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Handel: LKA warnt: Fakeshops unter dem Dach von Amazon

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LKA warnt: Fakeshops unter dem Dach von Amazon

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    Auch wer auf der Seite von Amazon auf Produkte aufmerksam wird, sollte eine gewisse Vorsicht walten lassen. Im sogenannten Amazon-Marketplace sind Fakeshops aufgetaucht.
    Auch wer auf der Seite von Amazon auf Produkte aufmerksam wird, sollte eine gewisse Vorsicht walten lassen. Im sogenannten Amazon-Marketplace sind Fakeshops aufgetaucht. Foto: Ulrich Wagner

    Erfahrene Onlinekunden wissen, dass sie sich vor Fakeshops in Acht nehmen müssen, also vor betrügerischen Händlern. Wer jedoch bei Amazon bestellt, wähnt sich in Sicherheit – was sich aber als teurer Irrtum erweisen kann. Denn auch auf dem Amazon-Marketplace tummeln sich Fake-Betrüger. Die wichtigsten Fragen und Antworten hierzu.

    Was ist der Marketplace von Amazon?

    Amazon verkauft nicht nur selbst an Kunden, sondern erlaubt es auch anderen Händlern, Waren auf der Amazon.de-Webseite anzubieten. Wichtig: Der Internetriese ist dann nicht Verkäufer dieser Marketplace-Produkte und nicht Vertragspartner des Bestellers.

    Wie läuft das bei den Fake-Angeboten?

    Fakeshops werben im Internet mit supergünstigen Preisen, kassieren das Geld von Käufern – und liefern die Ware dann nicht. Das ist ein altbekanntes Phänomen. Dass Gauner es jedoch schaffen, mit Fake-Angeboten auf den Amazon-Marketplace zu kommen, wissen viele Online-Besteller nicht – die Polizei aber sehr wohl. So entdeckten Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen erst vor wenigen Tagen wieder einen Fall – mit circa 300000 Fake-Artikeln als Lockmittel. „Diese Art der Fakeshops auf Amazon werden wiederholt festgestellt“, berichtet LKA-Cybercrime-Experte Hans-Joachim Henschel.

    Was sagt Amazon zu dem Problem?

    Zu den Fake-Angeboten teilte eine Amazon-Sprecherin auf Anfrage mit, das Unternehmen dulde betrügerische Aktivitäten in keiner Weise. Es handele sich „weiterhin um Einzelfälle. Und wir sind ganz überwiegend schnell und erfolgreich in der Identifikation und Aufarbeitung.“

    Wie gehen die Betrüger vor?

    Ein Trick ist, eine eigene Fake-Seite auf Amazon.de zu platzieren. Oder die Kriminellen hacken den Account eines seriösen Marketplace-Shops und bieten dort Fake-Produkte an. „Das ist für die Verbraucher noch riskanter, weil sie sich von den guten Bewertungen, die der seriöse Händler zuvor erhalten hat, vielleicht beeindrucken lassen“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Erstmals beobachtet hat der Verbraucherschützer das Fake-Phänomen auf dem Marketplace „schon 2013, aber das Problem besteht offenbar immer noch“, wie er sagt.

    Wie kommt ein Betrüger an das Geld der Kunden?

    Er animiert Interessenten auf der manipulierten Verkaufsseite, ihn kurz nach der Bestellung per Mail zu kontaktieren, und zwar an Amazon vorbei. „Anschließend fordert er sein Opfer auf, ihm das Geld zu überweisen, meist auf Konten irgendwo in Europa“, erläutert Kathrin Körber, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

    Bietet Amazon keinen Schutz vor Fakeshops?

    Amazon gewährt den Marketplace-Bestellern einen Käuferschutz mit sogenannter A-bis-Z-Garantie. Das bedeutet, dass der Kunde sein Geld zurückbekommt, wenn er die bestellte Ware nicht innerhalb einer bestimmten Frist erhält oder es sonst Probleme gibt. „Aber dieser Käuferschutz greift nicht, wenn Besteller der Aufforderung der Betrüger folgen und an Amazon vorbei das Geld überweisen“, betont Verbraucherschützerin Körber.

    Weshalb fällt den Bestellern der Trick nicht auf?

    Ob Verbraucher stutzig werden, hängt von ihrer Sorgfalt ab. Ein aktuelles Beispiel der Verbraucherzentrale: Betrüger stellten Fake-Angebote für Strandkörbe auf Marketplace-Seiten. Ein Kunde bestellte. Die Bestellbestätigung, die er von den Kriminellen per Mail erhielt, glich den Originalnachrichten von Amazon im Aufbau und den Farben fast hundertprozentig. „Der Absender warb in der Mail mit dem Amazon-Käuferschutz, gab jedoch eine spanische Bankverbindung an, nur dadurch fiel der Betrugsversuch zum Glück rechtzeitig auf“, sagt Juristin Körber.

    Was können Kunden tun?

    Die Kommunikation und Bezahlung sollten über den Portalanbieter Amazon erfolgen, rät Kriminalhauptkommissar Henschel vom LKA. „Wichtig ist, den Buchungsweg bei Amazon nicht zu verlassen und die Bestellung über die Plattform zu bezahlen, nur dann besteht Anspruch auf den Käuferschutz“, sagt auch Juristin Körber. Verbraucherschützer Tryba empfiehlt, nicht auf Vorkasse zu bezahlen. „Eine sichere Bezahlweise, möglichst auf Rechnung, ist das beste Mittel gegen Fakeshops“, so Tryba.

    Und wenn die Fakes auf eigentlich seriösen Seiten stehen?

    Das ist tückisch, weil hier Hacker am Werk sind und die seriösen Verkäufer dies nicht gleich bemerken. Ein mögliches Erkennungsmerkmal: Laut LKA bieten die Betrüger in der Regel zwischen 200.000 und 500.000 Produkte „aus diversen Kategorien“ auf den gehackten Shop-Seiten an – und zwar oft andere, als der seriöse Händler normalerweise vertreibt, also beispielsweise Kameras oder Fahrräder anstelle von Kleidung. „Innerhalb kürzester Zeit werden massenhaft Artikel von den Tätern angeboten“, erläutern die LKA-Internetspezialisten.

    Wie sollten Käufer reagieren, wenn sie Unregelmäßigkeiten entdecken?

    Wer Fake-Angebote auf dem Amazon-Marketplace entdeckt, sollte dies dem Amazon-Kundendienst mitteilen, „damit hier schnell gehandelt wird“, betont das LKA. Nach Angaben der Amazon-Sprecherin ergreife das Unternehmen umgehend Maßnahmen zum Schutz der Kunden, falls Vertragspartner gegen die Teilnahmebestimmungen verstoßen. „Diese beinhalten natürlich auch die etwaige Schließung von Verkaufspartnerkonten.“

    Was, wenn ich bereits Opfer geworden bin?

    Die Polizei rät, Anzeige bei der örtlichen Polizeidienststelle zu erstatten. Außerdem sollte die eigene Bank oder der Zahlungsdienstleister informiert werden, um den Geldtransfer ins Ausland möglicherweise noch zu stoppen. Die Erfolgschancen, es von dort zurückzubekommen, sind nämlich gering. Dazu die LKA-Experten: „Das Geld wird an die Täter oder Mittelsmänner überwiesen und ist somit weg.“

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