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Hunde benötigen nicht immer Aufmerksamkeit

Hundeerziehung

Der Hund muss nicht immer im Rampenlicht stehen

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    Auch zuckersüßen Blicken sollten Herrchen und Frauchen manchmal widerstehen. Langfristig zahlt es sich aus.
    Auch zuckersüßen Blicken sollten Herrchen und Frauchen manchmal widerstehen. Langfristig zahlt es sich aus. Foto: Insa Kohler, dpa

    Der Hund soll eine Stunde allein bleiben? Oh nein, auf keinen Fall! Er soll im Körbchen ausharren, wenn Besuch kommt? Keinesfalls, er wohnt ja hier und hat alle Freiheiten! Immer wieder treffe ich auf Hundebesitzer, die es selbst nicht ertragen können, wenn ihr Liebling kurzzeitig nicht im Mittelpunkt steht. Das kann zu Problemen im Miteinander führen – und ist auch für den Hund nicht gut.

    Beispiel: Der Hund soll sich daran gewöhnen, in der Transportbox im Auto zu sitzen. Es ist vorhersehbar, dass er sich anfangs möglicherweise beschweren wird. Während sich Kommandos wie Sitz oder Platz sofort mit einem Leckerli belohnen lassen, lernen Hunde das Warten nur mit einer kurzen, aber nicht zu verhindernden Irritation. Aber erst, wenn dieses Betteln ignoriert wird und der Besitzer zuverlässig wenig später wieder da ist, kann der Hund für sich erkennen, dass Alleinsein kein Weltuntergang ist.

    Sicher, im Zentrum des Geschehens zu stehen ist eine angenehme Sache. Schon Kleinkinder setzen dafür zuckersüße Blicke auf. Gelingt die Masche, wenden sie sie regelmäßig an. Bei einigen Hunden ist das nicht anders. Damit sich die Welt einzig und allein um sie dreht, haben sie so manchen Trick auf Lager. Anstupsen, Pfote auf das Knie legen, Köpfchen schief legen, winseln etc. Sie kennen das Repertoire vermutlich?

    Aufmerksamkeit rund um die Uhr macht den Hund nicht glücklicher

    Der Trugschluss: Dem Hund rund um die Uhr mit Aufmerksamkeit dienen zu können, macht ihn nicht glücklicher. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Er leidet sofort unter Stress, wenn jemand nur den Raum verlässt. Schlimmstenfalls entwickelt sich Trennungsangst, die sich von normalem Trennungsverhalten deutlich unterscheidet. Hunde mit Trennungsangst werden regelrecht panisch, wenn der Besitzer aus dem Haus geht. Die Folge sind Bellkonzerte oder Zerstörungswut. Daran erkennt man schon: Der Hund ist in diesen Momenten nicht happy, denn zufriedene und ausgeglichene Hunde bellen nicht stundenlang durch. Wer dann mit Sätzen kommt wie „Unser Hund kann nicht allein bleiben“, schiebt den eigenen Erziehungsfehler dem Hund in die Schuhe. Dabei wäre es gar nicht so schwierig, Hundeschulen haben prima Tipps dazu.

    Auch Unangenehmes für eine kurze Zeit aushalten können, das müssen manche Hundebesitzer erst lernen. Nachvollziehbar, winseln geht einfach zu Herzen. Lernt der Mensch es nicht, kann der stets lästige, nervöse und ängstliche Hund das gesamte Umfeld an seine Grenzen bringen, weil die Leitfigur des Rudels nicht souverän bleibt.

    Auf Vertrauen kommt es an

    Wie wunderbar entspannt ist das Leben hingegen für einen ausgeglichenen Hund, der schlummernd auf seinen Menschen wartet. Es ist ein Beweis für großes Vertrauen - und für den Besitzer, der dieses Vertrauen mit seiner Zuverlässigkeit gewonnen hat, ein dickes Lob.

    Zur Autorin: Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.

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