Startseite
Icon Pfeil nach unten
Gartentipp
Icon Pfeil nach unten

Gartentipp: Die Knausbirne: Nicht schön, aber dafür lecker

Gartentipp

Die Knausbirne: Nicht schön, aber dafür lecker

    • |
    Die Knausbirne gibt es aufgrund ihrer unschönen Schale nur noch selten zu kaufen. Dabei ist sie sehr süß und sehr robust.
    Die Knausbirne gibt es aufgrund ihrer unschönen Schale nur noch selten zu kaufen. Dabei ist sie sehr süß und sehr robust. Foto: Ralf Hermann Melber

    Ob Tomaten, Äpfel oder Paprika – die Lebensmittelindustrie hat uns unserer Vielfalt beraubt. Mancher mag die Schuld eher beim Verbraucher sehen, bei dessen Knauserigkeit, dem mangelnden Anspruch oder dem uniformen Einheitsgeschmack (und hätte damit sicherlich ebenfalls gute Argumente), Tatsache ist jedoch: In den Auslagen der Supermärkte herrscht eine traurige Sortenarmut.

    Knapp 4000 verschiedene Tomatensorten gibt es derzeit. Das Discounter-Angebot beschränkt sich meist auf Salat-, Kirsch- und Roma-Tomaten. Ähnlich sieht es bei Äpfeln aus: Gala, Braeburn, Jonagold, Pink Lady (wobei es sich bei Letzterem um einen übergreifenden Markennamen für Äpfel der Sorte Cripps Pink handelt), eine äußerst begrenze Auswahl aus über 1500 Sorten. Noch schlimmer sieht es bei Birnen aus. Oder kennen Sie eine andere als die berühmte Williams Christ?

    Mit rund 5000 verschiedenen Sorten weltweit übersteigen Birnen die Anzahl ihrer entfernten Verwandten, den Äpfeln, um mehr als das Dreifache. Frühe Zeugnisse über die Nutzung von Birnen reichen über 6000 Jahre zurück. Sie in diesem Zuge als Kulturgut zu bezeichnen, liegt bei einer solchen Historie freilich auf der Hand.

    Auch in Deutschland hat das Obst eine lange Tradition. Erst mit Beginn des Zweiten Weltkriegs kam der großflächige Anbau weitestgehend zum Erliegen und hat heute nahezu keine wirtschaftliche Bedeutung mehr. Speziell die alten Sorten drohen in Vergessenheit zu geraten – eine davon ist die Echte Knausbirne, von der vermutlich nur die wenigsten Leser jemals etwas gehört haben werden.

    Die Knausbirne: Geschichte und Steckbrief

    Die Knausbirne wurde hierzulande bereits im Jahr 1794 kultiviert und erfreute sich besonders in Süddeutschland großer Beliebtheit, zeichnet sich die Sorte doch bis heute durch ihre Robustheit und ihren lohnenden Ertrag aus. Durch ihren hohen Oechslegrad, der ein wichtiges Qualitätskriterium für Weine und Brände darstellt, war sie speziell als Mostobst sehr gefragt. Doch auch zum Dörren oder auch einfach zum Naschen direkt vom Baum eignet sich der inzwischen rare Leckerbissen ausgezeichnet.

    Heute hätte es die Frucht mit ihrer meist von Schorfflecken überzogenen Schale und der etwas unförmigen Statur im Regal neben den makellosen Einheitsmodellen wohl schwer Abnehmer zu finden. Geschmacklich aber weiß sie diejenigen, die sich nicht von einer perfekten Fassade blenden lassen, durch herrlich herbsüßen Geschmack zu überzeugen. Gutes Aussehen ist eben längst nicht alles.

    Steckbrief:

    • Name: Echte Knausbirne
    • Botanischer Name: Pyrus communis L.
    • Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
    • Lebensraum: grundsätzlich Nordafrika,
    • Europa und Asien, hierzulande speziell im ­süddeutschen Raum
    • Lebenszyklus: mehrjährig
    • Blütezeit: April bis Mai
    • Blütenfarbe: weiß
    • Wuchshöhe: 3 bis 20 Meter
    • Boden: humoser, gleichmäßig feuchter ­Lehmboden mit schwach saurem pH-Wert

    Pflegehinweis:

    • vollsonniger und windgeschützter Standort
    • Im Frühling mit reichlich reifem Kompost und etwas Hornmehl düngen
    • Erziehungsschnitt im Spätwinter
    • In der Jugendphase vor extremer Kälte schützen und im Sommer wässern
    • Im Herbst durch Kalkanstrich vor Wintersonne schützen
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden