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Flugreisen: Drohen in diesem Sommer besonders viele Flugausfälle?

Flugreisen

Drohen in diesem Sommer besonders viele Flugausfälle?

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    Wenn es zu Verspätungen oder gar Flugausfällen kommt, bleiben Fluggäste manchmal länger auf dem Boden, als ihnen lieb ist.
    Wenn es zu Verspätungen oder gar Flugausfällen kommt, bleiben Fluggäste manchmal länger auf dem Boden, als ihnen lieb ist. Foto: Boris Roessler, dpa

    Die Freude am Fliegen ist ungebrochen: Immer mehr Deutsche verreisen mit dem Flugzeug - ungeachtet der Trends zu Nachhaltigkeit und grünem Gewissen. Auch in diesem Sommer ist die Nachfrage riesig.

    Doch immer häufiger bleiben Urlauber wegen Flugausfällen oder Verspätungen länger auf dem Boden, als ihnen lieb ist. Droht gerade zur Hauptsaison ein Chaos? Experten erklären, was Fluggäste jetzt wissen sollten.

    Wie häufig kommt es in Deutschland zu Flugausfällen und Verspätungen?

    Die Zahl der Verspätungen und Flugausfälle in Deutschland ist in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich angestiegen. Laut einer Statistik des Fluggastrechte-Onlineportals EU-Claim wurden nämlich in diesem Jahr schon 14.352 Flüge annulliert, 3456-mal mussten Passagiere mehr als drei Stunden auf den Start ihrer Maschine warten.

    Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum nur 11.378 Annullierungen und 2113 Verspätungen. Über das gesamte Jahr verteilt wurden schon 2016 fast 20.500 Flüge annulliert, im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Flugausfälle aber auf knapp 22.000. Lange Verspätungen gab es im Jahr 2016 bei rund 5500 Flügen, im vergangenen Jahr waren es gut 6500.

    Welche Ursachen gibt es dafür?

    Die Gründe, warum ein Flugzeug später startet oder ganz ausfällt, sind vielfältig. Häufig machen den Airlines etwa heftige Unwetter oder ein Streik des Personals zu schaffen. Andere Fälle sind beispielsweise ein unverschuldeter Unfall am Flughafen oder ein Terroranschlag. "Das sind außergewöhnliche Ursachen, auf die die Fluggesellschaft nicht vorbereitet sein kann - und es auch nicht muss", sagt Rebecca Tackenberg, Sprecherin des Onlineportals für Fluggastrechte EU-Claim.

    Anders ist die Lage bei Planungsfehlern der Fluggesellschaft. "Zu Verspätungen und Flugausfällen kommt es etwa auch, weil ein technischer Defekt am Flugzeug vorliegt, ein Personalengpass in der Crew herrscht oder weil nicht genug Maschinen für den Flugplan zur Verfügung stehen", erklärt Tackenberg.

    Sabine Fischer-Volk, Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentrale Brandenburg, führt die vielen Flugausfälle auch auf den harten Wettbewerb unter den Anbietern zurück. "Die Airlines müssen trotz Niedrigpreisangeboten Gewinne erzielen, deshalb bemühen sie sich um eine bessere Auslastung ihrer Flüge. Dass dabei gezielt Flüge gestrichen oder zusammengelegt werden, ist nicht auszuschließen."

    In welchen Fällen muss die Airline ihre Passagiere entschädigen?

    Liegt die Ursache im Verantwortungsbereich der Airline, steht den Fluggästen in der Regel eine Entschädigung zu, sagt Tackenberg: "Dauert die Verspätung länger als drei Stunden oder fällt der Flug komplett aus, steht dem Passagier zudem Essen, Trinken und bei Bedarf auch eine Unterkunft zu. Wird der Flug annulliert, haben Fluggäste Anspruch auf einen Ersatzflug oder eine Erstattung der Ticketkosten."

    Diese Rechte haben Fluggäste bei einem Streik

    Wenn ein Flug wegen eines Streiks ausfällt, haben Passagiere bestimmte Rechte. So dürfen sie zum Beispiel kostenlos auf einen anderen Flug umbuchen.

    Reisende haben in den meisten Fällen auch die Möglichkeit, ihr Flugticket gegen einen Fahrschein für die Deutsche Bahn umzutauschen.

    Bei einem Piloten-Streik müssen sich die Airlines um die Passagiere am Flughafen kümmern. Den Reisenden stehen Essen und Getränke zu - oft bekommen sie dafür Gutscheine.

    Verschiebt sich der Flug auf den nächsten Tag, muss die Fluggesellschaft die Übernachtung in einem Hotel und auch die Fahrt dorthin bezahlen. Eine Pritsche im Terminal reicht in der Regel nicht aus

    Ab der fünften Verspätungsstunde hat der Fluggast zudem das Recht, sein Flugticket zurückzugeben und sich die Kosten erstatten zu lassen. Damit ist die Airline aber aus allen weiteren Pflichten entlassen.

    Normalerweise steht Reisenden eine Entschädigung zu, wenn sich ein Flug um mindestens drei Stunden verzögert oder er ganz ausfällt. Bei Streiks ist das aber nicht der Fall, da die nach Rechtssprechung als höhere Gewalt gelten.

    Und das manchmal sogar im Fall eines Streiks: "Wenn die Fluggesellschaft nachweislich zu wenig getan hat, um die Passagiere zeitnah anderweitig zu befördern, haben Fluggäste durchaus Chancen auf Entschädigung."

    Drohen zur Hauptreisezeit noch mehr Ausfälle und Verspätungen?

    Gestiegene Fallzahlen von Flugausfällen und Verspätungen müsse man immer im Kontext betrachten, sagt EU-Claim-Sprecherin Rebecca Tackenberg. "Bieten die Airlines heute mehr Flüge als früher an, ist das Risiko natürlich hoch, dass es auch mehr Ausfälle zu verzeichnen gibt."

    Gerald Wissel, Berater der Hamburger Consulting-Gesellschaft Airborne sagt: "Die Flugpläne sind immer mehr auf Kante genäht.“ Im Sommer schickten die Unternehmen alles in die Luft, was fliegt, um an der stark gestiegenen Nachfrage nach Flugreisen teilzuhaben. Reservemaschinen würden kaum vorgehalten, Mietjets seien äußerst knapp.

    Das beobachtet auch das Fluggastrechte-Portal EU-Claim immer häufiger. Demnach haben allein die zehn größten deutschen Fluggesellschaften im Jahr 2018 bislang 39 Prozent mehr Flüge als im Vorjahr angeboten. Die Zahl der Verspätungs- und Annullierungsfälle bei diesen sei allerdings deutlich stärker gestiegen, sagt Sprecherin Tackenberg: "Das zeigt eine schlechtere Performance der Airlines als 2017. Es scheint, dass sie noch nicht für das explosive Wachstum bereit sind."

    Gibt es Airlines, bei denen Verspätungen und Ausfälle besonders häufig sind?

    Im Rahmen der Statistik, die im Auftrag von EU-Claim erhoben wird, werten Experten auch aus, welche Fluggesellschaften besonders häufig betroffen sind. Mit 5231 Flugausfällen und 1830 Verspätungen ist die Lufthansa in diesem Jahr trauriger Spitzenreiter in beiden Bereichen. "Man muss aber auch sehen, dass es die Airline mit dem am Abstand größten Flugaufkommen ist", sagt Tackenberg.

    Im Annullierungs-Ranking 2018 folgen die Mitbewerber Eurowings, Ryanair, Easyjet und Condor. Von Verspätungen waren nach der Lufthansa die irische Fluggesellschaft

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