Ich habe größten Respekt vor Frauen. Nicht nur, dass sie das deutlich schönere Geschlecht sind, begegnen sie dem Alltag auch mit enormer Ruhe und Gelassenheit. Die holde Weiblichkeit handelt meist überlegter, diplomatischer und gründlicher. Wir Männer wissen das. Die Frauen auch. Und da uns dieses emanzipierte Selbstbewusstsein zugegebenermaßen ein wenig einschüchtert, sind wir froh um unsere letzte verbleibende Bastion: das Handwerk. „Kein Problem, Schatz – ich hol schnell die Bohrmaschine und reparier‘ das.“ „Baby, das bau‘ ich selbst, mach ich doch gern!“ „Süße, mit dem Bagger hab ich das ruckzuck erledigt…“ So sprechen Helden. Doch die Bastion bröckelt.
Andrea Schmidberger aus Friedberg ist, wie der Name und das Foto eindeutig beweisen, eine Frau. Einen Park kann die 47-Jährige nicht ihr Eigen nennen, zumindest nicht was die Größe des Grundes anbelangt. Mit rund 100 Quadratmetern ist das relativ überschaubar bemessen. Doch was die Gestaltung anbelangt, muss sich das Kleinod keinesfalls verstecken: Originelle Dekoration aus Holz sorgt für Wohlbehagen, eine Einfassung aus alten Backsteinen für Ordnung, ein Weg aus betagtem Pflaster für Klarheit und ein Kiesbeet für wenig Stress bei der Gartenpflege. Hier war ein Fachmann am Werk, ein echter Kerl. „Das habe ich alles selber gemacht“, sagt indes die stolze Besitzerin.
Gartenanlage ohne Rasen: Pflaster aus gefundenen Steinen
Wichtig sei ihr bei der Gartenanlage vor allem gewesen, dass der Rasen komplett weg komme, erklärt sie. „So spare ich mir das lästige Mähen.“ Der Rest ergab sich durch bloßen Zufall: Als in der Nachbarschaft einige alte Schrebergärten abgerissen wurden, entdeckte die Naturliebhaberin einige schöne Pflastersteine in den Trümmern. „Auf Nachfrage durfte ich die wild verstreuten Schätze ausbuddeln und behalten“, erzählt sie. Eine Verwendung für die Steine war bald gefunden. Ein Weg sollte es werden. Und der sorgt bei Gästen und Nachbarn gleichermaßen für Begeisterung. Pflaster zu verlegen, ist gar nicht so schwer. Zunächst gilt es, die gewünschte Breite abzustecken.
Ideal sind Maße, die möglichst kein Zuschneiden der Steine erfordert. Dann erfolgt der Aushub der Erde. Mindestens doppelt so tief, wie das Material stark ist, sollte es schon sein. Kanthölzer, die mit einer Richtlatte und einer Wasserwaage eben ausgerichtet wurden, begrenzen die Breite. Anschließend wird die Fläche mit Sand oder Splitt gefüllt und entlang der Kanthölzer mit der Richtlatte abgezogen. Das Sand- oder Kiesbett ist nun „im Wasser“, also exakt geebnet. Nun kommt das Pflaster zum Einsatz und wird mit dem Gummihammer festgeklopft. Seitlich sorgen Beton oder ein Randabschluss für Stabilität. Zuletzt Sand diagonal in die Fugen kehren und mit Wasser schlämmen. Fertig ist das gute Stück.
Ob der Unterbau einer Pflasterfläche mit Sand oder mit Split erfolgen sollte, daran scheiden sich die Geister. Wer jedoch bereits einmal erlebt hat, wie effektiv Ameisen Sand unter Pflastersteinen entfernen, um dort ihre Nester zu bauen, und dies trotz aller Tierliebe vermeiden möchte, sollte sich definitiv für Split entscheiden. Der ist zwar etwas kostenintensiver, doch der Unterbau der Pflastersteine ist dadurch auch erheblich langlebiger. Alternativ kann Brechsand verwendet werden. Dieser hat eine besonders krümelige Konsistenz und lässt sich dadurch beim Abziehen sehr leicht verarbeiten. Auch Brechsand hält wirkungsvoll Ameisen fern, ist jedoch kaum günstiger als Split.
Gestaltungs-Tipps für den Garten: Auf dem Flohmarkt wird man fündig
Nicht nur der Weg in Andrea Schmidbergers Garten ist „second hand“ – auch viele Dekostücke erleben hier den zweiten Frühling. „Auf Flohmärkten finden sich immer tolle Sachen, meist zum kleinen Preis“, empfiehlt sie. Diese werden dann zweckentfremdet: Eine alte Kommode mit Holzwurm wird so zum Kohlrabibeet, eine Zinkwanne zum Kräutergarten, eine rostige Sitzgarnitur zur Bühne für blühende Topfpflanzen. Kreativ sind die Damen also auch noch. Doch bevor nun ein Gefühl von Nutzlosigkeit aufkommt, sei allen männlichen Lesern gesagt: Lasst die Frauen ruhig machen. Wie der Garten von Andrea Schmidberger beweist, haben alle etwas davon…
Wenn Andrea Schmidberger von ihrem Wohnzimmer im Freien erzählt, liegt Begeisterung in der Luft. „Mein Garten ist mein Wohlfühlort, hier kann ich meine Seele baumeln lassen“, schwärmt die 47-Jährige, und man spürt, dass hier Leidenschaft im Spiel ist. Ja, den grünen Daumen habe sie schon. So ist es auch kein Wunder, dass die Kletterrosen bei ihr prächtig gedeihen. „Ich würde ja gerne einen geheimen Trick verraten – aber ich mache eigentlich nichts Besonderes, außer ein bisschen zu düngen und Verwelktes rauszuschneiden“, sagt sie. Vielleicht liegt es ja an der tollen Deko, welche die Rosen jeden Tag bewundern dürfen?