Das Kult-Festival Reggae in Wulf ist vorbei. Mit rund 1200 verkauften Tickets war die Veranstaltung deutlich kleiner als die Male zuvor, trotzdem war einiges geboten. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause stellten die Organisatoren erneut ein außergewöhnliches Festival auf dem Gelände des SV Wulfertshausen auf die Beine.
Beim Betreten des Geländes wird man direkt mit der bunten Vielfalt begrüßt, für die Reggae in Wulf bekannt ist. Schon bei den Essensständen ist die Abwechslung groß: Hier findet man Crêpes, Guarana und Wein, Donuts, Essen aus Kenia, Kartoffelspieße und Süßigkeiten. Ein Biergarten in der Mitte des Geländes bietet Gelegenheit, sich kurz auszuruhen und dem bunten Treiben auf dem Platz zuzusehen. Eine Cocktailbar in einem umgebauten Bus und der Ausschank versorgen die Gäste mit allen Festival-Annehmlichkeiten. Das Gelände gliedert sich in drei Bereiche: die Verpflegungs- und Verkaufsbuden, das Bühnenzelt und der Campingplatz. Überall sieht man zufriedene Gesichter, der Bass von der Bühne dröhnt in den Ohren, es duftet nach Essen.
Auch Aussteller aus dem Senegal verkaufen bei Reggae in Wulf
In einem Verkaufszelt nahe dem Eingang sitzt gerade ein junges Paar und trommelt rhythmisch vor sich hin. Es sind die Besitzer Abdou Thiang und Franziska Pschera-Thiang. Sie verkaufen an ihrem Stand "Mukaramu Boutique" handgemachte Körbe, Fächer, Trommeln und Kleidung aus dem Senegal. Sie kommen aus der Region und sind das erste Mal als Aussteller dabei. Pschera-Thiang erzählt: "Abdou ist aus dem Senegal, wir wollen hiermit auch die Leute vor Ort unterstützen." Anfang dieses Jahres hatten sie die Idee von ihrem eigenen Stand umgesetzt, sich kurzfristig beworben und einen Platz bekommen.
Neben dem Stand des jungen Pärchens befinden sich weitere Verkaufszelte. Es gibt Kunst, Kleidung in jeder Farbe und Größe, Plakate, Trommeln stehen herum, Rasseln hängen von der Decke. Vor allem die Farben der Jamaikanischen Flagge tauchen hier überall auf: Die Farben Rot, Gelb und Grün zieren unzählige T-Shirts, Bauchtaschen, Mützen und Armbänder. Es sind die inoffiziellen Farben des Reggae, erzählt ein Festivalbesucher: "Reggae ist mehr als nur Musik. Reggae steht für den Glauben an eine friedliche, bessere Welt, für Gemeinschaft und Toleranz."
Das wird auch an den Songtexten der Künstlerinnen und Künstler klar: Vom geremixten Klassiker "Don't worry, be happy" von Bob Marley bis hin zu gesellschaftskritischen Texten über den Krieg in der Ukraine, Rassismus und die Polizei war alles zu hören. Trotzdem blieb die Stimmung friedlich und ausgelassen, das ganze Wochenende wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Besonders gut kamen Wally & Amy Warning an, auch der jamaikanische Künstler Skarra Mucci brachte das Publikum zum Beben. Raggabund überzeugte mit seinen kritischen Texten und auch die anderen Künstlerinnen und Künstler sorgten durchgehend für gute Stimmung. Während der Shows war das Bühnenzelt fast komplett gefüllt.
Nur durch viele ehrenamtliche Helfer ist Reggae in Wulf möglich
Im hinteren Bereich der Bühne betreut Sascha Heinzelmann gerade den Stand von Wulf-United, dem gemeinnützigen Verein der Festival-Gemeinschaft. Er ist ehrenamtlicher Helfer und hat die Band Raggabund an das Festival vermittelt, wie er erzählt. Seit Kurzem ist Heinzelmann Mitglied im Verein. "Ich freu mich darauf, auch in den nächsten Jahren ein Teil hiervon zu sein", berichtet er stolz. Er ist einer von den vielen ehrenamtlichen Helfern, die das Festival überhaupt erst möglich machen. Auch sein Freund Alexander Wüsten steht gerade am Wulf-United-Stand und wippt im Takt mit. Besonders eine Sache schätzt er am Festival: "Hier feiern Alt und Jung zusammen, von kleinen Kindern bis Senioren. So ein durchmischtes Publikum auf einem Festival ist schon etwas Besonderes." Wüsten ist seit 2018 Mitglied im Verein, das Vereinsleben gibt ihm viel. So war die Gemeinschaft zum Beispiel erst kürzlich Skifahren und unternimmt viele gemeinsame Aktivitäten, auch außerhalb des Festivals.
Auch Florian Dreher, einer der Veranstalter von Reggae in Wulf, kann am Ende des zweiten Tages eine positive Bilanz ziehen: "Es ist alles gut gelaufen, die Leute haben Spaß. Das kleinere Festival war die richtige Entscheidung". Auch das Bühnenzelt habe sich bezahlt gemacht, so konnte trotz zwischenzeitlichem starkem Regen munter weitergefeiert werden.