Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! So platt und abgedroschen diese Redewendung auch klingen mag, so zutreffend ist doch ihr Wahrheitsgehalt. Universalgenies wie Goethe oder Mozart sind selten – für uns Normalsterbliche gilt daher der Grundsatz: üben, üben, üben! Auch im eigenen Garten. „Am Anfang eines Gartens steht stets ein Prozess des Denkens, Experimentierens und Entdeckens, was wirklich zur eigenen Persönlichkeit passt.“ Dieser Satz, der durchaus philosophische Züge trägt, stammt von unserem Leser Josef Berchtenbreiter aus Gottmannshofen. Der rüstige Rentner weiß genau, wovon er spricht, schließlich frönt er bereits seit mehr als vier Jahrzehnten seinem größten Hobby, der Gartenarbeit – wobei er den Begriff „Arbeit“ in diesem Zusammenhang eigentlich gar nicht sehen möchte. „Wäre es Arbeit, könnte man es sich ja auch einfacher machen. Für mich ist es eher so etwas wie Erholung. Oder Leidenschaft.“
Farben im Garten: Regelmäßige Veränderungen können bereichernd sein
Seine rund 1000 Quadratmeter große Oase des Glücks leuchtet von Frühjahr bis Herbst regelrecht in unzählbaren Farbabstufungen. Immerhin war Josef Berchtenbreiter zu Berufszeiten als Maler tätig, weshalb Kreativität für ihn einen hohen Stellenwert hat. Die stolze Größe des Grundstücks sei daher genau richtig, immerhin habe er hier viel Platz zum Ausprobieren und Umgestalten. Und das nutzt der 75-Jährige rege. „Mein Garten hat regelmäßig größere und kleinere Veränderungen durchlaufen“, erzählt er. „Es brauchte viele Jahre, bis er so war, wie er heute ist – bis er zu mir passte.“ Ausgeglichenheit verbinde seinen Garten mit seinem Charakter. Schließlich sei das grüne Paradies ja auch ein Spiegelbild der Seele und verändere sich mit der eigenen persönlichen Entwicklung. Tatsächlich reflektiert Josef Berchtenbreiter damit in wenigen Worten eine Erfahrung, die alle Hobbygärtner im Laufe ihres Lebens machen müssen: Perfektion ist flüchtig, Zufriedenheit relativ. Wer seinen Garten liebt, verändert ihn. Formt ihn. Erschafft ihn neu. Jedes Jahr. Jeden Tag. Diese Rastlosigkeit mag anstrengend sein – aber sie ist Zeichen für die enge Verbundenheit des Gärtners zu seinem Werk.
Mitunter werden die Mühen durch staunende Blicke und Lobbekundungen Außenstehender honoriert. Josef Berchtenbreiter etwa fand bei seiner mehrfachen Teilnahme am „Tag der offenen Gartentür“ großen Zuspruch, denn viele Besucher nutzten die Gelegenheit, um das blühende Eldorado des Rentners zu bewundern. Doch so sehr diese Anerkennung auch der Seele schmeicheln mag, ist sie dennoch nur ein schöner Nebeneffekt für ein Handeln, das der passionierte Gartenfreund auch ohne großes Publikum vollziehen würde.
Mediterrane Farben im Garten: Pflanzen oder Möbel
Niederlagen gehören zum Leben. Gerade im Garten. Auch Josef Berchtenbreiter, der offenkundig den grünen Daumen besitzt, musste das schon erleben. Wenn Pflänzlein den Wachstum verweigern. Oder Projekte nicht ganz so glückten, wie er es sich vorgestellt hat. „Auch ich musste meine Erfahrungen machen“, meint der Hobbygärtner. „Wer nichts wagt und nichts ausprobiert, kann sich schließlich auch kein neues Wissen aneignen.“
Übrigens: Auch wenn Josef Berchtenbreiter derzeit voll und ganz zufrieden mit seinem Garten ist, so hat er doch schon wieder ein neues Vorhaben im Sinn. „Ich möchte einen meiner Gartenräume zu einem marokkanischen Eck umgestalten“, verrät er aus dem Nähkästchen. „So viel sei verraten: Es werden mediterrane Farben sowie exotische Pflanzen wie Palmen und Oleander zum Einsatz kommen.“ Noch in diesem Jahr soll’s losgehen, ein krasser Kontrast zum eigentlich eher im englischen Cottage-Stil gehaltenen Paradies des Naturliebhabers. Und wer weiß: Vielleicht erstrahlt ja bald der ganze Garten im Terrakotta-Charme der Mittelmeerländer? Als kleines Abbild des berühmten Jardin Majorelle in Marrakesch? Eines ist sicher: Langweilig wird es Josef Berchtenbreiter sicher nicht.
Farbpsychologie im Garten: Wirkung verschiedener Farben
Als ehemaliger Maler weiß Hobbygärtner Josef Berchtenbreiter genau um die Bedeutung von Farben. Was in den eigenen vier Wänden längst schon Einzug gehalten hat, gewinnt nun in immer mehr Privatgärten an Relevanz. „Farbpsychologie“ lautet das Stichwort. „Wer sich bei der Wahl der Pflanzen bewusst für einen bestimmten Farbton entscheidet, kann die Wirkung ungemein beeinflussen“, sagt der naturverbundene Rentner. Kühle Töne etwa, wie Violett oder Blau, verleihen gerade kleinen Gärten optisch Tiefe und erweitern scheinbar den Raum. Dies gilt natürlich auch für die momentane Trendfarbe Weiß, die zudem Leichtigkeit und Eleganz vermittelt. Je größer der Garten ist, desto besser lässt sich mit Kontrasten und bewusst gesetzten Akzenten spielen: Hier ein Eck mit leuchtend roten Mohnblumen, dort ein dezentes Meer aus rosa Rosenblüten – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Farb- und Gartenräume lassen sich schließlich auch mit spezifischen Ansprüchen gestalten, etwa mit kräftiger Powerfarbe zur Vitalisierung am Morgen oder mit gedämpften Pastelltönen zum Abschalten nach der Arbeit.