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Winterhilfe für Igel: Überlebenstipps vom Tierheim LechArche

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So kommen Igel durch den Winter: Tipps vom Friedberger Tierheim

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    Nathalie Gauggel wiegt den Igel, um zu sehen, ob er untergewichtig ist.
    Nathalie Gauggel wiegt den Igel, um zu sehen, ob er untergewichtig ist. Foto: Eva Tradt

    Eine blaue Transportbox und daneben eine Waage mit Handtuch stehen auf dem Empfangstisch des Friedberger Tierheims Lecharche. Durch die Schlitze der Box erkennt man eine dunkle Kugel. „Da ist unser heutiger Vorzeige-Igel drin“, erklärt Mitarbeiterin Nathalie Gauggel. Unter dem Titel „Igel retten – aber richtig“ möchte die LechArche über die kleinen Tiere aufklären und was man tun kann, um ihnen in der kalten Jahreszeit zu helfen. „Viele Leute meinen es zu gut und nehmen Igel zu sich, die eigentlich gut zurechtkommen“, erzählt Heinz Paula, Vorsitzender des Tierschutzvereins Augsburg und Umgebung. Laut Tonia Olson, der verantwortlichen Tierärztin, gehören die beliebten Schneckenfresser zu den besonders geschützten Arten, man könne sie nicht einfach mitnehmen.

    Demnächst fängt für die Igel der Winterschlaf an und sie müssen sich dafür genügend Fettpolster anfressen. Doch das stellt eine immer größer werdende Hürde dar, denn das Futter fehlt. Igel sind Fleisch- beziehungsweise Insektenfresser, diese werden rarer. „Allgemein sollte ein Jungigel Anfang November auf 500 Gramm Mindestgewicht kommen, ein erwachsenes Tier auf ein Kilogramm, ansonsten ist er nicht für den Winter bereit“, erklärt Olson. Hinzu kommen Parasiten wie Flöhe, Zecken oder Würmer, die die Tiere schwächen.

    Tiere: Nicht jeder Igel braucht Hilfe

    Vorsicht ist geboten, nicht jeder Igel braucht Unterstützung. Olson: „Wenn der Igel tagsüber sehr langsam herumläuft und matt wirkt, sollten Sie eine Expertenmeinung hinzuziehen. Igel, die nachts aktiv sind, können Sie in Ruhe lassen.“ Wer im Garten eine Hecke oder Gebüsch hat, weiß bereits, dass diese bei Igeln als Rückzugsorte gern gesehen sind. Dort ruhen sie sich am Tag aus. Symptome eines geschwächten Igels sind Torkeln, Husten, Röcheln, Teilnahmslosigkeit und starker Parasitenbefall. Ebenfalls Hilfe benötigend sind tagsüber herumirrende Jungtiere. „Suchen Sie in solchen Fällen bitte eine tierärztliche Praxis auf oder treten Sie mit einem der Mitgliedsvereine des Deutschen Tierschutzbundes in Kontakt“, appelliert die Tierärztin. Auf der Internetseite des Bund Naturschutzes findet man zusätzlich Erklärungen, was einen kranken von einem gesunden Igel unterscheidet.

    Um gesunde, aber untergewichtige Igel zu unterstützen, kann man sie im Garten anfüttern. Als Futter eignet sich hier getreidefreies Katzenfutter am besten, ansonsten funktionieren auch ungewürztes Hackfleisch, Rührei sowie getrocknete Insekten. Spezielles Igelfutter ist oft nicht artgerecht bis hin zu völlig ungeeignet. Milch, Getreide, pflanzliche Kost oder Nüsse sind ebenfalls tabu. Zum Trinken reicht sauberes Wasser völlig aus.

    Den Garten kann man igelfreundlich gestalten, indem Laub nicht im Biomüll landet, sondern in geschützten Ecken angehäuft wird. Heimwerker können ein Igelhaus aufstellen, Bauanleitungen gibt es von fachkundigen Stellen wie dem Naturschutzbund. Es empfiehlt sich auch, den Mähroboter komplett auszuschalten oder zumindest nur tagsüber laufen zu lassen, da dieser vorbeilaufende Igel nicht erkennt.

    Nathalie Gauggel und der Vorzeige-Igel in der Quarantäne-Box.
    Nathalie Gauggel und der Vorzeige-Igel in der Quarantäne-Box. Foto: Eva Tradt

    Tierheim LechArche in Friedberg sucht für die Auswilderung der Igel naturnahe Gärten

    Doch was passiert, wenn ein Igel im Tierheim abgegeben wird? Gauggel demonstriert, wie eine „Notaufnahme“ verläuft. „Erst rufen die Leute bei uns an und sagen, dass sie einen Igel gefunden haben. Wir fragen dann bestimmte Punkte ab, also, ob der Igel untergewichtig ist, sich komisch verhält oder Parasiten hat.“ Wenn die Mitarbeiter den Igel als hilfebedürftig einschätzen, bringen die Finder ihn zum Tierheim. Dort erhält er eine Ersteinschätzung, alles Wichtige wird dokumentiert. Das Tier kommt, wenn sein Zustand nicht zu kritisch ist, in eine Quarantäne-Box mit Nahrung und einer Rückzugsmöglichkeit. Außerdem wird jeder Igel zur Wiedererkennung mit Nagellack markiert.

    Gauggel nimmt das Tier aus einer Transportbox und setzt ihn in eine durchsichtige, mit Zeitung ausgelegte Box mit zwei Näpfen. Sie füllt Katzenfutter in einen, im anderen ist Wasser. „Er wird von uns entwurmt, entfloht und täglich gewogen. Nach der Quarantäne darf er in einen größeren Bereich mit anderen Igeln. Seine letzte Station bei uns ist eine Außenstelle, in der er sich wieder an die Außentemperaturen gewöhnen kann. Die wirkliche Auswilderung erfolgt extern, das heißt, dass wir das Tier von anderen Leuten auswildern lassen.“ Hierzu sucht das Tierheim dringend nach Freiwilligen, die einen naturnahen Garten haben und den Igel dort aussetzen würden. Sie erhalten auch einen passenden Unterschlupf sowie Futter für die ersten Tage, beides stellt das Heim bereit.

    Informationen gibt das Tierheim LechArche unter der Telefonnummer 0821/4552900 oder unter info@tierschutz-augsburg.de.

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