Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch und besonders fürs Gärtnern. Und um der Floskelei noch eins draufzusetzen: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Fehler sind beim ersten Umgang mit dem blühenden Grün vorprogrammiert und hinzunehmen. Nicht weiter schlimm, solange man daraus lernt. Es gibt aber einige Irrtümer, die sich unter Laien hartnäckig halten. Wir klären auf:
Irrglaube #1: Mehr als Sonne und Wasser brauchen Pflanzen nicht
Fehlt in einem Garteneck scheinbar ein gelber Hingucker, pflanzt man halt etwas Gelbes hinein. Die Natur setzt sich schon durch, heißt es dann. Und schließlich habe man ja auf die Sonneneinstrahlung geachtet und genügend gewässert (siehe übrigens Irrglaube #3). Wie groß ist die Enttäuschung, wenn der Blickfang dennoch nicht gedeiht. Grund dafür könnte ein ausgelaugter oder überdüngter Boden sein. Doch jetzt nicht gleich in puren Aktionismus verfallen! Denn erst eine Bodenprobe liefert Rückschlüsse über den genauen Nährstoffgehalt. Etwa zehn Erdproben aus verschiedenen Teilen des Gartens werden hierfür an ein Labor geschickt, das unter anderem den pH-Wert und die Bodenschwere bestimmt. Mängel lassen sich daraufhin ganz einfach mit gezielter Düngung oder starker Wässerung in den Griff bekommen. Dann klappt's auch mit dem gelben Eyecatcher.
Irrglaube #2: Einen schönen Garten kann nichts entstellen
Schon die alten Römer wussten: Ein Garten steht nicht für sich allein. Sie bezogen daher bei ihrer Planung immer auch die umgebende Landschaft mit ein, um ein harmonisches Gesamtbild zu erreichen. Ein Ansatz, den auch Sie nutzen sollten. Denn ein rustikaler Bauerngarten kann noch so schön sein, er wird nicht zur Geltung kommen, wenn darin ein moderner Bungalow im Mies-van-der-Rohe-Stil steht. Anders herum wirkt minimalistisches Gartendesign deplatziert, sofern es ein Schwarzwaldhaus umgibt. Eine abgestimmte Materialwahl für Fassade, Terrasse und Wege sowie ein einheitliches Pflanzbild etwa durch Efeu oder Stauden sind wichtige Schritt für ein stimmiges Bild.
Irrglaube #3: Ein Übergießen ist im Garten kaum möglich
Wem ist nicht schon einmal eine Topfpflanze sang- und klanglos eingegangen, weil man es einfach zu gut mit dem Gießwasser gemeint hat? Zum Glück kann das im Garten nicht passieren, schließlich regnet es ja ab und an auch in Strömen, ohne dass gleich alles Grün ins Gras beißt. Oder? Nein! Auch im Freien gilt es Rasensprenger und Kanne nur in Maßen zum Einsatz zu bringen. Der Grund: Wurzeln brauchen Sauerstoff, sonst beginnen sie irgendwann zu faulen. Und wenn nicht gerade tropische Temperaturen herrschen, begnügen sich die meisten Pflanzen mit relativ wenig Wasser. Als Faustregel gilt, je tiefer das Gewächs wurzelt, desto anspruchsloser ist es.
Irrglaube #5: Koniferen sind eine Bereicherung für jeden Kleingarten
Hüten Sie sich, diesen Satz jemals in Gegenwart eines Mitglieds im Verband deutscher Gartenfreunde zu äußern. Die sind nämlich der Meinung, dass Koniferen mit Ausnahme der Lerche ganzjährig gleich aussähen, was dem Sinn des Nutz- und Ziergartens völlig widerspreche. Zu dieser Aussage kann man nun stehen, wie man will, ist es doch im Sinne vieler Gartenbesitzer, das heimische Grün möglichst pflegeleicht zu halten. Deutlich stärker ist hingegen das Argument, dass Koniferen äußerst schnellwachsende Pflanzen sind und bereits nach wenigen Jahren enorme Ausmaße annehmen können. So dominieren sie bald ganze Gartenbereiche und lassen sich im Extremfall nur mit großem Gerät fällen. Ob man sie nun schön findet oder nicht - praktisch sind Koniferen definitiv nicht.
Irrglaube #4: Obst ist Obst, Gemüse ist Gemüse
Nein, damit ist ausnahmsweise einmal nicht die Außenseiterrolle mancher Früchte wie beispielsweise Tomaten oder Melonen gemeint (erste werden von Botanikern zum Obst, letztere zum Gemüse gezählt). Bei diesem Irrglauben geht es vielmehr um die Sortenwahl im Nutzgarten. Viele Hobbygärtner sind der Meinung, dass sich die einzelnen Sorten nur geschmacklich, allenfalls noch in der Form unterscheiden: Man denke hier nur an die eher säuerlichen Boskop und die süßen Jonagold oder an runde Fleisch- und ovale Eiertomaten. Wo eine Sorte wächst, wachse aber auch jede andere, so die weit verbreitete Meinung. Weit gefehlt. Die einzelnen Züchtungen unterscheiden sich nämlich auch in Bezug auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge. Wer sich also wundert, dass aus dem mickrigen Pflänzlein kein stolzer Baum wird und die Früchte zudem ungenießbar sind, der hat vielleicht einfach auf das falsche Saat- und Pflanzgut gesetzt.
Tipps
Falls Sie selbst kein versierter Gartenexperte sind und vor unliebsamen Überraschungen gefeit sein wollen, lassen Sie sich im Fachhandel beraten. Die Profis wissen, welche Sorte gegen Mehltau, Blattläuse und andere Widrigkeiten besteht.