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Steindorf-Hofhegnenberg: Was macht eigentlich Fred Berry, der Indianer von Hofhegnenberg?

Steindorf-Hofhegnenberg

Was macht eigentlich Fred Berry, der Indianer von Hofhegnenberg?

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    Indianer-Museum oder Kneipe? Der Indian Culture Club Cheyenne von Fred "Berry" Beringer ist eine Mischung aus beidem.
    Indianer-Museum oder Kneipe? Der Indian Culture Club Cheyenne von Fred "Berry" Beringer ist eine Mischung aus beidem. Foto: Michael Eichhammer

    Der letzte Mohikaner ist er nicht, aber vermutlich der einzige Halbblut-Cheyenne in Steindorf: Die Rede ist von Fred "Berry" Beringer. Der 80-Jährige ist Sohn einer Cheyenne-Indianerin und eines deutschen Vaters. In seinem Haus am Ortsende des

    Beringer hat turbulente Jahre hinter sich

    "Das ist eigentlich auch mein Wohnzimmer", erklärt Fred Beringer. "Vor Corona war die Bude freitags immer voll", sagt er. Mittlerweile ist es deutlich ruhiger geworden um seine Mischung aus Kulturverein und Kneipe. Auch Beringer selbst genießt heute bewusst die ruhigen Momente. Von seinen turbulenten Jahren hingegen zeugen Stapel von Zeitungen und Zeitschriften, die über ihn berichtet haben. Fotos an den Wänden erinnern ebenfalls an die Zeit, in der er als bayerischer Indianer in aller Munde war. Unter anderem ist er gemeinsam mit Peter Maffay, Maite Kelly und Michael "Bully" Herbig abgebildet. In Herbigs Film "Der Schuh des Manitu" spielte Fred Beringer mit. Gern erinnert er sich an das Kennenlernen mit dem Regisseur und Schauspieler. Als Michael Herbig ihn sah, rief er spontan "Indianer!". Beringer reagierte mit einem bayerischen "Servus!" Darüber amüsierte sich Bully Herbig so sehr, dass dieser Dialog später in den Film mit aufgenommen wurde. 

    Darf man denn heute überhaupt noch "Indianer" sagen? "Wie denn sonst?", fragt Fred Beringer zurück. Dass die Woke-Diskussionen über Karl May und die Winnetou-Filme mittlerweile verstummt sind, freut ihn. "Für mich war das purer Blödsinn. Ein Indianer ist ein Indianer", so Beringer. Sein Cheyenne-Name "wanbli ohitika" heißt im Englischen "Brave Eagle" und ins Deutsche übersetzt "kühner Adler". Den Namen verdankt er seiner Mutter, die auf dem Weingut Beringer Vineyards im kalifornischen Napa Valley gearbeitet hatte, als ein Verwandter des Weingutbesitzers aus Deutschland zu Besuch war und sich in sie verliebte – Fred Beringers Vater. Später zog die Familie nach

    Fred Berry braut in Hofhegnenberg sein Cheyenne Beer.
    Fred Berry braut in Hofhegnenberg sein Cheyenne Beer. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Er war nicht immer stolz auf seine Wurzeln

    Auf einem Gemälde beim Stammtisch ist Fred Beringer als Cheyenne in authentischem Outfit und Federschmuck und mit stolz erhobenem Haupt porträtiert. So stolz wie er auf diesem Bild eines befreundeten Malers aussieht, war Fred Beringer nicht immer auf seine Wurzeln. "Meine Eltern hatten eine Gaststätte, und die Leute waren neugierig", erinnert er sich. Wie seine Mutter wurde auch er damals nicht gern auf seine Herkunft angesprochen. "Die anderen Kinder haben Cowboy und Indianer gespielt – ich nicht", berichtet Fred Beringer. Später waren es die Stammgäste seines ersten eigenen Lokals, die ihn davon überzeugten, zum indianischen Anteil in ihm zu stehen. "Seitdem ist es mir viel besser gegangen, ich habe nichts mehr zum Verdrücken gehabt", so Beringer. Erst machte er sich Sorgen, ob Gäste aufgrund seines Indianer-Outings ausbleiben würden, doch das Gegenteil war der Fall. "Die Leute haben mich geschätzt, so wie ich bin", sagt Beringer. Sein kulturelles Erbe wurde zu seinem Markenzeichen. Nicht nur in der Gastronomie, sondern auch in Filmen, im Fernsehen, in Interviews fürs Radio und Zeitungen war der bayerische Indianer gefragt.

    Die Gaststube von Brave Eagle in Hofhegnenberg im Jahr 2016.
    Die Gaststube von Brave Eagle in Hofhegnenberg im Jahr 2016. Foto: Peter Holthaus

    Während sich die deutsch-amerikanische Verwandtschaft mit dem Weinbau beschäftigte, hat Fred Beringer die Leidenschaft fürs Bierbrauen entdeckt. In einem Anbau des Gebäudes befindet sich "die kleinste Brauerei östlich des Mississippi", wie er augenzwinkernd sagt. Entstanden ist die Cheyenne Beer Factory per Zufall, als er mit seinem Schmiechener Freund Ferdinand Freiherr von Wiedersperg-Leonrod ein Bier trank und sagte, man sollte das mal selbst ausprobieren. Der Baron war begeistert von der eigentlich als Scherz gemeinten Idee. Mit reichlich Improvisationstalent wurde kurzerhand im Kellergewölbe der Burg das erste eigene Bier gebraut, nachdem sich Fred Beringer in die Materie eingelesen hatte. Der Freiherr lud überraschend den Chef des Bayerischen Brauerbundes ein. "Ich habe gezittert bei der Verkostung", erinnert sich Fred Beringer. Das Lob des Experten bestärkte Beringer, der die Rezeptur seitdem genau so beibehielt. Die Biere der Cheyenne Beer Factory kamen gut an und wurden sogar aus dem Ausland angefragt. 

    Mittlerweile allerdings nimmt Beringer sich selten die Zeit, Bier zu brauen. Doch immer mehr Fans fragen danach, und man merkt an seinem Blick: Der kühne Adler wird früher oder später wieder Feuerwasser nach dem bayerischen Reinheitsgebot brauen. 

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