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9-Euro-Ticket Verlängerung? Lindner spricht über Nachfolger

ÖPNV

Wird das 9-Euro-Ticket verlängert? Lindner bringt Nachfolger ins Spiel

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    Werbung für das 9-Euro-Ticket an einem Ticketautomaten.
    Werbung für das 9-Euro-Ticket an einem Ticketautomaten. Foto: Lennart Preiss, dpa (Archivbild)

    Das 9-Euro-Ticket zeigt sich als Massenphänomen. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen wurden rund 52 Millionen der Fahrkarten für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verkauft. Bis zum 31. August können Bürgerinnen und Bürger noch für neun Euro im Monat den ÖPNV in ganz Deutschland nutzen. Doch was kommt dann? Wegen des großen Zuspruchs ist nun eine Verlängerung im Gespräch.

    VDV fordert Verlängerung von 9-Euro-Ticket

    Ins Spiel gebracht hat eine mögliche Verlängerung des eigentlich auf drei Monate befristeten 9-Euro-Tickets der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Die Nahverkehrsbranche hat seit dem 1. Juni 2022 einen anderen Stellenwert in der Bevölkerung. Laut einer Studie der Technischen Universität München (TUM) fuhren 35 Prozent der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer im Raum München häufiger mit Bahn und Bus. 22 Prozent sind Bus und Bahn gefahren, obwohl sie das vorher nicht taten. Drei Prozent der Befragten nutzten ihr Fahrzeug seltener. Eine Entwicklung, welche sich die Nahverkehrsbranche erhalten will.

    "Wir brauchen schnell eine Nachfolgelösung", stellt daher VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff bei der Süddeutschen Zeitung klar: "Am besten wäre es, die Aktion als Übergangslösung um weitere zwei Monate zu verlängern. Das Ticket könnte im September und Oktober weiter gelten und so die Bürgerinnen und Bürger von den hohen Energiepreisen entlasten."

    Jugendorganisationen wollen 9-Euro-Ticket bis Ende des Jahres

    Die Forderung nach einer Verlängerung des 9-Euro-Tickets kommt auch aus einem Bündnis von zehn Parteijugenden, Umweltverbänden und Gewerkschaftsjugendorganisationen. "Wir fordern eine Weiterführung des 9-Euro-Tickets bis mindestens Ende dieses Jahres und langfristig kostenlosen Nahverkehr für alle", sagte Victoria Ebnet, eine Initiatorin des Bündnisses, beim RND: "Gleichzeitig muss das Personal massiv aufgestockt werden und intensiv in die Ausbildung investiert werden, nicht nur bei der Bahn, sondern auch in der Industrie, um Fahrzeuge bauen zu können".

    Ohne eine Förderung befürchtet das Bündnis den Zerfall des ÖPNV. Ebnet glaubt, "dass der ÖPNV durch die Inflation noch teurer wird und die Qualität langfristig abnehmen wird, weil am falschen Ende gespart wurde und der ÖPNV kurz vor dem Zerfall steht."

    9-Euro-Ticket bis Oktober würde Zeit für Übergangslösung schaffen

    Die Zahlen der TUM-Studie dürften auch der Politik gefallen, da sie tatsächlich eine Entlastung der Bürgerinnen und Bürger und eine zumindest leichte, Abkehr von den Autos zeigt. Der Vorschlag der VDV würde dieser nun Zeit geben, ein dauerhaftes Angebot für den bundesweiten Nahverkehr zu entwickeln, welches auf das 9-Euro-Ticket folgt. Im Gespräch sind derzeit vor allem das 69-Euro-Ticket, welches wie das 9-Euro-Ticket als Monatsticket fungieren würde, und das 365-Euro-Jahresticket.

    Durch eine Verlängerung von zwei Monaten könnte das 9-Euro-Ticket bis Oktober eine Übergangslösung darstellen. "Die Menschen sollten Ende August nicht in ein Loch fallen", befindet Wolff. Auch weil die Energiepreise weiter hoch sind. Mit dieser Sicht der Dinge widerspricht der VDV Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Der FDP-Politiker erklärte jüngst, dass er über ein Nachfolgeangebot für das 9-Euro-Ticket im November beraten wolle. Wolff glaubt, dass dieser Termin zu spät ist, um bis zum 1. Januar 2023 eine Lösung zu finden.

    Lindner gibt grünes Licht für Nachfolgeticket

    Einen direkten Nachfolger wird es ab September für das 9-Euro-Ticket zunächst nicht geben. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat nun aber grünes Licht für ein Modell in der nahen Zukunft gegeben. "Volker Wissing hat mich überzeugt: Er kann mit einem Bruchteil der Finanzmittel des 9‑Euro-Tickets ein bundesweit nutzbares, digital buchbares Ticket realisieren. Jetzt sind die Länder dran. Wenn die Finanzierungsfrage klar ist, kann der Preis festgelegt werden", schrieb der FDP-Chef auf Twitter.

    9-Euro-Ticket, 69-Euro-Ticket oder 365-Euro-Jahresticket: Alles dreht sich um die Finanzierung

    Langfristig hat die VDV das 69-Euro-Ticket vorgeschlagen, das wie das 9-Euro-Ticket bundesweit Fahrten in Bussen und Bahnen im Nahverkehr ermöglichen soll. Wolff glaubt, dass die Politik den Monatspreis von 69 Euro "aus sozialpolitischen Erwägungen – zum Beispiel für die Dauer des Krieges – für Bedürftige auf 29 oder 39 Euro senken" könne.

    Klar ist, dass es bei allen Diskussionen um eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets und um einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket alles um die Finanzierung dreht. Die drei Monate kosten den Bund rund 2,5 Milliarden Euro. Wissing hatte bereits erklärt, dass die Tarifgestaltung Ländersache sei. Daher müssten die Länder auch selbst sehen, "wie sie das finanzieren wollen", sagte der 52-Jährige im ARD-Morgenmagazin. Wissing sieht die Bundesländer auch in den Vorgehensweisen rund um eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket in der Verantwortung.

    Ebnet hat eine andere Idee: "Finanziert werden soll das unserer Meinung nach durch die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen wie dem Dienstwagenprivileg, und die Einführung etwa einer Kerosinsteuer."

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