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Wulfertshausen: Organisatoren stecken ihr Herz in Reggae in Wulf – nun suchen sie Nachfolger

Wulfertshausen

Organisatoren stecken ihr Herz in Reggae in Wulf – nun suchen sie Nachfolger

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    Die Organisatoren des Musikfestivals Reggae in Wulf, Markus Friedrich (links) und Bernd Radloff, suchen Nachfolger.
    Die Organisatoren des Musikfestivals Reggae in Wulf, Markus Friedrich (links) und Bernd Radloff, suchen Nachfolger. Foto: Edigna Menhard

    Es ist dieser einzigartige Moment, wenn man die Bühne betritt und auf 2000 glückliche Gesichter schaut. Diese besonderen Minuten sind der Lohn dafür, dass man ein ganzes Jahr ehrenamtlich ein Festival organisiert, dass man Bands bucht, Toilettenwagen bestellt, das Organisationsteam motiviert, mit Lieferanten verhandelt – und vor allem aber auf viel Freizeit verzichtet. Wenn Reggae in Wulf dann endlich startet, seien Bernd Radloff und Markus Friedrich einfach nur happy, verraten die beiden. Radloff ist seit einem Jahr Cheforganisator des Festivals. Die vorangegangenen 19 Male zuvor hatte

    Der gebürtige Hochzoller war damit von Anfang an dabei, schon als die Idee zu dem Event entstand: Damals wollte der Sportverein Wulfertshausen (SVW) das 30-jährige Bestehen gebührend feiern. "Nachdem bei uns im Ort Reggae sehr präsent war, hat sich die junge Generation des Vereins durchgesetzt, einen Reggae-Abend mit drei Livebands veranstalten dürfen", erinnert sich Markus Friedrich. "Es hat dann geregnet – so was hat die Welt noch nicht gesehen. Und trotzdem sind 1000 Leute gekommen." Das war der Beginn von Reggae in Wulf. Denn die

    Markus Friedrich spielte damals beim Verein Fußball, übernahm zugleich Posten als Schriftführer und im Veranstaltungskomitee. Mittlerweile hat er diesen Sport aufgegeben, "weil seine Knie schon quietschen", wie er sagt. Dafür fährt er Rad oder Motorrad, geht wandern oder zum Klettern, ab und zu joggt er. "Meine Hobbys sind aber meine drei Kinder", schmunzelt er. Die Mädels mit 14, 16 und 23 Jahren fordern ihn genug. 

    In seiner Freizeit schaut der Speditionskaufmann, der in Meitingen bei einem Messelogistiker arbeitet, gerne FCA-Spiele. Sein Herz erwärmt sich aber vor allem bei Reggae-Festivals. Weil er für all diese Freizeitaktivitäten mehr Zeit haben wollte, gab er im vergangenen Jahr seinen Job als Hauptorganisator von Reggae in Wulf ab. Denn geschätzt 700 Stunden im Jahr habe er mit diesem Amt verbracht. "Man muss immer am Ball bleiben, es ist eine ganzjährige Verantwortung", begründet er seinen Rücktritt.

    Wie Bernd Radloff ins Orgateam von Reggae in Wulf kam

    Davon kann auch Bernd Radloff berichten. Er hatte vor drei Jahren, damals noch gemeinsam mit Markus Friedrich, die Organisationsleitung des Festivals übernommen und war für den kaufmännischen Part zuständig. Wie er zu diesem Amt kam? Sein Sohn spielt beim SVW Fußball. Zudem besuchte er anfangs als Gast das Festival, kam dann mit Leuten des Vereins ins Gespräch. "Irgendwann stand ich im Ausschank und hab Bier gezapft", resümiert er lachend: "Wenn man irgendwo anfängt, sich ein bisschen zu engagieren, wird man meist komplett eingenommen." 

    Als sich 2022 Markus Friedrich zurückzog, habe er anfangs mit der Entscheidung gehadert, alleine die Cheforganisation zu übernehmen. "Ich habe es aber nicht übers Herz gebracht, Nein zu sagen, weil jetzt auch das 20. Festival ansteht. Und es hat sich auf die Schnelle kein Zweiter gefunden." Nun steckt er mittendrin. Das Schwierigste sei, die einzelnen Baustellen so zu steuern, dass zum Schluss alles auf einen Punkt zusammenläuft. Egal, ob man Radiospots bucht, Sponsoren findet, Toilettenwägen organisiert – die Räder müssen ineinandergreifen. Das sei zwar eine spannende Aufgabe, macht ihm auch zu schaffen. "Ich bin da etwas dünnhäutig. Deshalb träume ich oft von Reggae in Wulf und wache jede Nacht auf, weil mir wieder etwas einfällt, was ich noch tun muss", räumt er ein. 

    Für Familie und Hobby bleibt bei der Reggae in Wulf-Organisation oft wenig Zeit

    Das kostet viel Energie. Angesichts der vielen Aufgaben fahre er beispielsweise auch nicht mehr so spontan ins Wochenende. Dass er mit Ehefrau, dem 16-jährigen Sohn und der 19-jährigen Tochter im Chiemsee auf dem Stand-up paddelt oder in die Berge radelt, kommt gerade selten vor. Zudem muss er sich noch auch um seine Firma, einen Werbeartikelhandel in Derching kümmern. Auch für sein liebstes Hobby, die Band LoudLikeLove, sollte noch Zeit sein. Mit der Rock- und Popgruppe ist der Sänger und Gitarrist vor Kurzem auf der Fete de la Musique in Friedberg aufgetreten. In der Herzogstadt lebt Bernd Radloff schon seit 20 Jahren und fühlt sich pudelwohl. Auf dem Altstadtfest hat er keinen Tag gefehlt. Obwohl er in Oberumbach bei Odelzhausen aufgewachsen ist, kennt er mittlerweile gefühlt jeden zweiten Friedberger.

    Auch er möchte wieder etwas mehr Zeit für sein Privatleben haben und deshalb die Organisationsleitung abgeben. Nachfolger werden dringend gesucht. "Am besten wäre, wenn zwei das übernehmen könnten", sagt er. Einer, der sich für Reggae begeistert, und einer, der im Kaufmännischen fit ist. Dazu ist eine große Portion Idealismus gefragt, denn es wartet viel ehrenamtliche Arbeit auf die neuen Orgachefs. Aber auch spannende Erfahrungen und Gänsehautmomente, spätestens wenn man auf die Bühne tritt und die Gäste begrüßt. 

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