Die Liebe zur Natur geht bei manchen Menschen so weit, dass sie die Pflanzen am liebsten den ganzen Tag um sich haben möchten: Zimmerpflanzen in den eigenen vier Wänden, eine blühende Oase im Garten – und selbst die Außenfassade ist von prächtigen Blättern verhüllt. Die Verschönerung des Eigenheims durch Kletterpflanzen ist eigentlich nichts Neues, denkt man an britische Cottages oder so manche wildromantische Burganlage. In Zeiten der Energiewende kommt den grünen Mauern jedoch eine ganz neue Funktion zu.
Natürliche Klimaanlage: Arten der Kletterpflanzen
„Im Sommer spare ich mir die Klimaanlage, im Winter einiges an Heizkosten“, sagt Gerhard Mayer aus Stadtbergen. Der 59-jährige Gartenliebhaber bewohnt einen Traum in Grün: Sein Zuhause ist gänzlich mit Kletterpflanzen bewachsen, mehr als 25 verschiedene Sorten an der Zahl. Neben Efeu, Geisblatt und wildem Wein sorgen auch Rambler-Rosen, Blauregen sowie diverse Spalier-Obstbäume für ein vertikales Blütenparadies.
Ursprünglich hatte die Fassadenbegrünung ganz pragmatische Gründe. „Unser Wohnhaus stammt aus den 1920er-Jahren und trägt die für diese Zeit übliche Eternit-Vertäfelung“, erzählt Gerhard Mayer. „Um die zu verdecken und Kosten für Abbau und Putzarbeiten zu sparen, pflanzten wir vor 28 Jahren die ersten Pfeifenwinden.“ Nun möchte er die Gerüst-Akrobaten nicht mehr missen – auch wenn sie viel Arbeit machen.
Pflege von Kletterpflanzen: Kletterhilfen und Tipps zum Schneiden
Die Pflege beschränke sich im Wesentlichen aufs Gießen und sporadische Düngen. „Problematischer ist da schon der Rückschnitt“, so der Hobbygärtner. „Zweimal im Jahr muss man schon ran – zur Not auch vom Dach aus.“ Besonders der wachstumsfreudige Blauregen benötigt viel Aufmerksamkeit. Etwa zwei Monate nach der Blüte sollten sämtliche Seitentriebe rigoros gekappt und alle neuen Triebe ausgebrochen werden, bevor sie verholzen. Das bremst den unbändigen Wuchs und erhöht die Zahl der Blütenknospen.
Um den emsigen Kraxlern den Weg in luftige Höhen zu erleichtern, bieten sich verschiedene Kletterhilfen an. „Mit etwas Geschick und guter Planung lässt sich ein Holzspalier leicht selber bauen“, betont Gerhard Mayer. „Da viele Kletterpflanzen im Winter ihr Blätterkleid fallen lassen, sollte man sich hierfür aber schon Mühe geben.“ Als Alternative leisten auch gespannte Drähte gute Dienste. Doch Vorsicht: Die Ranken können im Laufe der Jahre ein ordentliches Gewicht auf die Waage bringen. Wer an entsprechend stabilen Dübeln spart, bekommt also womöglich eine kostspielige Quittung serviert.
Fassadenbegrünung durch Kletterpflanzen: Vor- und Nachteile
Eine Fassadenbegrünung wirkt wie eine natürliche Dämmung und schützt das Haus sowohl vor extremer Hitze, als auch vor eisiger Kälte. Zudem können die Kletterpflanzen auch kleinere Schäden am Bauwerk verstecken: Nicht umsonst trägt der Knöterich im Volksmund auch den Namen „Architektentrost“. Mieter, die sich die Vorteile der grünen Gebäudehülle zunutze machen wollen, müssen vorher grundsätzlich eine Erlaubnis beim Hausbesitzer einholen. Denn obwohl das rankende Grün manchen Schönheitsfehler hervorragend kaschiert, kann es auch selbst den Putz eines Hauses beschädigen.
„Zu Hause ist’s am schönsten“, sind sich Anita und Gerhard Mayer aus Stadtbergen einig. Kein Wunder also, dass das Ehepaar jede freie Minute in ihrem Gartenparadies verbringt. Genauer gesagt: in ihren Gartenparadiesen. Denn das Zuhause der Familie Mayer setzt sich aus insgesamt drei Gebäuden samt Grundstück zusammen. Insgesamt steht so eine Fläche von 1550 Quadratmetern bereit – die entsprechend gehegt und gepflegt werden möchte. „Zu bestimmten Zeiten gehört die Arbeit eben dazu“, meint der Hobbygärtner. „Aber dafür entlohnt die blühende Oase zu anderen Zeiten tausendfach.“