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Finanzkolumne: Das Girokonto ist unverzichtbar, aber nicht unbezahlbar

Finanzkolumne

Das Girokonto ist unverzichtbar, aber nicht unbezahlbar

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    Ohne Girokonto bleibt man bei vielen Bereichen des täglichen Lebens außen vor. Doch das hat auch seinen Preis.
    Ohne Girokonto bleibt man bei vielen Bereichen des täglichen Lebens außen vor. Doch das hat auch seinen Preis. Foto: nmann77, Adobe Stock

    Wie sähe das Leben ohne Girokonto aus? Das Gehalt müsste man sich bar auszahlen lassen, dem Vermieter jeden Monat ein Geldkuvert in die Hand drücken und auf Online-Shopping praktisch verzichten. Nicht vorstellbar. Das Girokonto ist ein unverzichtbares Alltagsinstrument. Nicht umsonst hat der Gesetzgeber im Jahr 2016 das Basiskonto für jedermann eingeführt. Tausende Betroffene, die bis dahin von Banken wegen zu schlechter Bonität bei der Kontoeröffnung abgewiesen worden sind, haben seitdem einen Rechtsanspruch auf ein Girokonto. Doch zu welchem Preis?

    Auch wenn wir uns in der Vergangenheit fast daran gewöhnt hätten: Das Girokonto muss nicht kostenfrei sein. Denn Banken und Sparkassen sind in ihrer Preisgestaltung für Girokonten grundsätzlich frei und die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Wenn von kostenfreien Girokonten gesprochen wird, ist meist nur das Kontoführungsentgelt gemeint. Bedingungslose Null-Euro-Konten bieten aber nur wenige Online-Banken an.

    Ist ein Girokonto unverzichtbar? Versteckte Kosten werden leicht übersehen

    Bei den meisten sind daran Voraussetzungen geknüpft, wie ein bestimmter monatlicher Zahlungseingang oder aktive Depotführung. Doch auch solche Konten sind oft nicht kostenlos. Viele Kontoleistungen werden den Kunden einzeln in Rechnung gestellt. Das können Zusatzentgelte für Überweisungen, Ein- und Auszahlungen, Kontoauszüge oder die Kartennutzung sein. Die versteckten Kosten werden leicht übersehen, können sich aber zu spürbaren Beträgen summieren.

    Und die Banken drehen weiter an der Kostenschraube. Denn durch die Niedrigzinsphase sind ihre bisherigen Refinanzierungsquellen versiegt und wegen der Minuszinsen möchten sie, dass ihre Kunden möglichst wenig Geld auf dem Girokonto horten. Das macht die Wahl der Bank, der man sein Girokonto anvertrauen mag, deutlich aufwendiger. Man sollte immer wieder überprüfen: Passt das Konto noch? Wie hoch sind die laufenden Kosten? Wenn schon nicht kostenfrei, dann sollten die Ausgaben für ein Girokonto 60 Euro im Jahr nicht übersteigen. Bekomme ich alle Bankdienstleistungen, die ich brauche, zu vernünftigen Konditionen? Girokontovergleiche helfen hierbei, den eigenen Vertrag richtig einordnen zu können.

    Sascha Straub arbeitet bei der Verbraucherzentrale Bayern und kümmert sich um Finanzdienstleistungen.
    Sascha Straub arbeitet bei der Verbraucherzentrale Bayern und kümmert sich um Finanzdienstleistungen. Foto: Marcus Schlaf

    Aber vielleicht wird dem Verbraucherwunsch nach kostenfreien Konten künftig in ganz anderer Weise entsprochen werden. Dann, wenn Google, Facebook, Apple und Amazon mit ihren „kostenfreien“ Zahlungsdiensten weiter Fuß fassen und den Banken und Sparkassen den Rang ablaufen. Am Ende könnte eine einseitige Fixierung auf die Kontokosten Geschäftsmodelle hervorbringen, die sich stattdessen mit unseren Daten bezahlen lassen. Vom Regen in die Traufe.

    Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.

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