- Haltungsform: Die Haltungsform ist kein eigenes Siegel, sondern ordnet eine Vielzahl bestehender Kennzeichnungen in ein einfaches System mit vier Kategorien ein, um dem Verbraucher eine bessere Orientierung zu bieten. Fleisch mit der Kennzeichnung gibt es bei Aldi Süd und Nord, Lidl, Kaufland, Edeka, Netto Marken-Discount, Penny und Rewe. Jeder Händler entscheidet selbst, wie viele Produkte mit welcher Haltungsstufe er anbietet. Stufe I (Stallhaltung) entspricht den gesetzlichen Vorgaben. Unter Stufe IV (Premium) wird auch Fleisch eingruppiert, das der EG-Ökoverordnung entspricht. Aber darunter gefasst wird auch Fleisch, das viel höhere Biostandards erfüllt, etwa jene der ökologischen Anbauverbände wie Bioland oder Demeter.
Kritik gibt es vor allem daran, dass sich die Kriterien nur auf die Art der Stallhaltung beziehen. Schweine durchlaufen bis zur Schlachtung drei Stationen, die häufig in verschiedenen, spezialisierten Betrieben stattfinden: Sauenhaltung, Ferkelaufzucht, Mast. Die Haltungsform bezieht sich nur auf die Mast. Das heißt, Kriterien wie „Kupieren des Ringelschwanzes“ oder „betäubungslose Kastration“, die ab Ende des Jahres verboten ist, sind nicht berücksichtigt. Auch für Transport und Schlachtung gibt es keine über die gesetzliche Regelung hinausgehenden Vorgaben. Zudem gibt es laut einem Test der Verbraucherzentralen Fleisch der strengeren Haltungsform-Stufen III und IV kaum im Handel zu kaufen.
- Initiative Tierwohl: Die Organisation führt Landwirte, Lebensmittelhandel und Fleischwirtschaft zusammen und hat mit Marktanteilen von 24 Prozent (Schwein) und rund 70 Prozent (Geflügel) den größten Einfluss auf die Tierhaltung. Fleisch mit dem Siegel wird zu Standards erzeugt, die leicht über dem gesetzlichen Minimum liegen. Landwirte erhalten für den Mehraufwand ein zusätzliches Entgelt. Noch ist das Siegel im Handel nur auf Geflügelfleisch zu sehen, da nicht garantiert werden kann, dass Schweine auf allen drei Stationen ihres Lebens durchgängig von den besseren Haltungskriterien profitiert haben.
Bei unverarbeitetem Geflügelfleisch sind dafür zum Teil schon ganze Sortimentsbereiche im Handel so umgestellt worden, dass sie der Stufe II der Haltungsform-Kriterien entsprechen. Bisher wird die Initiative aus einem gedeckelten Fonds gespeist, der vom Lebensmitteleinzelhandel bezahlt wird. Daher können aktuell keine neuen Tierhalter in das Programm aufgenommen werden. Aber die Initiative Tierwohl ändert ab 2021 ihr Finanzierungsmodell und will deutlich mehr Betriebe aufnehmen. Der Handel hat sich verpflichtet, das teurere Fleisch im großen Stil in den Markt zu bringen. Zudem soll auch Schweinefleisch bis 2024 durchgängig nach Tierwohlkriterien erzeugt und auch so ausgezeichnet werden.
- Für mehr Tierschutz: Der Deutsche Tierschutzbund hat bereits 2013 ein zweistufiges Siegel eingeführt, das Schweine- und Geflügelfleisch aus tiergerechterer Produktion kennzeichnet. Inzwischen sind auch Eier und Milch mit dem Siegel erhältlich. Schon in der Einstiegsstufe gehen die Anforderungen deutlich über den gesetzlichen Mindeststandard hinaus, so ist beispielsweise mehr Platz vorgeschrieben, das Kupieren der Schwänze bei Schweinen ist ebenso verboten wie die betäubungslose Kastration. Zudem gibt es auch für Transport und Schlachtung strenge Anforderungen. Die Premiumstufe kommt in vielen Kriterien in den Bereich der Biohaltung.
- EU-Biosiegel: Ein stilisiertes Blatt auf hellgrünem Grund müssen seit dem Jahr 2012 alle Biolebensmittel tragen, die in der EU hergestellt werden. Das sechseckige deutsche Biosiegel kann auf freiwilliger Basis zusätzlich auf der Verpackung aufgebracht werden. Die Bioverbände wie Demeter oder Bioland liegen mit ihren Anforderungen zum Teil noch deutlich über diesem Standard. Zum Beispiel gibt es beim EU-Biosiegel keine Regelung zur Begrenzung der Transportdauer zur Schlachtung. Für Mastrinder ist der Weidegang nur ein Sollkriterium, die Silagefütterung ist beim EU-Biosiegel nicht geregelt.
- Regionalfenster: Dieses Label sagt nichts über die Haltungsmethoden aus, sondern nur über die Herkunft und den Ort der Verarbeitung. Regionale Lebensmittel stehen für eine klimafreundlichere Produktion.
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