müller. Ob die Sommerreifen noch gut sind, können Autofahrer selbst checken: Die Gummis sollten nicht älter sein als acht Jahre. Und das Profil sollte so tief sein, dass der Rand einer Ein-Euro-Münze darin verschwindet.