Damit profitieren sie – wenn auch verspätet – von den seit Jahren fallenden Einkaufspreisen auf den internationalen Märkten. Das geht aus einer Studie des Hamburger Forschungsbüros Energycomment im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion hervor. Die Untersuchung zeigt aber auch, dass die Gasversorger ihre gesunkenen Kosten nur teilweise an die Kunden weitergegeben haben.

Der Studie zufolge sind die Beschaffungskosten für 20000 Kilowattstunden Gas – so viel verbraucht eine vierköpfige Familie durchschnittlich pro Jahr – im Großhandel in diesem Jahr um 94 Euro gefallen. Davon legten die Anbieter 70 Euro auf ihre Kunden um. Das ist deutlich mehr als noch vor zwei Jahren: Damals waren die Einkaufspreise um mehr als 100 Euro gefallen, bei den Haushalten kamen davon aber gerade einmal 20 Euro an. 2015 fiel die Rechnung schon etwas besser aus: Zwischen dem Großhandelspreis und dem Endkundenpreis lag die Differenz nur noch bei sechs Euro. Der Deutsche Mieterbund geht davon aus, dass sich viele Mieter aufgrund der niedrigeren Gaspreise auf Heizkostenrückzahlungen freuen dürften.

Warum die Preise nicht schon früher gefallen sind

Nur warum sind die Preise nicht schon früher gefallen? Der regionale Anbieter Erdgas Schwaben begründet das so: Es liege vor allem an Verträgen, die erst einmal auslaufen müssen, bevor günstigere Konditionen mit den Gaslieferanten vereinbart werden können. Nur mit solchen langfristigen Verträgen könne man den Kunden einen stabilen Preis anbieten. Als Grundversorger für Bayerisch-Schwaben ist der Anbieter verpflichtet, eine Erdgasmenge von mehreren Milliarden Kilowattstunden bereitzustellen. „Würden wir hierbei allein auf die kurzfristige Beschaffungsstrategie über die Börse vertrauen, so wäre das unverantwortlich“, sagt eine Sprecherin von Erdgas Schwaben. Zum 1.  Januar senkt der Anbieter seinen Gaspreis in der Grundversorgung um 5,1 Prozent. Eine Familie mit einem jährlichen Verbrauch von 20000 Kilowattstunden wird so um rund 67 Euro entlastet.

Auch die Stadtwerke Augsburg wollen den Grundversorgungstarif für mehr als 90 Prozent ihrer Kunden um 4,4 Prozent senken. Seit 2011 war der Preis stabil gewesen, wie ein Sprecher der Stadtwerke sagt. Nun wolle man den günstigen Einkaufspreis an den Verbraucher weitergeben. Rund 74 Euro soll ein Durchschnittshaushalt auf diese Weise im kommenden Jahr sparen. Auch die Stadtwerke Augsburg verweisen bei der Frage, warum ihre Kunden nicht schon früher von sinkenden Kosten im Einkauf profitiert haben, auf langfristige Verträge. „Wir haben jetzt aber unsere Strategie geändert“, sagt der Sprecher. Man will in Zukunft auch größere Mengen kurzfristiger einkaufen.

Von der Ölpreisbindung verabschiedet

Von der Ölpreisbindung beim Erdgaseinkauf hat sich zumindest Erdgas Schwaben verabschiedet. „Steigende Ölpreise führen bei uns nicht mehr automatisch zu steigenden Erdgaspreisen“, sagt die Sprecherin. Genauso sei es umgekehrt. Diese Ölpreisbindung der europäischen Gaspreise geht auf die 50er Jahre zurück: Damals wurde das größte Gasfeld Europas in den Niederlanden erschlossen. Das Gas war aber so billig, dass der Preis an den Ölpreis gekoppelt wurde, um die Konkurrenten nicht vom Markt zu drängen.

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