Ach, die Natur hat es nicht leicht mit uns: Nicht nur, dass wir unsere Umwelt immer weniger zu schätzen wissen und, anstatt uns an ihrer Schönheit zu erfreuen, vor Glotze oder Computermonitor versauern, wir setzen Mutter Erde aus des schnöden Mammons Willen auch immer aggressiver zu. Da werden Ressourcen geräubert, Flüsse verschmutzt und großflächig Pestizide ausgebracht, Hauptsache die Kasse klingelt – sollen sich doch spätere Generationen mit den unbequemen Folgen auseinandersetzen.
Standort der Schlüsselblume: Wo fühlt sich die Pflanze wohl?
Während sich manche tierischen wie pflanzlichen Kreaturen mit gewieften Überlebensstrategien dem Darwinschen Kampf stellen oder auf immer begrenzteren Lebensraum ausweichen müssen, stehen andere auf verlorenem Posten. Wie die Stiftung „World Wide Fund for Nature“ (WWF) in seinem „Living Planet Report“ aus dem Jahr 2014 veröffentlichte, sank die Artenvielfalt auf der Erde allein zwischen 1970 und 2010 um satte 52 Prozent. Flora und Fauna leiden. Die langfristigen Konsequenzen sind aufgrund des wackelnden biologischen Gleichgewichts kaum abschätzbar. Selbst bei der Blume des Jahres 2016 handelt es sich um eine vom Aussterben bedrohte Art. Der von ihr bevorzugte trockene und kalkhaltige Boden ist in Deutschland hauptsächlich in südlichen Regionen zu finden. Aufgrund der hier zunehmend intensiven Weide- und Ackerwirtschaft geht ihr jedoch mehr und mehr der Platz verloren – auf Dauer ein Todesurteil für den sattgelben Frühlingsboten. Die Rede ist von der Schlüsselblume, genauer: von der Echten oder auch Wiesen-Schlüsselblume.
Schlüsselblume: Geschichte und Herkunft des Namens
Aufgrund ihrer prekären Situation steht die mit der Primel verwandte Pflanze auf der roten Liste für bedrohte Arten. Sie darf somit in der Natur nicht gepflückt oder ausgegraben werden. Dass man sie dennoch auch in hiesigen Gärten oder gerne auch in Blumensträußen findet, ist der Leistung von Gärtnern zu verdanken, die den gefährdeten Frühblüher durch Zucht kultiviert haben. Doch Vorsicht: Die Hybriden aus dem Gewächshaus sind aufgrund der im Frühling doch noch mitunter kalten Temperaturen nur bedingt und ausschließlich mit Schutzmaßnahmen fürs Freie geeignet.
Der Name Schlüsselblume, der bereits für das 15. Jahrhundert belegt ist, leitet sich übrigens aus der Form der Blütendolde ab, die mit etwas Fantasie an einen Schlüsselbund erinnert. Nicht zuletzt deshalb ist das Blümlein in der Ikonografie häufig auf Abbildungen des Heiligen Petrus zu finden, der, wie bibelfeste Christen wissen, von Jesus die Schlüssel zum Himmel überreicht bekam. Und auch Feen und Elfen sollen dem Volksglauben zufolge eine Leidenschaft für die Pflanze haben. Wer den duftenden Hingucker als Zier für seinen eigenen Garten nutzen möchte, kann die mehrjährige Staude an einem geeigneten Standort – trocken und sonnig – anpflanzen oder im Herbst entsprechende Samen aussäen. Die wildblühende Wiesen-Schlüsselblume rettet dies freilich auch nicht. Aber vielleicht besteht für die Blume des Jahres ja noch Hoffnung. Wir müssen uns nur alle wieder ein wenig mehr für die wirklich schönen Dinge des Lebens begeistern.
Die Primel: Arten, Verbreitung und Pflegetipps
Mehr als 600 verschiedene Arten der Primula-Gattung sind weltweit bekannt, selbst in Europa zählt man noch weit über 30. Viele von ihnen sind jedoch nur noch durch Zucht existent, wild wachsende Exemplare zählen nicht selten zu den bedrohten Pflanzenarten. In unseren Breiten sind zwei Vertreter vorherrschend: die Echte Schlüsselblume und die Hohe Schlüsselblume. Um die beiden zu unterscheiden kann man sich ganz auf die Sinne verlassen: Fühlen – während die Echte Schlüsselblume einen trockenen Standort bevorzugt, wächst die Hohe Schlüsselblume vorzugsweise in feuchten Wald- und Gebirgswiesen. Sehen – die Echte Schlüsselblume trägt sonnengelbe Blüten mit fünf orangefarbenen Saftmalen, wohingegen die Hohe Schlüsselblume einen goldgelben Schlund hat, dessen gelbe Flecken nur bei gutem Licht erkennbar sind. Riechen – zu guter Letzt verströmt die Echte Schlüsselblume einen betörenden Duft, der deutlich intensiver ist, als bei seinem verschlossenen Verwandten.
Steckbrief:
- Name: Echte Schlüsselblume
- Botanischer Name: Primula veris
- Familie: Primelgewächse (Primulaceae)
- Unterfamilie: Primuloideae
- Lebensraum: Magerrasen
- Lebenszyklus: mehrjährig
- Blütezeit: März bis Juni
- Blütenfarbe: sonnengelb
- Wuchshöhe: 10 bis 20 Zentimeter
- Boden: kalkhaltige, leicht lehmige Erde mit neutralem bis leicht alkalischem pH-Wert
Pflegehinweis:
- Aufwuchs nach der Blüte mähen, um Verfilzung der Grasnarbe zu verhindern
- auf Dünger oder Herbizide verzichten
- sonnigen, trockenen Standort wählen
Schutzstatus:
- Rote Liste Bayern Vorwarnstufe besonders geschützt nach Bundes-Artenschutzverordnung