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Einfamilienhaus: Photovoltaikanlage mieten oder kaufen? Worauf es ankommt

Einfamilienhaus

Photovoltaikanlage mieten oder kaufen? Worauf es ankommt

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    Photovoltaik findet sich auf vielen Dächern.
    Photovoltaik findet sich auf vielen Dächern. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Selbst Solarstrom zu erzeugen, lohnt sich, auch wenn die Einspeisevergütung bei neu installierten Photovoltaikanlagen kontinuierlich sinkt. Lukrativ bleibt auf jeden Fall der Eigenverbrauch des auf dem Hausdach produzierten Ökostroms. Denn der ist pro Kilowattstunde rund 15 bis 20 Cent günstiger als der Strom, der vom Stromversorger kommt. Das verspricht im Normalfall eine gute Rendite für Photovoltaikanlagen-Besitzer. Dazu kommt das gute Gefühl, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

    Wer selbst kauft, muss mindestens 5000 Euro investieren

    Allerdings gilt es vor der „Ernte“ zu säen, sprich eine größere Investition zu stemmen. Je nach Anlagegröße und den baulichen Gegebenheiten müssen 5000 bis 15.000 Euro für die Photovoltaik-Module, den Wechselrichter, die Montage und die Elektroinstallationsarbeiten eingeplant werden. Zudem sollte man Rücklagen für eventuelle Reparaturen bilden, wenngleich die praktisch wartungsfreien Anlagen in der Regel über Jahrzehnte störungsfrei Strom produzieren.

    Wie Deutschland die Energiewende plant

    Konzept: Atom- und Kohlestrom raus, erneuerbare Energien rein: Deutschland will zugunsten von Klima und Umwelt den Versorgungsmix in den kommenden Jahren massiv verändern. Bekannt geworden ist das Thema unter dem Schlagwort Energiewende. Während fossile Brennstoffe wie Kohle, aber auch Gas und Öl den Treibhauseffekt verstärken oder Atomenergie ein Risiko für Umwelt und Gesundheit der Menschen darstellt, erhofft man sich von alternativen Energieträgern eine nachhaltige Versorgung mit Strom und Wärme.

    Ausstieg: 2018 endete deshalb in Deutschland der Bergbau unter Tage, 2022 soll das letzte deutsche Atomkraftwerk abgeschaltet werden, 2038 die verbliebenen Kohlekraftwerke. Ziel des Umweltbundesamtes ist es, dass Deutschland bis 2050 ausschließlich mit erneuerbaren Rohstoffen wie Wind- oder Sonnenenergie versorgt werden kann.

    Kohlekompromiss: Im Januar 2020 hatte die Bundesregierung den Kohlekompromiss beschlossen, mit dem der Fahrplan für den Kohleausstieg festgelegt wird. Jährlich solle dabei Steinkohle-Leistung vom Netz gehen, Betreiber, die sich bis 2026 zurückziehen, erhalten dafür eine Entschädigung.

    Wer eine solche Summe nicht auf der hohen Kante hat oder sie anderweitig investieren will, kann für die Solaranlage einen Kredit aufnehmen – auch das ist meistens wirtschaftlich und kann in diversen Solarrechnern im Internet nachgerechnet werden. Man kann eine Solaranlage für das eigene Dach aber auch mieten. Es gibt zahlreiche Anbieter für ein solches Modell, darunter auch Energieversorger die wie das Allgäuer Überlandwerk mit seinem Energiedach PV-Anlagen zum Kauf oder zur Pacht anbieten. Die Lechwerke bieten das Pacht-Modell allerdings nur für große Anlagen bei Unternehmen an.

    Photovoltaik zur Miete: Rund 50 bis 100 Euro im Monat an Kosten

    Die Solarstromanlagen-Miete liegt bei Ein- oder Zweifamilienhäuser je nach Anlagengröße und Anbieter zwischen monatlich 50 und 100 Euro. Meist wird die Miete bis zu 20 Jahre hinweg konstant bleibend gezahlt. Danach kann häufig die Anlage umsonst übernommen werden. Wichtig: Auch während der Zeit, in der die monatliche Miete gezahlt wird, kann der produzierte Strom selbst genutzt werden. Bei seriösen Angeboten, bekommt der Anlagen-Mieter auch die Vergütung für jenen Teil des Solarstroms, der ins Netz eingespeisten Strom wird.

    Photovoltaikanlagen sind inzwischen beliebt.
    Photovoltaikanlagen sind inzwischen beliebt. Foto: Wolfgang Widemann

    Ein weiterer Vorteil der Miet-Variante: Man muss sich als Hausbesitzer mehr oder weniger um nichts kümmern - aber nur, wenn das angebotene Rundum-sorglos-Paket wirklich alle wichtigen Leistungen wie Wartung, Instandhaltung und Versicherung beinhaltet. Das ist ein Punkt, der unbedingt vor Vertragsunterzeichnung genau geprüft werden sollten. Auch die folgenden Fragen gilt es zu klären: Muss eine Einrichtungsgebühr gezahlt werden? Werden Mindeststromerträge garantiert? Was geschieht mit der Anlage, wenn das Haus verkauft wird? Gibt es ein Sonderkündigungsrecht?

    Schwarze Schafen locken mit unrealistischen Annahmen

    Unter den Anbietern sind leider auch schwarze Schafe. Diese locken Interessenten unter anderem mit der Aussicht auf unrealistisch hohe Eigenverbrauchsquoten. Ein anderer Trick, mit der die Rentabilität des Miet-Angebots schön gerechnet wird, ist die Kalkulation mit sehr stark steigenden Strompreisen. Auch hier gilt es, das Angebot genau zu prüfen. Weil das für den Laien schwierig ist, kann man sich beispielsweise an die Energieberatung von Verbraucherzentrale und eza! wenden.

    Keine Investitionskosten, kein Aufwand und keine Sorgen – klingt so, als wäre das Miet-Modell die perfekte Lösung. Auf der anderen Seite hat das Rundum-Sorglos-Paket aber seinen Preis. Er sorgt dafür, dass der Kauf einer Photovoltaikanlage in der Regel lukrativer als das Mietmodell ist. So hat die Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen verschiedene Mietverträge unter die Lupe genommen und ist zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen: Nur drei von 13 geprüften Angeboten erwiesen sich als wirtschaftlich.

    Für Hausbesitzer, die genügend Geld auf der Seite haben, ist der Anlagen-Kauf verglichen mit dem Mieten meist die wirtschaftlich sinnvollere Variante. In beiden Fällen sollte man sich aber auf jeden Fall Angebote von mehreren Seiten einholen– am besten von Fachfirmen, die vor Ort ihren Sitz haben und über reichlich Erfahrung mit Photovoltaikanlagen verfügen.

    Zum Autor: Martin Sambale ist Chef des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!

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