Anno 1796, den 24. August, dem Feste des heiligen Bartholomäus, ging der alte Michelbauer Johannes Müller von Rettenberg nach Unsers Herrn Ruh in die heilige Messe. Da kamen ihm, von Friedberg her, vier französische Musketiere in den Weg und fragten ihn, ob das der Weg nach Heimatshausen und Rettenberg sei, was der Michelbauer bejahte und ihnen den Weg zeigte. Als diese fortgegangen waren, kamen von der Einöde Rettenberg drei französische Husaren und fragten den Johannes Müller, ob dieser Weg Friedberg zugeht, was er auch bejahte. Dann sagten diese: „Das ist nicht wahr, du bist ein Spion.“ Sofort sprang ein Husar vom Pferd, langte einen Strick aus dem Mantelsack und hängte den Michelbauer an dieser Stelle an den Ast einer Eiche auf und ritten sogleich Friedberg zu. Der alte Michelbauer rief in seiner Todesangst Unseren Herrn in der Ruhe und die heilige Barbara, die Fürbitterin in Todesnöten, um Hilfe an. Da brach der Ast und der Michelbauer war gerettet.
Diese Geschichte wird auf einer Votivtafel bei Friedberg erzählt. Sie ist Bestandteil des Pilgerwegs rund um Herrgottsruh, auf dem man viel entdecken kann und durch die schöne Landschaft östlich der Stadt spaziert.

Im 1. Koalitionskrieg gelang den Franzosen 1796 der Einfall nach Bayern. Nach der Überquerung des Lechs und der Einnahme Friedbergs wurden die Stadt und die umliegenden Dörfer geplündert und die Bürger misshandelt. Dabei machten umherstreifende Grüppchen das ganze Gebiet unsicher. Schlimm erging es dabei auch dem Michelbauern auf dem Weg nach Herrgottsruh.

Johannes Müller, geboren 1731 in Wulfertshausen, hatte zudem in seinem Leben viel Leid erfahren. Drei Ehefrauen musste er zu Grabe tragen, 1789 hat er dann Klara Preymayr geehelicht. Woran die Frauen gestorben sind, hat der Pfarrerfestgehalten. „In Puerperio saepius periclitata tandem vitae naufragium passa est.“ (Im Kindsbett häufiger erkrankt, hat sie endlich erduldet den Schiffbruch ihres Lebens.) Johannes Müller selber, „Colonus de Rettenberg aetate confectus“, st 1798 an Altersschwäche gestorben.
Wie die vielen Gemeinden - es waren auch nach der Säkularisation noch 64, die nach Herrgottsruh wallfahrten - machen die Wanderer sich auch heute auf den Pilgerweg und halten bei den fünf Stelen inne. Beim Tor lesen sie auf der ersten Stele von der Entstehung und der Geschichte der Wallfahrtskirche und gehen den Friedhof entlang nach Osten in Richtung Heimatshausen. Bald geht es am Kindergarten St. Angela vorbei und wenig später in einer langen Kurve den Berg hinunter. Bei einer jungen Eiche steht das Marterl von der Errettung des Michelbauern, das 1987 nach dem alten Vorbild von den Familien Pachner und Raab wieder errichtet worden ist.
Viele Menschen suchten in der Herrgottsruhkirche von Friedberg Hilfe
Die zweite Stele berichtet von den vielen Menschen, die in ihren Nöten beim Gnadenbild Zuflucht gesucht haben. Hier folgen die Spaziergänger der Abzweigung nach links, steil den Berg hinauf und weiterhin geradeaus. Sie sehen im Tal bei den beiden Weihern bereits das nächste Ziel, den Weiler Ottoried. Er findet bereits im bayerischen Herzogsurbar von ca. 1280 als curia in Attenriede Erwähnung.

Der Weg umgeht den Hof auf der rechten Seite. Bald ist man auf der Anhöhe am Waldrand angelangt, von wo man einen herrlichen Ausblick vor allem auf die Stadt Friedberg hat. Die dritte Stele weist auf die Verehrung des Gnadenbildes und des Bruderschaftsbildes hin.
Man nimmt den leicht nach rechts verlaufenden Waldweg. Durch den Wald erreichen die Wanderer die vierte Stele, die sich unter einer alten Eiche befindet. Sie führt das Erlösungswerk Gottes vor Augen, dargestellt in einem Gesamtkunstwerk in der Kirche Herrgottsruh.

Der Weiterweg zieht geradeaus zur geteerten Verbindungsstraße Heimatshausen-Rettenberg. Nach rechts kommt man nun zu den zwei Höfen von Heimatshausen, die ebenfalls im genannten Herzogsurbar als Heimoltshausen genannt sind. Es sind der Jung- und der Nazibauer (von Ignatius).
Wallfahrt nach Friedberg-Herrgottsruh führt auf historischer Straße entlang
Den Berg hinunter erreichen die Wanderer bei einem schönen Feldkreuz und einer Bank die fünfte Stele. Sie berichtet von den Pilgern, die sich auf den Weg machen wollen, um Gott nahe zu sein und für den eigenen Lebensweg Heilung und Heiligung zu erlangen.
Die Straße zurück nach Herrgottsruh, die etwas Vorsicht verlangt, verläuft auf der Route der historischen Ochsenstraße. Den Weg nehmen heute auch noch die Wallfahrer nach Herrgottsruh, die von Dasing, Paar und Harthausen zur Gnadenstätte pilgern.
Das Buch
Diese Wanderung ist dem Buch „Sonntagswandern im Wittelsbacher Land“ von Gabriele und Dr. Hubert Raab entnommen. Preis 24,80 Euro, 190 Seiten, erschienen im Wißner-Verlag, Verkauf über die Buchhandlungen in Aichach (Rupprecht), Friedberg (lesenswert) und Mering (Platzbecker) sowie über das Landratsamt Aichach-Friedberg.
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