Eine leicht verzerrte Stimme versucht, elf Männchen, die in kleinen Quadraten gefangen sind, zum Hampelmann zu motivieren. Was sich wie ein Videospiel aus den 1990er-Jahren anhört, war der Trainingsalltag der Meringer Ringer in den letzten sieben Monaten: Über Videostreaming-Dienste hielten sich die Paarstädter unter der Leitung von Benedikt Rieger fit.
„Wir haben das Beste aus der Situation gemacht und möglichst viel Ausdauer und Kraft trainiert“, erzählt der Greco-Spezialist. Was dabei aber auf der Strecke blieb, war das, was diesen eleganten Sport ausmacht: Mattenluft. „Wir haben die Halle, die Matte, das Zupacken und den Zweikampf vermisst“, lässt der Zweite Vorsitzende Dominik Ringenberger tief in die Ringerseele blicken. Doch die Zeiten des Online-Trainings sind vorbei. Seit einem Monat dürfen die TSC-Sportler wieder in die Meringer Mehrzweckhalle und dem Kerngeschäft ihres Sports nachgehen. „Wir sind glücklich, dass wir endlich wieder ringerisch aktiv sein können“, freut sich auch Vorsitzender Peter Tränkl, relativiert aber die Trainingssituation: „Wir können nicht in vollem Umfang trainieren. Wir verstehen die Maßnahmen, dennoch ist das nicht optimal.“
TSC Mering: Mannschaftskämpfe müssten derzeit ohne Zuschauer stattfinden
Hintergrund ist das Covid-19-Testzentrum im Keller der Mehrzweckhalle, der normalerweise dem Trainingsbetrieb aller Sparten des Turn- und Stemmklubs dient. Derzeit können die Ringer am Donnerstag und Freitag im Obergeschoss auf die Matte, am Dienstag weicht das Team auf den Hartplatz der Grundschule aus. Ob sich die Flexibilität und der Schweiß in diesem Jahr überhaupt noch auszahlen werden, steht noch in den Sternen. Vom Bayerischen Ringerverband ist zwar eine Saison gewünscht, und es liegt ein Ligaplan vor, dennoch ist man im TSC-Lager skeptisch, ob eine reguläre Saison angesichts der langen Trainingspause sinnvoll wäre.
„Wir müssen genau schauen, ob die Zeit bis September ausreicht, um fit zu werden. Wir werden keine Verletzungen in Kauf nehmen, nur dass wir wieder irgendwie auf der Matte stehen. Das ist es nicht wert“, betont Tränkl. Zusätzlich müssten Mannschaftskämpfe nach den derzeit geltenden Rahmenbedingungen ohne Zuschauer stattfinden. „Ich bin mir nicht sicher, ob das dann so viel Sinn macht“, überlegt Tränkl.
René Winter hat beim TSC Mering das Ringen gelernt
Besonders gefreut hat sich ein Meringer, der nach acht Jahren wieder zurück zu seinem Heimatverein kommt: René Winter kehrt zu seinen Wurzeln zurück. „Ich bin überglücklich, dass ich wieder hier sein darf. Hier habe ich das Ringen gelernt“, ist der Sohn der Ringerikone Horst Winter dankbar. Mit seiner Klasse und seiner Erfahrung, die er in der Ersten und Zweiten Bundesliga sammeln konnte, wird er den Meringern weiterhelfen.
Doch bis dahin ist es für den Experten im griechisch-römischen Stil noch ein langer Weg. Nach seinem Weggang aus Hallbergmoos nahm sich Winter eine zweijährige Auszeit, ließ die Ringerstiefel im Schrank und muss jetzt fit werden. „Ich musste Abstand gewinnen. Durch das ständige Abnehmen habe ich den Spaß an meinem geliebten Sport verloren. Den musste ich wieder finden. Der TSC hat diese Freude wieder entfacht.“ Es wird sich zeigen, ob „Mr. Überwurf“ noch diese Saison die Kontrahenten fliegen lässt oder ob er sich noch ein Jahr gedulden muss.