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Gartentipp: Pflegehinweise zum Torfmoos-Knabenkraut: So fühlen sich Orchideen im Garten wohl

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Pflegehinweise zum Torfmoos-Knabenkraut: So fühlen sich Orchideen im Garten wohl

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    Orchideen verschönern den Garten.
    Orchideen verschönern den Garten. Foto: Fotolia

    Böse Zungen nennen sie gar schon die etwas weniger spießige Schwester des Blumenstraußes – tatsächlich zählt sie jedoch zu den beliebtesten Zimmerpflanzen der Deutschen. Ein kleines Stück Exotik im heimischen Wohnzimmer – möchte man meinen.

    Zahlreiche Orchideen haben wirklich einen weiten Weg zurückgelegt, bis sie in unseren Geschäften um die Wette blühen. Einige stammen – getreu der Vorstellung der zahlenden Käuferschaft – sogar aus dem hintersten Winkel der Welt. Mit rund 350 verschiedenen Gattungen liegen Mittel- und Südamerika sowie die Karibischen Inseln als Herkunftsländer an erster Stelle. Doch

    Knabenkräuter werden die wenigen Gattungen der Orchideen genannt, die in Mitteleuropa heimisch sind. Der Name leitet sich aus den zwei hodenförmigen Wurzelknollen ab, die für die gesamte Pflanzenfamilie so charakteristisch sind. Ebenso eint die Pflanzen eine gewisse Divenhaftigkeit: Bezüglich Standort und Pflege sind sie sehr wählerisch und stellen gar die sprichwörtlichen Mimosen in den Schatten.

    Wo wächst das Torfmoos-Knabenkraut?

    Nehmen wir das Torfmoos-Knabenkraut. Es wächst – wie der Name bereits vermuten lässt – im Hoch- oder Übergangsmoor, auf frischem Torfmoos, unter speziellen Voraussetzungen auch in feuchten, stickstoffarmen Wiesen, solange der Standort unter 600 Höhenmetern liegt und unbeschattet sonnig, aber keiner allzu großen Mittagsglut ausgesetzt ist. Bereits dieser Umstand limitiert das mögliche Verbreitungsgebiet der Orchidee auf ein Minimum, zumal die zunehmende Entwässerung der Moorgebiete, die starke Überdüngung von Weideflächen sowie die wachsende Torfindustrie ihr zusätzlichen Lebensraum rauben.

    In der freien Wildbahn ist das Torfmoos-Knabenkraut hierzulande bereits eine echte Seltenheit geworden. Das heißt jedoch nicht, dass sie sich im heimischen Garten nicht wohlfühlen würde. Wer sich nun aber auf die Suche nach einer solchen wilden Orchidee macht und diese aufs Geratewohl mit dem Spaten ausgräbt, begeht einen schweren Frevel: Nicht nur, dass er eine vom Aussterben bedrohte Pflanze schändet, er bringt ihr damit unweigerlich auch den Tod.

    Der Grund liegt darin, dass Orchideen symbiotisch auf sogenannte Mykorrhizapilze angewiesen sind. Diese versorgen – vereinfacht gesagt – die Blume mit wichtigen Nährstoffen, die Blume revanchiert sich mit komplexen Kohlenhydraten, also Zucker. Fehlt dieses harmonische Miteinander, verkommt das Pflänzchen kümmerlich. Schlaumeier werden nun auf die Idee kommen, einfach etwas Boden vom Naturstandort einzupacken und im Garten zu verteilen – weit gefehlt: Denn auch die Pilze sind von anderen Nachbarn abhängig, verschiedenen Bäumen, mit denen sie im Nährstoff-Austausch stehen. Sie sehen: Ausgraben ist eine grundsätzlich schlechte Idee.

    Zum Glück hält der Fachhandel Zuchtformen bereit, die von einem Expertenteam in rund sechsjähriger Forschung speziell für Bedingungen im Garten entwickelt wurden. Der notwendige Bodenpilz wird im Topf gleich mitgeliefert. Wenn die Orchidee dann im Juni ihre Blüten zeigt, können Sie stolz behaupten, ein exotisches I-Tüpfelchen gesetzt – und aktiv zum Naturschutz beigetragen zu haben.

    Kurz erklärt:

    Wie viele andere Pflanzen fand auch das Knabenkraut zu früheren Zeiten rege Verwendung in der Volksmedizin. Bereits in der Antike setzte man es bei allen Arten von gereizten Schleimhäuten ein, ob in den Bronchien, im Mund oder im Magen. Hierfür werden die vollsaftigen Wurzelknollen nach der Blüte geerntet, gehäutet, gekocht und schließlich getrocknet. Das Ergebnis, Salep genannt, lässt sich zu Pulver verarbeiten und auf mannigfaltige Weise einnehmen – in der Türkei etwa ist es ein beliebtes Heißgetränk. Doch auch Tinkturen zum Spülen und Gurgeln oder Auszüge in Alkohol sind möglich. Aus schulmedizinischer Sicht wird heute eine Wirkung auf die Gesundheit eher in Frage gestellt. Generell ausgeschlossen ist jedoch eine Steigerung der Manneskraft bei Konsum der hodenförmigen Knolle, wie sie bis ins 20. Jahrhundert hinein von manch verzweifeltem Liebhaber angenommen wurde.

    Orchideen: Steckbrief zum Torfmoos-Knabenkraut

    • Name: Torfmoos-Knabenkraut
    • Botanischer Name: Dactylorhiza sphagnicola
    • Familie: Orchideen (Orchidaceae)
    • Unterfamilie: Orchidoideae
    • Lebensraum: Gemäßigte Gebiete Europas, ­sowie in Mittelmeerregionen
    • Lebenszyklus: mehrjährig
    • Blütezeit: Juni
    • Blütenfarbe: hellrosa bis lila,
    • auch weiß oder gelb
    • Wuchshöhe: 22 bis 43 Zentimeter
    • Boden: saure, nährstoffarme Torfböden
    • Schutzstatus: stark gefährdet,
    • aber bislang kein offizieller Schutz

    Pflegehinweis für das Torfmoos-Knabenkraut

    • Sehr anspruchsvolle Gartenpflanze
    • Beet mit lockerem Substrat und lehmhaltiger Gartenerde aufbereiten
    • Kontinuierlich feucht halten,
    • jedoch Staunässe vermeiden
    • Vor Schädlingen, vor allem Schneckenbefall schützen
    • Speziellen Orchideendünger verwenden
    • Vor sengender Mittagssonne schützen
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