Corona wird uns noch lange begleiten, die Pandemie ist längst nicht ausgestanden, die Notwendigkeit, sich über langfristige Perspektiven Gedanken zu machen, steigt. Dazu könnte im Alltag gehören, das Testen auszuweiten und – sofern medizinisch seriös – zu erleichtern. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will ermöglichen, dass man künftig zu Hause mit Schnelltests selbst prüfen kann, ob man das Virus in sich trägt. Was von dem Vorschlag zu halten ist? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:
Welche Corona-Tests sind genau gemeint?
Bei den verschiedenen Testmöglichkeiten, die es gibt, kann man schnell durcheinanderkommen. Es gibt den sogenannten PCR-Tests, den viele – zum Beispiel in einem von Bayerns Corona-Testzentren – hinter sich gebracht haben. Den, bei dem die Probe ins Labor geschickt und das Erbgut des Erregers nachgewiesen wird. Er ist der genaueste Test, der auch in einer vereinfachten Schnell-Variante (entsprechend ungenauer, muss aber nicht ins Labor) entwickelt wurde. Dann gibt es Antigentests, bei denen nicht das Erbgut nachgewiesen wird, sondern Eiweißteilchen aus der Hülle des Virus. Das Prinzip ähnelt laut der Charité dem eines Schwangerschaftstests. Schließlich sind da die Antikörpertests. Diese weisen – vereinfacht gesagt – nach, ob jemand die Coronavirus-Infektion schon hinter sich hat. Um die geht es hier nicht. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn denkt bei seinem Vorschlag an jetzt schon verfügbare Antigen-Tests, allerdings in einer leicht zu bedienenden Laien-Variante. Bloß gibt es die noch nicht. Wie ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mitteilt, seien diese Tests derzeit „noch nicht so ausgereift und verfügbar, dass eine Zulassung unmittelbar bevorstehen würde“.
Corona-Test: Bis wann könnte es soweit sein?
Auch hier bleibt das Gesundheitsministerium vage. Dies hänge insbesondere von der Frage ab, ob und wann Hersteller solche Selbsttests auf den Markt bringen, heißt es. Nach Angaben einer Sprecherin des Verbandes der Diagnostica-Industrie könne es noch „mehrere Wochen“ dauern, bis es soweit ist. Ob das dann Abstrich- (Nase, Rachen) oder Gurgeltests – wie es sie in Österreich gibt – sind, bleibt noch abzuwarten.
Wer kommt bislang an die schon verfügbaren Schnelltests ran?
Eine Abgabe von professionellen Antigenschnelltests an Laien ist derzeit nicht gestattet. Bislang dürfen diese nur an bestimmte Personengruppen oder Einrichtungen gegeben werden. Sprich: Ärzte, Pflegeheime oder Schulen. Auch Apotheken dürfen Schnelltests anbieten. Aber Privatpersonen dürfen sie bisher nicht selbst vornehmen. Mit dem nun vorliegenden Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums, mit dem die sogenannte „Medizinprodukte-Abgabeverordnung“ verändert werden soll, wäre genau das möglich. Sprich: in die Apotheke gehen, Schnelltest kaufen und ihn zu Hause machen.
Was wäre zu tun, wenn ein künftiger Heim-Test positiv wäre?
Das ist einer der Punkte, der noch ausgiebig diskutiert wird. Aus dem Bundesgesundheitsministerium heißt es dazu bislang: „Offene Fragen bestehen unter anderem bezüglich der Sicherstellung der Einleitung erforderlicher Maßnahmen bei positiven Testergebnissen.“ Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) findet den Plan der Bundesregierung gut. „Corona-Schnelltests für Privatpersonen sind eine vernünftige Ergänzung der Teststrategie im Kampf gegen die Pandemie“, teilte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening mit. Aber auch sie sagt: „Die beste Variante ist und bleibt weiterhin, einen Corona-Schnelltest von einem kompetenten Heilberufler durchführen und auswerten zu lassen. Dies ist auch deswegen wichtig, damit der Meldeweg an die Gesundheitsämter schnell und sicher verläuft.“ An jeden positiven Test zu Hause sollte sich jedoch, so betont Overwiening, ein „sofortiger Anruf beim Hausarzt beziehungsweise beim Gesundheitsamt anschließen“. Anschließend wäre dann noch ein PCR-Test vom Labor fällig, um das Schnelltestergebnis zu bestätigen.
So wird ein Corona-Test ausgewertet
Je nach Methodik werden die Tests manuell oder automatisiert durchgeführt. In verschiedenen Arbeitsschritten wird mit Analysegeräten das Erbmaterial des Erregers zunächst extrahiert und anschließend mittels sogenannter Cycler vermehrt, gefärbt und auf diese Weise nachgewiesen. Das dauert je nach Gerät ein bis vier Stunden.
Bei der Auswertung der Ergebnisse ist es allerdings nicht so, dass eine Maschine ein negatives oder positives Ergebnis mitteilt. Am Schluss gibt das Gerät eine Werte-Kurve aus. Anhand dieser entscheidet ein Fachmann, ein Biologe oder Laborfacharzt, über den Befund und ob das Ergebnis plausibel und valide ist.
Der Experte bewertet auch, ob eine Probe überhaupt auswertbar ist oder ob es einen erneuten Kontrolllauf geben muss. Es gibt verschiedene Störfaktoren in der Probe, die das Ergebnis verfälschen können: zum Beispiel, wenn sich der Patient kurz vor dem Rachen-Abstrich noch die Zähne geputzt hat.
Was würde ein Heim-Test kosten?
Kann man noch nicht sagen. Denn: Die Preise für die Schnelltests werden laut ABDA von jedem Hersteller und auch von jeder Apotheke „individuell kalkuliert und ausgewiesen, zumal sich die Tests auch in ihrer Qualität und Handhabung unterscheiden werden“.
Wie sicher sind die derzeit verfügbaren Antigen-Schnelltests?
Klar ist: Ein negativer Coronatest ist nur eine Momentaufnahme und entbindet nicht von Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Die Charité gibt dazu an: „Antigentests sind grundsätzlich weniger leistungsfähig als PCR-Tests. Sie übersehen in manchen Fällen SARS-CoV-2-infizierte Personen (geringere Sensitivität) und schlagen manchmal bei Personen an, die nicht mit SARS-CoV-2 infiziert sind (geringere Spezifität).“
Lesen Sie dazu auch:
- Wann sind Reisen wieder möglich – und welche Rolle spielt der Impfstoff?
- Das sind die kuriosesten Corona-Impfzentren und Teststationen
- Wir beantworten Leserfragen rund um das Thema Corona-Impfung
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.