Nicht jeder hat den grünen Daumen. Wer bereits durch chronisches Übergießen die Yucca-Palme zu Fall gebracht, die Kamelien durch die falsche Standortwahl regelrecht eingeäschert und die Engelstrompeten dank großzügigem Rückschnitt für immer am Wachsen gehindert hat, weiß, dass es durchaus Pflanzen für Anfänger und solche für Profis gibt. Ein Fahranfänger sollte sich schließlich auch nicht gleich hinter das Steuer eines Lamborghinis setzen. Eine Blume, mit der man selbst ohne Führerschein sicher und doch eindrucksvoll ans Ziel kommt, ist die Stockrose. „Sie ist äußerst anspruchslos und verzeiht jegliche Vergessenheit“, meint auch Helga Mayr aus Königsmoos bei Neuburg an der Donau.
Die 69-Jährige weiß, wovon sie spricht: Sie ist seit beinahe einem halben Jahrhundert leidenschaftliche Hobbygärtnerin und bringt selbst die kränklichsten Mimosen wieder in Topform. „Der Garten ist mein Leben“, sagt die Rentnerin. Ein Leben, das sie mit ihrem nicht weniger begeisterten Mann Helmut teilt. Rund 1000 Quadratmeter ist das grüne Paradies des rüstigen Ehepaares groß. Die verschiedensten Pflanzen und Gewächse sind hier zu finden. Doch gerade die bescheidensten von ihnen kommen richtig groß raus – im wahrsten Sinne des Wortes.
Stockrosen schneiden: Standort und Blütezeit
Bis zu 2,5 Meter können Stockrosen, die zu den Malvengewächsen zählen, in die Höhe sprießen. Hoch über den Köpfen des Betrachters blicken sie mit ihren riesigen, dekorativen Blüten herab, die in den verschiedensten Farben erstrahlen. „Wir haben derzeit gelbe, weiße, rosa und dunkelrote Exemplare“, sagt Helga Mayr. Dass die Stauden zu den ältesten Gartenblumen Europas zählen, dürfte angesichts des Blütenreichtums und der immensen Schönheit der Pflanze wohl kaum verwundern. Für viele sind sie der Inbegriff ländlicher Gärten überhaupt und mit Kindheitserinnerungen an alte Bauerngärten verbunden.
Leider ist die Pracht meist nur von kurzer Dauer: Gerade die gefüllt blühenden Sorten sind in der Regel nur zweijährig. Nur bei den einfach blühenden Sorten kann mitunter auch von einer mehrjährigen Blüte ausgegangen werden. Wie um für ihr kurzes Leben zu entschuldigen, überzeugen Stockrosen mit einer äußerst pflegeleichten Art. „Ein wenig Dünger, ein wenig Wasser und ganz viel Sonne – mehr braucht die Pflanze nicht zum Gedeihen“, erklärt Helga Mayr. Wer keine Samen zum Vermehren braucht, kann die Pflanzen gleich nach der Blüte zurückschneiden. Das verlängert ihr Leben ein wenig. Gegen Blattlausbefall geht die Hobbygärtnerin mit Prilwasser vor. „Obwohl Krankheiten oder Schädlingsbefall bei den Stockrosen eher selten vorkommen.“ Alles in allem also eine Pflanze, mit der auch Gartenlaien ihre pure Freude haben werden.
Stockrosen vermehren: Tipps zur Pflege der Pflanze
Aus eins wird ganz viel: Wer für Freunde, Nachbarn oder andere Stellen im eigenen Garten Stockrosen heranziehen möchte, braucht kein Pflanzenprofi zu sein. Die Vermehrung der Staude ist denkbar einfach. Sobald die Stockrosen verblüht sind, reifen in den Früchten die Samen heran. Die braunen, aber noch geschlossenen Fruchthüllen werden nun einfach mit der Schere abgeschnitten und mit der Hand aufgerieben. Dies bringt den Samen zum Vorschein, der anschließend ins Beet gestreut und leicht untergeharkt wird. Den Rest erledigt die Natur. Man kann auch in Pflanzschalen oder kleine Pflanzgefäße aussäen. Die Anzucht ist einfach und gelingt fast immer.
Helga und Helmut Mayr aus Königsmoos sind echte Gartenfans. Bis zu acht Stunden täglich verbringen die beiden in ihrem rund 1000 Quadratmeter großen Paradies – das eindrucksvoller nicht sein könnte. Eine gewaltige Burgenlandschaft ragt hier aus dem Blütenmeer empor, Modelleisenbahnen schlängeln durch zentnerschwere Granitfelsen. „Rund 20 Jahre Arbeit steckt in dem Projekt“, erzählt Helga Mayr stolz. „Und noch immer wächst und verändert es sich Tag für Tag.“ Selbst aus Nürnberg oder München kommen Kindergartengruppen nach Königsmoos bei Neuburg, um das einzigartige Ergebnis zu bestaunen. „Die Kombination von Natur und Technik zieht Groß und Klein gleichermaßen in ihren Bann.“