Der Rasenmäher führt im Haushalt von Hermine Schuler-Lange und deren Mann Bernhard ein einsames Dasein: Seit die beiden vor nunmehr fünf Jahren ihren Garten grundlegend zu einer „Wohlfühloase“ umgestaltet haben, ist er nämlich arbeitslos. Eine Grünfläche sucht man hier nun vergebens. „Wir wollten uns im zunehmenden Alter einfach den größten Aufwand zur Gartenpflege ersparen“, sagt die 61-Jährige. Bei einer Grundstücksgröße von rund 1500 Quadratmetern eine mehr als nachvollziehbare Überlegung.
Rindenmulch als Schutz vor Wildwuchs und Unkraut
Das Ergebnis ist nicht nur zweckmäßig, sondern auch ein optischer Leckerbissen: Der bestehende Strauch- und Baumbestand wurde um zahlreiche winterharte Stauden erweitert, hindurch schlängelt sich ein romantisches Wegenetz, das zu idyllischen Sitzgelegenheiten oder besonders imposanten Blühern führt. Ein Teich bietet Fröschlein, Libellen und anderen Wasserliebhabern ein neues Zuhause. „Uns war natürlich wichtig, dass das ganze Gartenjahr über irgendetwas am Blühen ist“, erklärt Hermine Schuler-Lange, die sich hierfür Rat von Experten aus der Baumschule einholte. „Im Sommer setzen wir dann noch zusätzliche farbliche Akzente durch bepflanzte Ampeln, Körbe, Schubkarren und andere originelle Dekostücke.“ Hierbei kämen unter anderem Geranien, Petunien, Lavendel oder Rosen zum Einsatz.
Um den Wildwuchs einzudämmen, schmiegen sich die Stauden in ein herrlich weiches Rindenmulchbett. Dieses wird einmal pro Jahr aufgefüllt, Bernhard Schuler macht sich dann – je nach Bedarfsmenge – mit dem Auto oder dem Traktor auf in den nächstgelegenen Fachmarkt, um eine Wagenladung Mulch zu besorgen. „Das Einbringen nimmt etwa einen Tag in Anspruch. Anstrengende Arbeit – aber der Duft im Garten ist unvergleichlich.“
Hackschnitzel als Wegbelag: Ein Biotop für Insekten
Auch für den Wegebelag haben sich die naturverbundenen Gartenbesitzer für ein organisches Material entschieden: Hackschnitzel. Rund 30 Zentimeter Erdreich wurden zuvor abgegraben, ein Trennvlies als Schutz gegen übermäßiges Unkrautwachstum auf dem Boden aufgebracht und schließlich mit reichlich Hackschnitzeln abgedeckt. Diese müssen ebenfalls regelmäßig aufgefüllt werden, hier genügt jedoch in der Regel ein zweijähriger Turnus. Als seitliche Begrenzung dienen meterlange Holzscheite, die aneinander gestückelt wurden. „Auf dem Holzuntergrund läuft man herrlich weich“, sagt Hermine Schuler-Lange. „Außerdem fügen sich die Wege so perfekt in den Gesamteindruck unserer verträumten Wohlfühloase.“
Hackschnitzel-Wege sind ein willkommenes Biotop für viele Kleinstbewohner des Gartens. Hier fühlen sich manche Krabbler, darunter seltene Exemplare wie Hirsch- oder Nashornkäfer pudelwohl. Daran ändert auch die Nutzung der Wege nichts, da sich der Druck aufgrund der großen Oberfläche der Holzraspel optimal verteilt. Wer aus ökologischen Gesichtspunkten auf das Naturmaterial zurückgreift, sollte vorzugsweise zu Hölzern wie Buche oder Eiche greifen: In verrottendem Laubholz entwickeln sich generell mehr Insektenarten als in Nadelholz.
Die Wege führen übrigens nicht nur durch den Bereich des vorderen Gartens, sondern auch hinter das Haus. Hier warten unzählige Obstbäume und -sträucher mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Johannisbeeren, Stachelbeeren, und, und, und… mit reicher Ernte auf, die dann von der Hausherrin in leckere Marmeladen, Kuchen oder Kompotte verwandelt wird. Die eine oder andere Gaumenfreude wird dann mit Sicherheit auf einer der von Ehemann Bernhard gezimmerten Holzbänke genossen – mit Blick auf den wunderschönen Garten in neuem (Holz-) Kleid.
Hackschnitzel und Rindenmulch erklärt: Daher kommen die organischen Materialien
Rindenmulch und Hackschnitzel sehen ähnlich aus, stammen beide aus dem Wald und kommen im Garten zum Einsatz. Heißt das also nun, dass es sich bei diesem Material um ein und dasselbe handelt? Keineswegs! Rindenmulch besteht in guter Qualität fast ausschließlich aus der namengebenden Rinde des Baumes und enthält nur sehr geringe Anteile an Holz. Es handelte sich hierbei ursprünglich um ein Abfallprodukt der Holzindustrie, das aber in den vergangenen Jahren durch seine vermehrte Verwendung als Beetabdeckung und Brennstoff ordentlich im Preis gestiegen ist.
Das gilt freilich auch für Hackschnitzel, wenngleich deren Wert doch noch etwas unter dem des Rindenmulchs liegt. Hackschnitzel entstehen durch Zerkleinern von Astwerk, welches ebenfalls bei der Holzverarbeitung keine relevante Verwendung findet. Im Unterschied zum Rindenmulch enthält das Schnitzelgut damit also einen hohen Holzanteil und vergleichsweise wenig Rinde. Gerade in der Rinde sind jedoch besonders viele Gerbstoffe enthalten, die letztlich im Gartenbeet zu einem verminderten Unkrautwachstum führt. Zudem haben Hackschnitzel eine hellere Farbe, die aber mit der Zeit nachdunkelt, sowie eine weniger homogene Materialstärke, zumal es mitunter auch größere Aststücke beinhaltet.