Eignet sich mein Haus für eine Solaranlage oder nicht? Diese Frage beschäftigt vermutlich viele Hausbesitzer, oft schrecken sie aber davor zurück, sich einen Fachmann nach Hause zu bestellen. Deshalb bietet der Landkreis Aichach-Friedberg seinen Bürgern seit dieser Woche eine einfache und kostenlose Erstinformation an. Und der Landkreis ist dabei nicht alleine. In mehreren anderen Kreisen haben die Bürger Zugriff auf solche Internet-Angebote.
Zeitweise war der Bau von Photovoltaik-Anlagen auf den Hausdächern abgeklungen. Für den erzeugten Strom sank nämlich die Vergütung. Doch inzwischen wird Photovoltaik wieder interessanter: Seit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2014 liegt der Reiz für Stromerzeuger laut Stefanie Schmaus von der Fachstelle für Klimaschutz am Aichacher Landratsamt nicht mehr in der Einspeisevergütung, sondern im Eigenverbrauch. Der selbst erzeugte Strom vom Dach ist inzwischen über die Jahre gerechnet meist billiger als Strom vom Erzeuger. Die Preise für die Solarmodule sind nämlich in den vergangenen Jahren stark gesunken.
Mit dem Solardach-Atlas sein Haus überprüfen
Über einen Solardach-Atlas im Internet kann jeder Bürger sein eigenes Gebäude suchen und prüfen, ob auf dem Dach regenerative Energieerzeugung infrage kommt. Und dies ist häufiger der Fall, als viele denken: Das Landratsamt in Aichach berichtet, dass nur 18 Prozent der Dachflächen der Umgebung derzeit für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden. Das technische Potenzial und damit das Ziel für 2030 liege aber bei rund 45 Prozent. Das neue Angebot soll die Bürger verstärkt darauf aufmerksam machen, welche Potenziale in ihren Häusern noch stecken. Der Kreis Aichach-Friedberg ist mit seiner Initiative nicht allein.
Auch für die Kreise Lindau, Unterallgäu, Oberallgäu, Dillingen und Günzburg sowie für Memmingen und Pfronten im Ostallgäu gibt es bereits Solar-Datenbanken, berichtet Martin Sambale, Chef des Energie- und Umweltzentrums Allgäu. Die Stadt Kempten verfügt ebenso über ein Solarkataster, will Anfang Februar aber ein neues Angebot präsentieren. Die Städte Augsburg und Landsberg haben ebenfalls Datenbanken. Auch die Firma Eon hat ein Angebot auf der Homepage. Die meisten Datenbanken laufen unter Stichworten wie „Solarkataster“ oder „Solardachkataster“. Was ist von ihnen zu halten?
Auf den Karten sieht man, ob das eigene Hausdach geeignet ist
„Die Angebote der Kommunen sind hilfreich, weil sie eine gute Einschätzung für Hausbesitzer liefern, was sie mit einer Photovoltaik-Anlage zu erwarten haben“, sagt Energie-Experte Sambale. Man sieht in den Karten das eigene Hausdach und ob es für eine Solaranlage geeignet ist. Dies ist dann farblich markiert – zum Beispiel grün. Dazu kann man häufig Daten wie den Stromverbrauch und ähnliches eingeben. Auch der Nutzen eines Batteriespeichers könne in einigen Datenbanken berechnet werden, berichtet Sambale. „In den meisten Datenbanken kann man mehrere Varianten durchspielen und gute Erkenntnisse daraus ziehen“, sagt er.
In den Solardach-Atlas in Aichach-Friedberg zum Beispiel können die Nutzer persönliche Eckdaten wie den Jahresstromverbrauch oder das vorhandene Eigenkapital eingeben und errechnen lassen, wie hoch die Baukosten wären, wann sich die Anlage amortisiert hätte oder wie viel CO2 durch die Solaranlage eingespart werden könnte. Bis zum Jahr 2030 soll der CO2-Ausstoß in der Region Augsburg um etwa 50 Prozent gesenkt werden – natürlich unter Mithilfe der Bürger.
Für das Projekt in Aichach-Friedberg hat das Landratsamt Geodaten an eine beauftragte Firma aus Dortmund geliefert, erklärt Stefanie Schmaus. Das Unternehmen hat daraus den Überblick erarbeitet. Dieser stelle aber lediglich eine Ersteinschätzung dar. Die Erkenntnisse aus dem Netz ersetzen nicht die Planung durch den Fachmann, betont Schmaus.
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.