Der wohl größte Erfolg der Finanzbranche war es, der Öffentlichkeit weiszumachen, Geldanlage sei derart kompliziert, dass Privatanleger ohne Finanzprofis an ihrer Seite keine Chance am Aktienmarkt hätten. Vielmehr bräuchte es die Expertise von Banken oder Finanzdienstleistern, die kraft ihres überragenden Börsenwissens alle Untiefen und Chancen erkennen. Diese würden durch aktives Investieren, also das regelmäßige Kaufen und Verkaufen von Aktienfonds, stets auf Gewinnerwerte setzen können und so überdurchschnittliche Renditen erzielen. Die höheren Kosten des aktiven Managements würden so problemlos ausgeglichen werden.
Nichts davon war jemals wahr! Vielmehr diente diese Mär den Geschäftsmodellen der Finanzindustrie und sicherte ihr über Jahrzehnte mehr als satte Gewinne. Und immer noch betreiben gut 95 Prozent der Privatanleger renditegefährdendes, aktives Investieren.
Ein ETF ist günstiger als ein gemanagter Investmentfonds
Wer über eine Bank in einen aktiv gemanagten Investmentfonds investiert, zahlt meist fünf Prozent Ausgabeaufschlag und jährlich bis drei Prozent laufende Gebühren. Noch viel teurer wird es, wenn man zudem regelmäßig sein Depot umschichtet, also verkauft, um vermeintlich bessere Fonds zu kaufen. Um diese Kosten zu kompensieren, müssen sich die gekauften Wertpapiere überdurchschnittlich gut entwickeln und die Marktrendite übertreffen. Das gelingt nur einem Bruchteil der Fondsmanager und dann ist es meist auch nur dem Zufall zu verdanken. Denn Finanzprofis wissen auch nicht mehr als der Markt. Daher orientieren sich viele mit ihrer Anlagestrategie oftmals auch nur an einem Börsenindex wie dem Dax.
Zum gleichen Ergebnis, nur bedeutend günstiger, kommt man durch passives Investieren mit Indexfonds (ETF). Eine Anlagestrategie, über die Banken mit ihren Kunden nur ungern sprechen, weil sie nichts daran verdienen können. ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Funds, also börsengehandelter Indexfonds. ETFs folgen einem Börsenindex, zum Beispiel dem weltweiten MSCI World, und bilden immer dessen Wertentwicklung nach. Im Gegensatz zu aktiven Investmentfonds versuchen sie nicht, den Index aktiv zu übertreffen, sondern passiv nachzuvollziehen. Ein renditeschädliches Umschichten des Depots entfällt dabei vollständig. Das senkt beträchtlich die Kosten und steigert die Rendite.
Verbraucherzentrale gibt Tipps zur Geldanlage mit ETFs
ETFs gibt es ohne Ausgabeaufschlag, die laufenden Gebühren liegen zwischen 0,08 bis 0,8 Prozent pro Jahr. Natürlich gibt es auch hier Risiken, die man kennen sollte. Welche dies sind und wie man seine Geldanlage auch selbst in die Hand nimmt, kann man in einer Strategieberatung beispielsweise bei der Verbraucherzentrale erfahren.
Unser Gastautor Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.