Wo früher die Ölheizung dominiert hat, konkurriert heute eine große Zahl unterschiedlicher Heizsysteme. Mit einigen Überlegungen können Hausbesitzer die für sie sinnvollen Techniken aber gut eingrenzen. Ein Punkt ist das Geld. Wie viel will ich investieren? Und für wie lange? Dazu kommt der Zustand des Hauses und der Gebäudehülle, sagt Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (Eza).
Altbau
Wer in einem wenig gedämmten Altbau mit klassischen Heizkörpern wohnt, dessen Heizung braucht hohe Temperaturen. „Dafür ist eine Verbrennung absolut notwendig“, erklärt Hartmut Adler, der als unabhängiger Energieberater mit einem Ingenieurbüro in Affing auch für die Verbraucherzentrale Bayern arbeitet. Infrage kommen seiner Meinung nach Öl, Gas und Holz, meist als Pellets.
Wer bisher mit Öl heizt und hohe Investitionen scheut, kann sich zwar wieder für eine Ölheizung mit Brennwerttechnik entscheiden, sagt Energiefachmann Sambale. Er warnt aber davor, „sich vom momentan niedrigen Ölpreis verführen zu lassen“. Im Februar 2016 kostete eine Kilowattstunde Wärme aus Heizöl 3,96 Cent, bei Pellets waren es 4,84 Cent, bei Gas 6,47, berichtet der Deutsche Energieholz- und Pelletverband. Doch Energieberater Adler warnt: eine Heizung hält 20 bis 30 Jahre. Dass Öl solange billig bleibt, sei zumindest ungewiss.
Eine Alternative zu Öl und Gas ist der Umstieg auf eine Pelletheizung. „Zwar sind die Investitionskosten höher, dafür bekommt man einen nachhaltigen Brennstoff mit zuletzt niedrigen Preisschwankungen“, sagt Energiefachmann Sambale.
Wird die Heizung erneuert, dem rät Adler zudem dazu, auch das Heizsystem zu optimieren: Sind die Leitungen verkalkt? Zieht der Kamin? Rentiert sich eine größere Sanierung und eine Lüftung?
Sanierung und Neubau
Wer bald in einem Niedrigenergiehaus mit einer Top-Gebäudehülle und Gasanschluss wohnt, der hat nach Ansicht von Sambale mit einer Gasbrennwertheizung die niedrigsten Investitionskosten. Pelletheizungen mit ihren stabilen Brennstoffkosten seien eine umweltfreundliche Alternative. Auch elektrische Wärmepumpen spielten in gut gedämmten Häusern ihre Stärken aus.
Wärmepumpen
Die Geräte nutzen die Umgebungstemperatur der Luft, der Erde oder des Grundwassers zum Heizen, benötigen aber auch Strom. Sie eignen sich nach Einschätzung von Adler insbesondere für Häuser mit Flächenheizungen. Denn Fußbodenheizungen oder Wandheizungen funktionierten auch mit niedrigen Heizwasser-Temperaturen. Zwar könne eine Wärmepumpe das Heizwasser statt auf 30 auch auf 60 Grad erhitzen, sie bräuchte dann aber ein Vielfaches an Elektrizität. Im Altbau mit klassischen Heizkörpern seien Wärmepumpen deshalb nicht effizient.
Auch bei den Geräten selbst gibt es Unterschiede: Luft-Wärmepumpen eignen sich nach Ansicht von Sambale für wärmere Lagen. „Im Allgäu, bei kalten Wintern, auf 1000 Meter Höhe, stoßen sie an Grenzen.“ Effizienter seien dann Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen.
Solarthermie
Ob Altbau oder Neubau, wer auf Öl, Gas oder Pellets setzt, für den lohnt sich nach Berechnungen von Adler häufig die Kombination mit einer Solarthermieanlage. Dann heizt die Sonne mit. Solarthermie ist eine perfekte Kombination mit Holzheizungen, meint Sambale: Das verschleißanfällige An- und Abschalten im Sommer werde minimiert, die Lebensdauer der Heizung steige.
Blockheizkraftwerke
Großer Pluspunkt ist hier, dass ein Motor läuft, der nicht nur Wärme, sondern auch Strom erzeugt. „Das wesentliche Kriterium, ob sich ein Blockheizkraftwerk rechnet, ist die Laufzeit“, sagt Energieberater Adler. Denn wenn die Heizung nicht läuft, ruht auch der Motor und erzeugt keine Elektrizität. „Neue Häuser sind sehr energieeffizient und kommen deshalb oft nicht auf lange Laufzeiten, welche die Investitionen rentabel machen“, warnt er.
Interaktiver Rechner
Welches System ist nun das richtige? Anhaltspunkte liefert der interaktive Rechner der Verbraucherzentrale Bayern (www.verbraucherzentrale-bayern.de/heizsystemvergleich). Einfach Wohnort, Typ des Gebäudes, Baujahr und Dämmung eingeben, dann wird errechnet, welches Heizsystem rentabel sein kann.
Beispiel: Ein Reihenhaus, Erdgasanschluss, Baujahr 1984 bis 1994, Dachdämmung, mittlerer Trinkwasserverbrauch. Auf Platz 1 der wirtschaftlichsten Heizsysteme landet die Gasbrennwertheizung, gefolgt von einer Kombination mit Solarthermie und auf Platz 3 einer Pelletheizung. Bei einem stärker gedämmten Haus rückt die Wärmepumpe auf Platz 3 vor.
Zu beachten sei allerdings, dass es sich lediglich um eine Orientierungshilfe handelt, die keine individuelle Beratung ersetzen kann – und dass zusätzliche staatliche Förderungen eine Investition attraktiver machen können.
Förderung
Derzeit ist nach Einschätzung von Sambale die staatliche Förderung für Heizungen und Modernisierungen so gut wie nie zuvor. Oft lassen sich mehrere Förderungen kombinieren. Darauf weist Frank Schönfelder hin, Marketingleiter des Pelletheizungsherstellers KWB aus Mertingen.
Ein Beispiel: Zusätzlich zur Basisförderung für einen Pelletkessel in Höhe von 3000 Euro durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gibt es Förderungen für Pufferspeicher, Partikelabscheider und Solarkollektoren, die sich auch noch mit Zuschüssen aus dem 10 000-Häuser-Programm des Freistaats Bayern und dem Anreizprogramm Energieeffizienz kombinieren lassen. „Durchaus realistisch sind 11 900 Euro für einen Heizungstausch einer Altanlage durch eine Pelletheizung mit heizungsunterstützender Solaranlage“, sagt Schönfelder.
Weitere Beispiele: Nach Berechnung des Energie- und Umweltzentrums Allgäu können sich die Förderungen für ein Einfamilienhaus mit Ölheizung, Baujahr 1989, bei dem Einbau eines neuen Öl- oder Gasbrennwertkessels aktuell auf 2500 Euro summieren, bei dem zusätzlichen Kauf einer Solaranlage plus Optimierung des Heizsystems auf 7100 Euro. Für eine Erd-Wärmepumpe plus Photovoltaikanlage gibt es 6600 Euro. Wird das Haus generalsaniert, seien 55 100 Euro Förderung möglich.