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Wulfertshausen: Saal der Gaststätte Metzger schließt wegen Brandschutz

Wulfertshausen

Problem Brandschutz: Saal in der Gaststätte Metzger schließt

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    Der 50 Jahre alte Saal in der Gaststätte Metzger schließt bald seine Pforten.
    Der 50 Jahre alte Saal in der Gaststätte Metzger schließt bald seine Pforten. Foto: Tanja Tremmel

    Unzählige Hochzeiten, Weihnachtsfeiern und andere festliche Anlässe fanden hier statt - nun ist Schluss im Saal der Gaststätte Metzger in Wulfertshausen. Ab 1. Januar wird hier nicht mehr groß gefeiert, kein Bier und kein Braten mehr serviert. Das teilt die Besitzerfamilie Tremmel auf Anfrage unserer Redaktion mit. Grund ist aber nicht, dass diese keine Lust mehr hat, den Saal zu betreiben. Vielmehr ist es der Brandschutz, der den Veranstaltungen in dem 50 Jahre alten Raum ein Ende bereitet. Für die Tremmels ist das aus mehreren Gründen bitter.

    Los ging alles vor fünfzehn Jahren. Damals fand in dem Gebäude eine erste Brandschutzschau statt, die sich seitdem alle drei Jahre wiederholt. Mitarbeiter der Stadt machen sich vor Ort ein Bild und hatten 2008 einiges auszusetzen, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. So seien gravierende Sicherheitsmängel und Abweichungen von der einst vom Kreis ausgestellten Baugenehmigung festgestellt worden. "Wir mussten für das ganze Haus ein Konzept erarbeiten, wie wir den Brandschutz sicherstellen wollen", erinnert sich Wirtin Tanja Tremmel. 

    Blitzschutz bei Gaststätte Metzger in Wulfertshausen nicht darstellbar

    Dabei ging es laut Stadt zunächst um die Sicherung der Rettungswege. Weitere sicherheitsrelevante Punkte seien "angesichts des Umfangs der zu bearbeitenden Maßnahmen zunächst zurückgestellt" worden. Darunter war auch ein Punkt, der heute für die Tremmels das Fass zum Überlaufen bringt, wie es Wirt Christian Tremmel junior formuliert: der Blitzschutz. Dabei handelt es sich um eine Art Käfig aus Drähten, der um das ganze Haus gelegt wird und die Elektrizität eines möglichen Blitzes in den Boden ableiten soll. Der Kostenpunkt liegt laut den Besitzern der Gaststätte zwischen 80.000 und 100.000 Euro. "Wirtschaftlich ist das nicht darstellbar", sagt der Wirt. Verpflichtend ist der Blitzschutz, weil der Saal als Versammlungsstätte für über 200 Personen zugelassen ist. Mehr als 199 dürfen es somit im gesamten Betrieb nicht sein. Ohne den Saal fällt der Status als Versammlungsstätte weg, es braucht keinen Blitzschutz.

    Christian Tremmel senior, Tanja Tremmel und Christian Tremmel junior müssen den Saal in der Gaststätte Metzger schweren Herzens schließen.
    Christian Tremmel senior, Tanja Tremmel und Christian Tremmel junior müssen den Saal in der Gaststätte Metzger schweren Herzens schließen. Foto: Bill Titze

    Es sind nicht unbedingt die Kosten, die die Tremmels ärgern. Vielmehr werfen sie der Stadt eine "Salamitaktik" vor. "Jedes Mal, wenn es eine neue Brandschutzschau gibt, kommen neue Punkte auf den Tisch", sagt Christian Tremmel. "Uns kommt das wie Schikane vor." Bei einer Tour durch das große Gebäude wird deutlich, warum das Thema Brandschutz den Tremmels gehörig auf die Nerven geht. Quasi an jeder Ecke gibt es eine Stelle, an der sie schon tätig werden mussten. Das liegt unter anderem daran, dass sich über der Gaststätte auch noch zwei Privatwohnungen befinden. Damit gelten noch strengere Brandschutzvorschriften als ohnehin schon.

    In Gaststätte Metzger in Wulferthausen kam es zu diversen Brandschutzmaßnahmen

    Gleich links neben dem Eingang ist es eine Holztür, die laut der Stadt nicht die Anforderungen erfüllt. Diese muss durch eine brandschutzsichere Tür ersetzt werden. Beileibe nicht die einzige Tür, die für Probleme sorgt. Im Partykeller musste gar eine zusätzliche eingebaut werden, um die Fluchtwege gesetzeskonform zu gestalten. Der nicht unbedingt riesige Raum hat mittlerweile fünf Türen. Daneben mussten die Tremmels Decken austauschen und diverse andere Maßnahmen umsetzen. Über 150.000 Euro haben sie dafür in den letzten 15 Jahren schon ausgegeben. Auch eine psychisch belastende Situation, wie Anna Tremmel berichtet. "Vor jeder Brandschutzschau haben wir schlaflose Nächte."

    Im Partykeller können in Zukunft zumindest kleinere Veranstaltungen stattfinden.
    Im Partykeller können in Zukunft zumindest kleinere Veranstaltungen stattfinden. Foto: Tanja Tremmel

    Wie es mit dem Saal weitergeht, ist derweil offen, sagt Wirtin Tanja Tremmel. "Wir wissen noch nicht, was wir damit nach dem 1. Januar machen." Zumindest für kleinere Veranstaltungen gibt es mit dem Partykeller einen Ersatz. 60 bis 70 Menschen passen hier rein. Renoviert ist der Raum auch, der Brandschutz sollte angesichts der fünf Türen kein Problem darstellen. Letztlich ist der Raum aber wohl nur ein Trostpflaster - auch, weil die Schließung des Saals der Familie emotional nahegeht. So begingen die Eltern von Christian Tremmel beispielsweise ihre Goldene Hochzeit hier. In einigen Wochen wird es solche Feierlichkeiten dort nicht mehr geben. 

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