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Blindverkostung: Gulaschsuppen im Test: Wenn abends der späte Hunger kommt

Blindverkostung

Gulaschsuppen im Test: Wenn abends der späte Hunger kommt

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    Unsere Redaktion probierte sieben verschiedene Gulauschsuppen. Welche die Redakteure überzeugte.
    Unsere Redaktion probierte sieben verschiedene Gulauschsuppen. Welche die Redakteure überzeugte. Foto: Judith Roderfeld

    Wenn abends der späte Hunger kommt, dann bietet sich eine Dose Gulaschsuppe an - oder? Unsere Redaktion hat eine Blindverkostung durchgeführt und geschaut, welche Suppe wie schmeckt und ob der Preis wirklich eine Rolle spielt.

    Blindverkostung von Gulaschsuppen: So haben wir getestet

    Für unsere Blindverkostung haben wir einen echten Gulaschexperten gewonnen: Polizeioberkommisar a. D. Georg Baur, 60, stand als Koch bei der Bereitschaftspolizei jahrelang an der Gulaschkanone. Für eine gute Gulaschsuppe empfiehlt er erst einmal ein Verhältnis von 1:1 von Fleisch und Zwiebeln („vom Volumen, nicht vom Gewicht“) und gute Tomaten („Kann man nie zu viel haben“).

    Der Gulasch-Experte Georg Baur verkostet zusammen mit unseren Redakteuren die verschiedenen Suppen.
    Der Gulasch-Experte Georg Baur verkostet zusammen mit unseren Redakteuren die verschiedenen Suppen. Foto: Judith Roderfeld

    Alles weitere ist Geschmackssache. Für Baur unverzichtbar sind Knoblauch („nicht zu knapp!“), Majoran und Kümmel („für die Fettverdauung“). Die „Kartöffelchen“ müssen in winzig kleine Würfel geschnitten sein, damit ihre Stärke zusammen mit den Zwiebeln für eine schöne Bindung sorgt. Für eine schöne Frische sorgt etwas Zitronenschale. Ganz wichtig: laaaange köcheln lassen. Und wer mag, kann kurz vor Schluss noch einen Schuss Cognac beigeben.

    Die Edle: Lacroix Gulaschsuppe „Gulyás“, 400 ml, ca. 3 Euro

    Das sagen wir: Sieht schön cremig aus, etwas fettig glänzend, aber von der Farbe okay. Schmeckt wie in der Kneipe an der Ecke, halt so, wie man sich eine Gulaschsuppe aus der Dose vorstellt. +++ Riecht tomatig, sehr sämig, dickflüssig. Wirkt nahrhaft, sogar eine leichte Schärfe – aber auch ziemlich salzig. +++ Konsistenz irgendwie gallertartig, davon abgesehen aber: Hausmannskost, Fleisch schön weich, da geht noch ein Löffelchen. +++ Olfaktorisch unter der Paprikanote ein Hauch von Spiritus, aber okay.

    Das sagt der Experte: Die Farbe ist ansprechend, die Konsistenz ist eher ketchupartig, fast schon wie Gelee. Das Fleisch ist zu klein und zu wenig. Mir hat sie zu wenig Schärfe, dafür eine gute Kümmelnote.

    Die vom Dicsounter: Primana, Aldi, Gulaschsuppe, 400 ml, ca. 90 Cent

    Das sagen wir: Uhh, die riecht unangenehm, die Farbe ist unschön. Erinnert an einen Abend mit viel zu viel Alkohol – den unappetitlichen Teil … +++ Riecht metallisch und schmeckt wie aufgewärmter Hustensaft, der seit 1987 abgelaufen ist. Ungenießbar. +++ Absolute Notsättigung. Ist da altes Lama drin? +++ Saucenbinder, der auf der Zunge zergeht.

    Das sagt der Experte: Boah. Das erinnert mich an etwas, das man früher öfter aß: sauers Lüngerl. Nur schmeckt es hier wie schlecht gemacht: eine dunkle Mehlschwitze mit grausligem Essig sauer gemacht. Mit Gulasch hat das nichts zu tun, da sind gar keine Fruchtaromen, keine Tomate, kein Paprika. Für mich mit Abstand die schlechteste im Test.

    Die Schicke: Little Lunch, Gulaschsuppe Bio, 350 ml, ca. 3,50 Euro

    Das sagen wir: Das Fleisch ist ziemlich klein geschnitten, das muss man mögen. Riecht nach Orient, leider etwas zu dominant, weil vom Fleisch schmeckt man gar nichts mehr. +++ Sämig, gegen die Gulaschsuppenerwartung ziemlich gemüsig. Schöne kleine Einlagen. +++ Weltoffenes Gulasch, was die Gewürze betrifft, harmonisches Miteinander der Zutaten. +++ Der Kreuzkümmel schweißelt leicht in der Nase, Konsistenz ein bisschen breiig, Geschmack gut.

    Das sagt der Experte: Ungarn trifft Indien. Das macht der Kreuzkümmel. Besonders gut haben mit die kleinen Kartoffelstückchen gefallen. Das ist für mich ein Zeichen, dass hier auf eine natürliche Bindung gesetzt wird. Mit weitem Abstand die im Test.

    Hohe Konzentration: Redakteur Matthias Zimmermann löffelt die Gulaschsuppe aus neutralen weißen Schälchen.
    Hohe Konzentration: Redakteur Matthias Zimmermann löffelt die Gulaschsuppe aus neutralen weißen Schälchen. Foto: Judith Roderfeld

    Die Marke: Escoffier, Gulaschsuppe, 390 ml, ca. 2,60 Euro

    Das sagen wir: Hat eine dunkle, bräunliche Farbe, riecht stark nach Brühe. Da muss der Restalkohol schon noch wirken, dass man das aufisst. +++ Wässrig, schmeckt nach Industrieprodukt. Bäh. +++ Fall von falsche Etikettierung? Paprikastückchen und Fleischfutzel machen noch keine Gulaschsuppe. +++ Ein gewaltiger Schwall von Maggikraut weht einem entgegen, Geschmacklich unentschieden mit einer Grundnote vergorenen Knoblauchs mit einem Hauch Tomaten-Säure.

    Das sagt der Experte: Die Konsistenz ist sehr wässrig, außerdem schmecke ich hier irritierende Fremdaromen. Für mich hat man hier versucht, industriell Aromen herzukriegen – hat leider nicht geklappt.

    Die Günstige: Gut & Günstig, Edeka, Gulaschsuppe ungarische Art, 400 ml, ca. 90 Cent

    Das sagen wir: Riecht industriell, aber nicht gefährlich. Große Pilzstücke, große Fleischstücke; etwas muffig, aber essbar. +++ Schmeckt mehlig, schwaches Aroma. Große Championsstücke, hilft aber nix: Soßenbinderpampe. +++ Fleischfetzen mit Schwarte. Schon mal Geschmackssache. Ebenso die Riesenchampignons. Und über allem ein Deckmäntelchen aus Pamp und Paprika. Aber wenn man halt Hunger hat …+++ Schon beim Schnuppern sieht man die angebrannte Mehlschwitze vor sich.

    Das sagt der Experte: Extrem fader Geschmack und kaum Fleisch: Bei der Konsistenz musste ich an diese chinesischen Schlonzbinder denken. Schmeckt so, als hätte man davon zu viel erwischt.

    Sieben verschiedene Gulaschsuppen standen zum Test.
    Sieben verschiedene Gulaschsuppen standen zum Test. Foto: Judith Roderfeld

    Die Bekannte: Erasco, Ungarische Gulaschsuppe, 390 ml, ca. 1,70 Euro

    Das sagen wir: Die Optik geht eher ins Orangefarbene. Sehr große Fleischstücke, die aber total verkocht oder viel zu weich. Sieht ganz gut aus, immerhin. +++ Rötlich-braune Farbe, gute Konsistenz, geschmeidig, ordentlich abgeschmeckt, passabel. +++ Exakt gleich große Fleischstückchen. Irre! +++ Anmutung und Grundgeschmack von von gestrecktem Alete-Karottenbrei

    Das sagt der Experte: Fleisch ist hier reichlich vorhanden. Ich weiß es nicht, habe aber den Verdacht, dass es sich um Pressware handeln könnte, da alles so gleichmäßig geschnitten ist und von der Konsistenz so homogen. Insgesamt eher fad als pikant, von der Bindung okay. Der nicht anspruchsvolle Gulaschsuppenesser würde wohl sagen: Passt.

    Die Eigenmarke: ja!, Rewe, Gulaschsuppe ungarische Art, 400 ml, ca. 90 Cent

    Das sagen wir: Tolle Farbe, extrem viel Einlage, aber wässrige Brühe. Das Fleisch schmeckt leider grauslig, sonst ist die Suppe essbar. +++ Viel Einlage, wenig Geschmack. Schmeckt ältlich, künstlich. Leicht wässrig, kein angenehmer Duft. +++ Sehr viel Fleisch. Aber kein gutes. Auf der Suppe schwimmt Fett. Optisch-olfaktorischer Problemfall. +++ Viel drin (aber wieder keine Kartoffeln), kann neben Fleisch auch ganze Champignon-Plantagen enthalten, leicht salzig mit essigsaurer Grundierung

    Das sagt der Experte: Das erinnert mich am meisten an Mannschaftsküche: viel Fleisch, ganz konservativ. Nur die Champignonstücke haben meiner Ansicht nach da nichts verloren. (AZ)

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