Das Angebot an der Fleischtheke im Discounter groß. Doch Verbrauchern fehlt oft der Durchblick: Warum ist das auf den ersten Blick gleiche Produkt einmal günstig, einmal teuer? Schon lange wünschen sich Kunden mehr Transparenz darüber, wie das Tier gehalten wurde, das nun auf dem Teller landet. Lidl hat im April einen ersten Vorstoß gewagt und einen sogenannten Haltungs-Kompass eingeführt. Das Label umfasst vier Stufen. Andere Discounter wie Penny, Kaufland, Norma und zuletzt Aldi haben nachgezogen - und damit die Politik unter Druck gesetzt. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) will 2020 ein Label mit drei Stufen auf den Markt bringen. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Haltungskompass.
Kennzeichnung: Was bedeutet der sogenannte Haltungskompass beim Fleisch?
Lidl vertraut seit April dieses Jahres auf einen Kompass, der vier Stufen unterscheidet. Der Discounter hat damit auf die Wünsche vieler Kunden reagiert, wie Sabine Hülsmann von der Verbraucherzentrale Bayern erklärt: „Umfragen haben gezeigt: Kunden liegt eine größere Transparenz über die Haltung der Tiere und das Tierwohl an sich am Herzen.“ So können Verbraucher direkt im Laden sehen, wie das Tier gehalten wurde. Mittlerweile haben auch Penny, Kaufland, Norma und Aldi solche Labels.
Was verbirgt sich hinter den einzelnen Stufen?
Die erste Stufe des Kompasses, „Stallhaltung“, hält sich lediglich an die gesetzlichen Vorgaben. Die Tiere genießen also keine weiteren Vorzüge. „Stallhaltung plus“ beschreibt die zweite Stufe. Tiere haben mehr Platz und Beschäftigungsmaterial.„Außenklima“ heißt die dritte Stufe, bei der Tiere dann auch durchaus nach draußen auf eine Grünfläche dürfen. "Bio-Qualität" verbirgt sich hinter der vierten Stufe. Was das für jedes Tier im Einzelnen bedeutet, ist online einsehbar. Im Falle eines Masthähnchens heißt Stufe 4: Das Tier hat mindestens ein Drittel seines Lebens im Freien verbracht.
Ist der Kompass in allen Discountern vergleichbar?
Nein. Während Lidl wie beschrieben auf den Kompass setzt, der vier unterschiedliche Stufen auszeichnet, hat Aldi lediglich ein „fair und gut“-Label. „Jeder Discounter hat andere Kriterien. Das heißt: Nur weil ein Produkt in zwei Läden die gleiche Stufe hat, muss die Qualität nicht die gleiche sein“, sagt die Expertin. Aldis Label orientiere sich an den Kriterien des Deutschen Tierschutzbundes.
Etikett beim Fleisch: Wer kontrolliert Label?
Es finden unabhängige Kontrollen statt, ähnlich wie im Bio-Bereich. Diese seien jedoch verbesserungsfähig, betont Hülsmann: „Diese Firmen kontrollieren im Grunde ihre Auftraggeber. Deshalb ist eine dreifache, staatliche Kontrolle verlässlicher.“ Bei dieser wird zusätzlich die Kontrollbehörde überprüft.
Was bringt der Kompass?
„Die Discounter haben die Kennung sicherlich eingeführt, um Kunden an sich zu binden und aus Marketing-Gründen. Doch mit dieses Schritt setzen sie die Politik unter Druck, was wir begrüßen“, sagt Hülsmann. Die Verbraucherzentrale finde es allerdings schade, dass sich die Discounter nicht an der Eier-Klassifizierung orientiert haben. Diese beinhaltet die Stufen null bis drei, wobei null die beste Stufe ist. Immer wieder neue Kennzeichnungen verwirren vor allem die Kunden, meint die Lebensmittel-Expertin. Wenn ein staatliches Label kommt, dann spricht sich die Verbraucherzentrale dafür aus, dass die Einstiegsstufe deutlich über den gesetzlichen Mindestanforderungen liegt.
Sind bereits Auswirkungen auf das Kaufverhalten bei Fleischwaren zu spüren?
Vegetarier, Veganer, Frutarier: Wer isst eigentlich was?
Vegetarier verzichten bei ihrer Ernährung auf Fleisch bzw. auf alle Lebensmittel, für die ein Tier sterben musste. In Deutschland leben rund 3,7 Prozent der Bevölkerung vegetarisch.
Flexitarier wollen gegen die Massentierhaltung protestieren - allerdings ohne ganz auf Fleisch zu verzichten. Die Flexitarier achten verstärkt darauf, was für Fleisch ihnen auf den Teller kommt.
Die Pescetarier: Fleisch nein, Fisch ja! Daher leitet sich auch ihr Name ab: Das italienische "pesce" bedeutet Fisch. Ihr Hauptanliegen ist es, ein Zeichen gegen unwürdige Haltung von Landtieren zu setzen.
Der Rohköstler verzichtet darauf, sein Essen zu kochen. Rohkost kann vegetarisch sein, muss es aber nicht. Wichtig ist nur das fehlende Erhitzen der Lebensmittel.
Veganer lehnen alle Lebensmittel aus tierischer Herkunft ab. Damit wollen sie ein Zeichen gegen das Ausnutzen von Nutztieren setzen. Der Veganer verzichtet also nicht nur auf Fleisch, sonder auch auf alle anderen Lebensmittel, die von Tieren stammen.
Frutarier ernähren sich nur von pflanzlichen Lebensmitteln. Hinzu kommt aber, dass für ihr Essen die Pflanze nicht beschädigt werden darf. Kartoffeln und Rüben dürfen nicht gegessen werden, weil bei der Ernte die ganze Pflanze zerstört wird.
Freeganer versuchen kostenlos zu leben und sich auch kostenlos zu ernähren. Sie suchen beispielsweise in Supermarktabfällen nach abgelaufenen Joghurts oder Obst. Die meisten von ihnen leben zusätzlich vegetarisch. Mit ihrer Lebensweise wollen die Freeganer auf Verschwendung, Überfluss und vor allem auf die weltweite Armut hinweisen.
Nein, dafür gibt den Kompass und andere Labels noch nicht lange genug. Eine Stichprobe im April habe gezeigt, dass bei den Stufen drei und vier noch wenig Auswahl zu finden ist. „Allerdings hat Lidl die Kennung da erst eingeführt, der Marktcheck ist also nicht repräsentativ“, argumentiert Hülsmann. Auch der Fleischkonsum in Deutschland bleibt ungefähr gleich: Obwohl, so die Expertin, ein Bewusstsein in der Bevölkerung zu spüren ist, weniger Fleisch zu essen, liegt der Jahresverbrauch pro Kopf seit Jahren bei rund 60 Kilo. Dazu kommen noch knapp 30 Kilo an Wurstwaren.
Mehr hilfreiche Tipps und Informationen finden Sie hier in unserem Ratgeber zum Thema Kochen und in unserem Ratgeber zum Thema Ernährung.
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