Früher, sagt Tanja Popfinger, war sie ziemlich schüchtern. Heute mag ihr das kaum einer abnehmen. Heute müsste man sich unter Umständen sogar sehr in Acht nehmen vor ihr – angenommen man wäre einer, der sie hinterrücks aus dem Schatten der Nacht überfallen will. Tanja Popfinger ist eine Kämpferin. Sie hat seit zwei Jahren einen schwarzen Gürtel im Taekwondo. Seit wenigen Wochen ist die 18-Jährige zudem zweifache deutsche Meisterin im Mannschaftswettkampf und Vizemeisterin im Einzel. Schüchtern, sagt sie, ist sie jetzt nicht mehr.
Dreimal pro Woche unterrichtet sie ihre Gruppen. Angefangen hat sie mit den ganz Kleinen. Mittlerweile sind es auch Erwachsene, denen sie die Griffe beibringt. Seit Oktober hat Popfinger eine C-Trainerlizenz. Nach dem Abi war endlich Zeit, die Ausbildung dazu zu machen. Denn Popfinger hat sich ein Jahr Auszeit genommen. Für sich und für den Sport.
„Bisher war der Sport für mich eher ein Hobby“, erklärt sie. „Bei den Meisterschaften mitzumachen hat mich eigentlich gar nicht gereizt.“ Doch als es in diesem Herbst an den Start gehen sollte, hat sie sich nichts mehr geschenkt. „Am meisten habe ich mich selbst unter Druck gesetzt“, sagt sie im Rückblick. Kurz vor dem Turnier hatte sie schlaflose Nächte und brachte kaum etwas herunter. Als es dann geschafft, war, als der Titel in ihrer Tasche steckte, blieb kaum Zeit, den Erfolg zu feiern.
Dass Popfinger sich mit ihren 1,52 Metern durchsetzten kann, das hat sie inzwischen gelernt. „Gerade wenn man klein ist, hat man manchmal einen großen Vorteil“, erklärt sie. „Weil man unterschätzt wird.“ Und unterschätzen, das konnte man die 18-Jährige vielleicht, wie sie über sich selbst sagt, früher. Aber das scheint lange her.
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