Eine Trendwende für die Wirtschaft im Wittelsbacher Land bleibt aus. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage, die am Dienstag beim Forum Verlag in Merching von der IHK Schwaben vorgestellt wurden. Der IHK-Konjunkturindex, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen im Landkreis abbildet, bleibt mit 100 Punkten deutlich hinter seinem langjährigen Durchschnitt zurück. Er liegt damit genau auf der Wachstumsschwelle, aber deutlich unterhalb des zehnjährigen Durchschnitts von 117 Punkten. Im Vergleich zum Frühjahr ist der Index für unseren Landkreis sogar um 12 Punkte gefallen. Nun wird nach den Ursachen gesucht.
Unternehmen sehen schwarz für die Zukunft
Ein Faktor sind die pessimistischeren Erwartungen der Unternehmer für die kommenden Monate. Zum Vergleich: Der Wert für Bayerisch-Schwaben liegt bei 99 Punkten und der für den Wirtschaftsraum Augsburg bei 106. Die Regionalvorsitzende Katrin Krauß-Herkert fordert deshalb: „Der zunehmende Vertrauensverlust in die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen hemmt die Inlandsnachfrage und damit das notwendige Wachstum der Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen.“ Sie forderte Reformen von der Politik noch vor den nächsten Bundestagswahlen. Vom 16. bis 26. September wurde ein repräsentativer Querschnitt der IHK-Mitgliedsunternehmen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Die Rücklaufquote lag bei 54 Prozent.
Fachkräftemangel hat für regionale Unternehmen etwas an Bedeutung verloren
Die Inlandsnachfrage ist das größte Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung. Auf dem zweiten Platz der wirtschaftlichen Risiken folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 60 Prozent, danach folgen die Arbeitskosten mit 52 Prozent. Etwas an Bedeutung verloren, doch weiterhin für annähernd die Hälfte der Unternehmen ein Risiko, sind die Energie- und Rohstoffpreise sowie der Arbeits- und Fachkräftemangel (jeweils 49 Prozent).
Im Inland werde auch nicht mehr viel investiert. Seit dem Frühjahr sind die Absichten dazu nochmals gesunken, eine Verbesserung sei nicht in Sicht. Im Gegenteil: Seit über zwei Jahren planen mehr Unternehmen im Ausland, statt im Inland zu investieren, obwohl nun auch die Auslandsinvestitionen rückläufig sind. Krauß-Herkert, die ein Familienunternehmen managt, ist besorgt: „Produktinnovationen oder Kapazitätserweiterungen als Investitionsmotive spielen bei uns inzwischen eine untergeordnete Rolle. Wenn investiert wird, dann überwiegend in den Erhalt der Substanz oder in Rationalisierungen. Dies alles sind düstere Signale einer schrumpfenden und keiner wachsenden Wirtschaft.“
Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,4 Prozent in Schwaben unterhalb des bayerischen und des deutschen Durchschnitts. „Diese noch robusten Zahlen dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die schwache Konjunktur den Arbeitsmarkt erreicht“, stellt die IHK-Regionalvorsitzende fest. So hat sich die Zahl derer, die derzeit keinen Bedarf für Neueinstellungen sehen, im letzten Jahr von 31 Prozent auf 66 Prozent mehr als verdoppelt. Angesichts des demografischen Wandels müsse es das Ziel sein, das Arbeitsvolumen durch Reformen und bessere Anreize zu erhöhen, die steuerliche Belastung der Unternehmen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau abzusenken und die Energie- und Stromkosten zu begrenzen.
Ausbildungszahlen im Wittelsbacher Land steigen
Ein positives Signal für die Zukunft gäbe es im Wittelsbacher Land. Das seien die wachsenden Ausbildungszahlen, wie Jens Walter, der Regionalgeschäftsführer von Augsburg bei der IHK Schwaben, betont. Hier ist Aichach-Friedberg der „Ausbildungsstar“. Die Ausbildungsplätze sind mit über zehn Prozent sogar zweistellig in die Höhe geschossen. Nach wie vor sei auch die Liquidität hoch, das führe zu einer stabilen Ertragskraft der Unternehmen. Insolvenzwellen seien nicht zu erwarten. „Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht und ob es in den nächsten Jahren besser wird, ist fraglich“, so Walter.
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