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Finanzkolumne: Was tun, wenn das Girokonto nicht mehr kostenlos ist?

Finanzkolumne

Was tun, wenn das Girokonto nicht mehr kostenlos ist?

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    Leicht und fast überall an Bargeld zu kommen, ist einer der Vorteile eines Girokontos. Doch der Service wird fast überall teurer.
    Leicht und fast überall an Bargeld zu kommen, ist einer der Vorteile eines Girokontos. Doch der Service wird fast überall teurer. Foto: Fabian Sommer, dpa

    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, insbesondere wenn es um seinen Alltag geht. So hat sich über die Jahre in Deutschland die kollektive Erwartungshaltung etabliert, dass ein Girokonto kostenlos sein muss. Ein Umstand, der sich derzeit rapide ändert.

    Gerade einmal 14 Banken in Deutschland bieten derzeit noch ein bedingungsloses, kostenfreies Girokonto an. Nur zehn davon sind Filialbanken. Kostenfreiheit gibt es zudem nur für Onlinekonten. Damit trifft ein begrenztes Angebot auf eine sehr hohe Nachfrage. Mit der Folge, dass nicht jeder, der ein kostenfreies Konto eröffnen möchte, unbedingt eines bekommt.

    Die Strafzinsen sind meist höher als die Gebühren

    Zwar sind direkte Absagen an Kunden noch nicht bekannt geworden. Interessant sind aber erste Beschwerden darüber, dass der Eröffnungsprozess wegen beispielsweise technischer Probleme teilweise so lange dauert, dass Kunden irgendwann das Interesse verlieren. Das mag mit dem Ansturm von Neukunden begründbar sein. Auf der anderen Seite können sich diese Banken ihre Kunden aussuchen und sind nicht verpflichtet, jeden aufzunehmen. Aber für wen lohnt sich der Aufwand um ein kostenfreies Girokonto überhaupt?

    Die Kontoführungskosten für ein Girokonto liegen zwischen 24 bis 120 Euro pro Jahr. Für Kunden mit geringen Einkommen und keinen bis wenig Rücklagen ist dies eine spürbare Belastung und die Kostenfreiheit relevant. Anders sieht es für jene aus, die hohe Einlagen bei der Bank haben. Für Einlagensparer mit Guthaben von 100.000 Euro und mehr auf dem Konto ist ein Verwahrentgelt der deutlich größere Kostenfaktor und ein Kontoentgelt eher verschmerzbar, wenn sonst die Konditionen stimmen.

    Der Trend geht zum Zweit- oder Drittkonto

    Vergleicht man ein monatliches Kontoführungsentgelt von fünf Euro und ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent ab 100.000 Euro stehen jährlich 60 Euro für die Kontoführung einem Strafzins in Höhe von 500 Euro gegenüber. Das zeigt, dass hier die Vermeidung von Verwahrentgelten die wirtschaftlich richtige Strategie wäre.

    Vor diesem Hintergrund wäre sogar die Verteilung der Einlagen auf mehreren entgeltpflichtigen Konten rechnerisch sinnvoll. Das Verwahrentgelt kann nur noch durch Gerichte gestoppt werden, die sich derzeit in mehreren Verfahren mit dessen Rechtmäßigkeit befassen.

    Sollte dies nicht passieren, ist davon auszugehen, dass künftig keine Bank mehr auf Verwahrentgelte verzichten wird. Die Folge wäre, dass man seine Einlagen planmäßig verteilen muss. Wer sein Geld nicht am Aktienmarkt investieren will, für den wird der Trend zum Zweit-, Dritt- oder gar Viert-Konto vorgezeichnet sein. Die Zeiten, in denen ein kostenfreies Girokonto genügte, werden so schnell nicht wiederkommen.

    Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.

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