Tyrann, Weichei, Selbstdarsteller: Horror-Chefs mit miesen Eigenschaften kennen viele Arbeitnehmer, und auch in Film und Fernsehen sind sie die üblichen Vorgesetzten. Es gibt viele Möglichkeiten, sich als Boss bei den Mitarbeitern unbeliebt zu machen. Doch wie sollte er oder sie sich am Arbeitsplatz verhalten? Drei Karriereberater - Doris Brenner, Führungskräfte-Coach Alexander Groth und Diplom-Psychologe Jürgen Hesse - verraten, welche zehn Eigenschaften einen guten Chef ausmachen.
Gute Chefs: Visionen, Lob und Förderung
1. Gute Chefs haben eine Vision. "Es sollte jemand sein, der Menschen begeistern kann, der sich selber für etwas begeistert und andere mitzieht", erklärt Brenner. Mitarbeiter agieren engagiert und freiwillig, wenn sie ein Ziel erreichen sollen, das sie selbst auch auch begeistert.
2. Druck standhalten gegen Erwartungen von oben und Beschwerden von unten ist besonders wichtig für Vorgesetzte. "Eine gute Führungskraft braucht eine gereifte Persönlichkeit und Stärke", so Brenner. Es ist wichtig, dass Chefs Druck von oben abfedern, anstatt ihn an die Mitarbeiter weiterzugeben.
3. Statt Erfolge nur für sich zu verbuchen, fördern gute Chefs ihre Mitarbeiter. "Man muss die Leute auch etwas werden lassen", betont Brenner. Mitarbeiter, die sich nicht wertgeschätzt fühlen, werden demotiviert. Neben Unterstützung und Förderung lässt ein guter Vorgesetzter Freiheiten und überträgt Verantwortung ohne zu überfordern. Und stellt sich, wenn etwas schief geht, vor seine Leute.
4. "Wer versucht, Schwächen auszugleichen, erzeugt Mittelmaß", sagt Alexander Groth. "Gute Chefs konzentrieren sich auf die Stärken der einzelnen Mitarbeiter und bauen sie gezielt aus." So werden nicht nur Mitarbeiter motiviert, sondern deren Stärken auch sinnvoll genutzt.
5. Loben ist ein wichtiges Element für gute Chefs. "Viele kritisieren zu viel und geben zu wenig positives Feedback", bemängelt Groth. Dabei sei Anerkennung nach einem Erfolg einer der stärksten Motivatoren für Mitarbeiter.
6. Wer etwas loswerden darf, fühlt sich erleichtert. Deswegen müssen gute Chefs auch zuhören können. "Man muss ehrlich verstehen wollen, was der Mitarbeiter sagt - statt in Gedanken schon das nächste Meeting zu planen", erklärt Groth im Hinblick darauf, dass Vorgesetzte beim Zuhören auch ganz beim Mitarbeiter sein sollten.
Grenzen und Gerechtigkeit: So handelt ein guter Chef
7. "Ein Chef darf Fehler machen", sagt Hesse. Wichtig sei dabei aber ein gutes Maß an Selbstreflexion - gute Chefs gestehen sich ihre Fehler ein. Dadurch steigen sie auch in der Achtung ihrer Mitarbeiter - wer dagegen dauernd Fehler mache, sollte darauf nicht bauen.
8. Doch genauso wichtig ist es auch, dass gute Chefs Grenzen setzen können. "Ein guter Vorgesetzter braucht Durchsetzungsvermögen, Geradlinigkeit, eine gewisse Härte", betont Brenner. Dabei sei aber auch das "Wie" wichtig, gerade in schwierigen Situationen. Das gilt besonders für Kündigungen. "Man muss sich auch mal von einem Mitarbeiter trennen, wenn es nicht funktioniert", ergänzt Hesse. "Das sind die Spielregeln. Aber es sollte menschlich korrekt zugehen."
9. Korrektheit spielt auch im nächsten Punkt eine Rolle - ein guter Chef ist gerecht. Dafür ist Gespür und Bewusstsein für die Mitarbeiter gefragt. "Man kann nicht alle gleich behandeln", weiß Brenner. Das liegt an der Individualität aller Mitarbeiter. Deshalb gelte: "Ein guter Chef führt menschenbezogen. Ich muss gucken, was der Einzelne braucht."
10. Ein guter Chef versteht seine Rolle. Der Arbeitsplatz sei eine Reinszenierung der Familiensituation, sagt Hesse. "Wer über andere Leute bestimmt, sollte sich das psychologisch verdeutlichen." In der Gefühlswelt eines Erwachsenen sei noch viel vom Kind übrig - dementsprechend sollte sich ein guter Chef seiner Situation als Ersatzvater und -mutter bewusst sein und pfleglich mit seinen "Kindern" umgehen. dpa/tmn/sh