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Handel: Die fiese Ticket-Masche von Viagogo

Handel

Die fiese Ticket-Masche von Viagogo

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    Die Ticketbörse Viagogo nutzt die Verzweiflung der Fans, um auf ihrer Internetseite überteuerte Eintrittskarten für Konzerte oder Fußballspiele anzubieten.
    Die Ticketbörse Viagogo nutzt die Verzweiflung der Fans, um auf ihrer Internetseite überteuerte Eintrittskarten für Konzerte oder Fußballspiele anzubieten. Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild)

    Konzertkarten sind beliebte Weihnachtsgeschenke – für Künstler wie Rammstein oder Helene Fischer aber schnell ausverkauft. Nur beim Ticketportal Viagogo nicht. Die Homepage erscheint seriös, der Service wirkt transparent. Doch hinter dem Schleier vermeintlicher Seriosität verbirgt sich ein umstrittenes Geschäft, das Verbraucher nicht nur um ihr Geld bringen kann.

    Schon seit Jahren steht Viagogo in der Kritik. In Erfahrungsberichten sprechen Kunden von Abzocke und Betrug. Hinter dem Namen Viagogo steckt eine Ticketplattform für den Zweitmarkt, kein offizieller Anbieter. Das Prinzip ist einfach: Tickethändler kaufen den Fans in der Regel die Karten für Konzerte, Sport- oder Comedyveranstaltungen vor der Nase weg, um sie anschließend für wesentlich mehr Geld bei Viagogo anzubieten. Kostet eine Karte für das Rammstein-Konzert zum Beispiel offiziell rund 100 Euro, gibt es sie bei Viagogo für 1000. Zusätzliche Vermittlungsgebühren kommen noch mal oben drauf.

    Vorteil für Viagogo: Ticketmarkt in Deutschland nicht klar geregelt

    Ist das rechtens? „Das ist eine schwierige Frage, da der Ticketmarkt in Deutschland nicht ausreichend reguliert ist“, sagt Rechtsanwältin Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern. Viagogo agiere nicht als Verkäufer, sondern betreibe eine Plattform, auf der vermeintlich private Verkäufer Tickets weiterverkaufen können. „Ob und zu welchen Preisen Tickets weiterverkauft werden dürfen, ist eigentlich nur zwischen dem Veranstalter und dem ersten Käufer geregelt“, sagt Halm. Viagogo bewegt sich damit rechtlich in einer Grauzone.

    Das Problem ist, dass viele Verbraucher den Eindruck haben, dass es sich bei Viagogo um eine offizielle Verkaufsstelle handelt. Kaum jemand, sagt Halm, gehe daher davon aus, dass die Ticketpreise nicht den Originalpreisen entsprechen. „Die Verbraucher rechnen nicht mit zusätzlichen Vermittlungsgebühren und sie rechnen nicht damit, dass es tatsächlich einen anderen Verkäufer gibt.“ Das stellt den Kunden vor ein weiteres Dilemma: Sind die Tickets ungültig, ist der Verkäufer der Ansprechpartner – nicht Viagogo.

    Durch Viagogo entsteht ein undurchschaubarer Zweitmarkt

    Da es laut Verbraucherzentrale Bayern von den Verkäufern aber selten Kontaktdaten gibt, bleibt der Kunde am Ende hilflos zurück, ohne Tickets und mit einem hohen Geldverlust. Problematisch ist es laut Rechtsanwältin Halm auch, dass durch Viagogo ein Zweitmarkt entsteht, der die Preisstruktur erheblich verfälscht. Das heißt, Preisvorgaben von Künstlern und Veranstaltungen werden ignoriert. Und weil Fans keinen anderen Weg sehen, an die Tickets zu kommen, profitieren Portale wie Viagogo.

    Das ärgert nicht nur die Fans selbst, sondern auch Künstler, Veranstalter sowie offizielle Ticketanbieter wie Eventim. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn der Gesetzgeber gegen überzogene Preise auf dem Zweitmarkt vorgeht“, sagt Eventim-Sprecher Christian Steinhof. Deutschland solle sich ein Beispiel an Frankreich nehmen. Dort sei der Weiterverkauf von Tickets weitgehend untersagt, so Steinhof.

    Verbraucherzentrale klagt gegen Ticket-Anbieter Viagogo

    Um den Weiterverkauf auf dem Zweitmarkt einzudämmen, bietet Eventim die Weiterverkaufsplattform „Fansale“ an. Wer dort seine Tickets wieder verkaufen will, muss sie zum Originalpreis des deutschen Ticketanbieters anbieten. Außerdem personalisiert Eventim einige Karten und nutzt spezielle Sicherheitsprogramme, um automatisch generierte Bestellungen von Robotern zu verhindern. Eventim, sagt Steinhof, arbeite mit dem Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft bereits an weiteren Lösungen, um den Weiterverkauf von Tickets über den Zweitmarkt zu unterbinden. Auch der große Konzertveranstalter „Deag“ überlegt sich Strategien, um den Schwarzmarkt einzudämmen.

    Mitte des Jahres haben die Marktwächterexperten der Verbraucherzentrale Bayern Klage gegen das Ticketportal Viagogo erhoben. Grund dafür sei, sagt Halm, dass der Verbraucher nicht klar erkennen kann, dass es sich bei Viagogo um eine Ticketbörse handelt, nicht um einen Verkäufer. Außerdem gehen sie auch gegen die Viagogo-Garantie vor. Das Unternehmen gibt vor, den Erhalt der Tickets zu sichern, im Kleingedruckten schränkt das Unternehmen die Garantie allerdings wieder ein.

    Rechtsexpertin Halm empfiehlt Verbrauchern, Tickets nur bei offiziellen Verkaufsstellen zu kaufen. „Es ist natürlich schwierig, die Angebote auf den Börsen nicht zu nutzen, wenn man als Fan eine Leidenschaft hat.“ Aber weil immer mehr Tickets personalisiert werden, steige die Gefahr, dass ein Fan viel Geld zahlt, am Ende aber keinen Einlass erhält.

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