In der Solarenergie stecken noch enorme Potenziale. Zwar sind schon viele Dächer mit Photovoltaikmodulen zur klimafreundlichen Stromgewinnung belegt, aber neben unzähligen noch freien Dächern könnten zur Stromproduktion auch andere Möglichkeiten genutzt werden.
Sonnenstrom kann auch über den Carport oder die Fassade generiert werden
So können die Module auch an der Fassade angebracht werden – was sich insbesondere dann anbietet, wenn wegen Dachfenstern, Gauben oder einer Solarthermieanlage kein Platz mehr auf dem Dach ist. Aus architektonischer Sicht gibt es dafür bereits genügend gelungene Beispiele. Einer der großen Vorteile: In die Fassade integrierte Photovoltaikmodule liefern auch dann günstig Strom, wenn Schnee auf dem Dach liegt.
Eine ebenfalls interessante Lösung für Privatleute ist ein Solar-Carport mit integrierter Photovoltaikanlage auf dem Dach. Damit wird der Auto-Abstellplatz zum „Kleinkraftwerk“ aufgewertet. Wichtig: Man muss nicht zwingend Besitzer eines Elektroautos sein, damit sich ein Solar-Carport lohnt. Der Strom kann zum Laden eines E-Autos, aber genauso gut im eigenen Haushalt verbraucht oder gegen eine Einspeisevergütung ins öffentliche Netz abgegeben werden.
Photovoltaik: Die Therme in Bad Wörishofen erzeugt 500.000 Kilowatt Strom im Jahr
Mancherorts wird der Solar-Carport-Gedanke in richtig großem Stil umgesetzt. Bei der Therme Bad Wörishofen sind beispielsweise 221 Stellplätze mit Photovoltaikmodulen überdacht. Die Anlage erzeugt 500.000 Kilowatt Strom im Jahr. Auch Firmenparkplätze bieten sich an, wie das Unternehmen ZF Friedrichshafen an seinem Standort in Schweinfurt mit einer 14.000 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage zeigt.
Gleiches gilt für Supermarkt-Parkplätze. Auch hier gibt es Vorzeige-Projekte, die demonstrieren, wie bereits versiegelte Flächen effizient für eine klimafreundliche Stromproduktion genutzt werden können. Angesichts der niedrigen Freiflächenvergütung für eingespeisten Solarstrom lohnt sich das bislang allerdings für die Betreiber solcher Projekte nur, wenn der Eigenverbrauchsanteil hoch ist. Übrigens: In Baden-Württemberg besteht für Parkplätze mit mehr als 75 Stellplätzen, für die ab 1. Januar 2022 ein Bauantrag gestellt wird, die Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen.
Im Agrar-Bereich gibt es ebenfalls interessante Nutzungsformen, mit denen sich landwirtschaftliche Produktion und Solarstromerzeugung kombinieren lassen. Eine davon sind sogenannte bifaziale Module. Die senkrecht in Reihe aufgestellten Photovoltaikmodule verwerten das einfallende Sonnenlicht auf beiden Seiten. Die Fläche zwischen den „Photovoltaik-Zäunen“, die im Abstand von circa zehn Metern platziert werden, kann weiter landwirtschaftlich genutzt werden. Die Zäune sind nach Osten und Westen ausgerichtet und erzeugen damit insbesondere in den Morgenstunden und am Nachmittag reichlich Strom. Damit kann das Problem der Mittagsspitzen aufgrund der vielen nach Süden ausgerichteten Anlagen bei der Solarstromproduktion entschärft werden.
Bei der Einspeisevergütung für Solarstrom ist noch Luft nach oben
Es gibt noch andere Varianten, wie Tracker-Systeme mit schwenkbaren Solarmodulen, die dem Lauf der Sonne folgen, oder Stahlkonstruktionen mit darauf montierten Modulen, die ebenfalls eine „doppelte Ernte“ erlauben. Durch solche Agrar-Photovoltaikanlagen bleiben 90 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche erhalten. Sie eignen sich somit auch für hochwertige Böden.
Allerdings sind die Rahmenbedingungen für diese Anlagen momentan noch schwierig. So ist für sie wie für jede Art von Freiflächenanlagen eine Bauleitplanung erforderlich. Bei der Einspeisevergütung könnte sich im Frühjahr immerhin dank einer möglichen Sonderausschreibung für Agrar-Photovoltaikanlagen eine Verbesserung ergeben.
Martin Sambaleiist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!
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