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Galeria-Insolvenz: Noch mehr leere Kaufhäuser – wie (oft) gelingt es, den Leerstand zu vermeiden?

Galeria-Insolvenz

Noch mehr leere Kaufhäuser – wie (oft) gelingt es, den Leerstand zu vermeiden?

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    Schon im Jahr 2019 schloss der Kaufhof in Hof. Heute ist das Gebäude gelungenes Beispiel für eine neue Nutzung.
    Schon im Jahr 2019 schloss der Kaufhof in Hof. Heute ist das Gebäude gelungenes Beispiel für eine neue Nutzung. Foto: Matthias Merz, dpa (Archivbild)

    In Hof, sagt Claus Reichel, hätten sie Glück gehabt. Dort ist etwas gelungen, was nicht oft klappt: Nach der Pleite von Kaufhof im Jahr 2019 konnte das einstige Warenhaus umgestaltet werden. Gut für Hof, denn das große Gebäude liegt mitten in der Stadt. Im ehemaligen Hofer

    Dass das so ist, war laut Claus Reichel vom Stadtmarketing "Dusel". Denn der Kaufhof wurde vor der ersten großen Schließungswelle 2020 geschlossen. "Genau zu der Zeit gab es bei der Stadt eine Anfrage von der Wöhrl-Gruppe, die in der Stadt ein neues Hotel bauen wollte", sagt er. Warum nicht das geschlossene Warenhaus umgestalten?, dachten sich die Verantwortlichen. Eine Idee, die jetzt wieder Konjunktur hat, denn der insolvente Galeria-Konzern möchte erneut Häuser schließen.

    Positives Beispiel Hof: Nach der Schließung wird Kaufhof zum Hotel

    Um die dunklen Stockwerke des Kaufhauses in Hotelzimmer zu verwandeln, wurde ein Lichthof eingebaut. Die Stadt änderte den Nutzungsplan und die Wöhrl-Gruppe siedelte auch ein Modegeschäft an. Alle Beteiligten, so schildert es Reichel, arbeiten Hand in Hand. "Wie es in Hof gelaufen ist, ist keine Blaupause für andere", sagt er. "Aber es zeigt, dass es viel Kreativität braucht, wenn Städte nachdenken, was sie mit ihren leer stehenden Warenhäusern machen möchten."

    Seit Ende der 90er-Jahre schließen Filialen von einst großen Kaufhäusern. Erst hörten Horton und Hertie auf. Dann schlitterten erst Karstadt und später Ein Drama für die Angestellten – und viele Innenstädte.

    Wenn ein Kaufhaus schließt, dauert es fünf Jahre, einen Nachfolger zu finden

    131 Warenhäuser wurden 1999 geschlossen, schreibt das Empirica-Institut in einem Bericht, den es im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) erstellt hat. Erst kürzlich wurde klar, dass weitere folgen. Galeria kündigte an, im August Standorte zu schließen – darunter sind etwa Augsburg, Würzburg oder Regensburg. Aus allen Städten heißt es, dass sie sich um eine neue Nutzung bemühen. Aber wie Erfolg versprechend ist das?

    Empirica kam zu dem Schluss, dass etwa ein Fünftel der seit den 90er-Jahren aufgegebenen Kaufhaus-Immobilien abgerissen worden seien. Von den verbleibenden Häusern wurden rund zwei Drittel neu genutzt. Ein Drittel steht weiterhin leer. Im Schnitt dauere es vier bis fünf Jahre, bis wieder Leben in ein ehemaliges Kaufhaus einzieht. Zu diesem Ergebnis kommt das Beratungsunternehmen BBE.

    Dass es nicht einfach ist, eine Nachfolge zu finden, zeigt das Beispiel München. Dort wollte in den ehemaligen Kaufhof am Stachus, der 2022 geschlossen wurde, das Projekt "Lovecraft" einziehen. Eine Mischung aus Veranstaltungsräumen, Ausstellungsflächen, Kulturzentrum, Sportmöglichkeiten und Büros zum kreativen Zusammenarbeiten. Nach einer großen Eröffnungsfeier verkündeten die Betreiber Ende des vergangenen Jahres das Aus. Sie hätten sich mit dem Eigentümer nicht einigen können, wer nötige Investitionen finanziere. Das ganze Konzept war als Übergangslösung geplant.

    Fitnessstudio, Büros und Bücherei: Was in alte Kaufhäuser einzieht

    Nun steht das Gebäude in prominenter Lage leer. Auf die Frage, was damit passieren soll, teilt die Stadt München mit, dass ihr ein Bauantrag vorliege. Das Gebäude soll aufgestockt werden, damit darin Büros, Gastronomie und Handel untergebracht werden können. Die Entscheidung stehe aber noch aus. 

    Doch es muss nicht immer so laufen. Die Handelsberatung BBE hat in einer Untersuchung Beispiele zusammengetragen, in denen ehemalige Kaufhäuser erfolgreich umgestaltet wurden. Eines davon: der ehemalige Kaufhof in Augsburg. Dort – direkt gegenüber der jetzt vor dem Aus stehenden Galeria-Filiale – liegt heute der Mode- und Schuhhändler Schuh Schmid. 

    Dass wieder ein einziger großer Mieter in die leer stehenden Gebäude einzieht, ist eher selten. Meist werden die Flächen umgestaltet und beherbergen verschiedene Dinge: Supermärkte, Büros, Praxisräume und Lokale. Im nordrhein-westfälischen Herne ist ein Fitnessstudio in den ehemaligen Karstadt eingezogen. In Gelsenkirchen befinden sich im alten Karstadt jetzt Wohn- und Pflegeräume für ältere Menschen.

    Früher Kaufhaus, heute Museum, Galerie, Bücherei und Volkshochschue: das Kulturkaufhaus Tietz.
    Früher Kaufhaus, heute Museum, Galerie, Bücherei und Volkshochschue: das Kulturkaufhaus Tietz. Foto: Wolfgang Thieme, dpa

    Ein besonders schönes Beispiel findet sich im sächsischen Chemnitz. Aus dem traditionellen Warenhaus Tietz, das von 1991 bis 2001 zu Kaufhof gehörte, wurde ein Kulturkaufhaus. Die Stadt übernahm das Gebäude, legte die alten Lichthöfe frei und schuf im Erdgeschoss Raum für Einkaufsmöglichkeiten. Die oberen Stockwerke bewohnen das Naturkundemuseum, die Stadtbücherei und die Volkshochschule. 

    Ein Modell, dass sich auch mancher in der Augsburger Kommunalpolitik vorstellen kann. Noch möchte die Politik hier den Galeria-Konzern zum Bleiben zu bewegen. Die Erfolgschancen scheinen aber gering. Die Augsburger Freien Wähler schlagen deshalb vor, das heimatlose Römermuseum ins Karstadt-Gebäude einziehen zu lassen.

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