Die Sensation ist perfekt: Platz zwei bei ihrer ersten Teilnahme bei den Süddeutschen Meisterschaften! Ein Erfolg, den die 12-jährige Luisa Sedlmaier vom TSV Friedberg kurz nach der Siegerehrung noch nicht ganz realisiert. „Ich freue mich riesig – doch eigentlich war ich mit der Reifenübung nicht ganz zufrieden“, erklärt sie selbstkritisch, um im nächsten Augenblick ungläubig auf ihren Pokal zu schauen: „Ich starte jetzt bei den Deutschen Meisterschaften. Das ist krass!“ Ihre Großeltern schließen sie fest in die Arme: „Luisa hat das so toll gemacht. Wir sind unglaublich stolz auf sie.“
Es war ein nervenaufreibender Wettkampftag für die drei Starterinnen des TSV Friedberg: Luisa Sedlmaier, Mathilda Beer und Elena Enderle. Die Konkurrenz aus ganz Süddeutschland war groß. 61 Starterinnen und Starter aus Baden, Bayern, Schwaben und dem Saarland zeigten beim Regio Cup Süd-West ihr einzigartiges Können. Hochspannung war garantiert, denn das erklärte Ziel war die Qualifikation zu den Deutschen Meisterschaften in Leipzig.
Mathilda Beer vom TSV Friedberg landet auf Platz 14
Der 13-jährige Julian Deutsch vom TV Sersheim fällt schon in der Einturnhalle auf. Er ist der einzige Junge, der sich hier aufwärmt. „Es ist manchmal schon komisch, wenn man in der Einturnhalle so angestarrt wird“, erklärt er. „Aber es ist auch cool, weil man zeigen kann, was wir Jungs so drauf haben.“ Wie ist er überhaupt auf diesen Sport gekommen, der doch eigentlich ein Inbegriff weiblicher Turnkunst ist? „Meine beste Freundin hat rhythmische Gymnastik gemacht. Ich fand das toll und bin einfach mal mitgegangen“, sagt Julian. Sieben Jahre alt war er damals. Bereits zum dritten Mal in Folge hat er sich für die Süddeutschen Meisterschaften qualifiziert.

Unter den Turnerinnen ist er voll akzeptiert. „Er ist super – oft besser als wir“, hört man anerkennend. Dieses Mal wird Julian Zehnter. Ein Seilverlust am Ende der Übung verhindert eine bessere Platzierung. Stolz ist er trotzdem: „Ich bin zufrieden mit meinen Übungen. Das ist doch die Hauptsache.“ Für die zwölfjährige Mathilda Beer vom TSV Friedberg läuft es nicht ganz so gut: „Die Reifenübung war nicht toll.“ Ein eigentlich einfacher Pflichtteil ist ihr nicht gelungen. Trotz der guten Seilübung, in der sie zum ersten Mal überhaupt einen schwierigen Wurf fangen kann, verpasst sie die Qualifikation zum Deutschland Cup. Platz 14 heißt es am Ende.
„Super Stimmung, super spannend, super organisiert“, fasst es Karin Schmidt aus Friedberg zusammen. Sie drückt Elena Enderle die Daumen. „Als beste Freundin der Familie bin ich heute natürlich mit dabei“, lacht sie. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass es für Elena heute eine emotionale Achterbahn werden wird. Mehrere Leichtsinnsfehler und Geräteverluste in der Reifenübung führen dazu, dass ihre Chancen auf eine erneute Qualifikation zum Deutschland Cup äußerst gering sind. Doch Elena kämpft sich heran. Nach einer fast perfekten Keulenübung spielt sie in der abschließenden Seilkür ihre ganze Erfahrung aus. „Es war besser, aber nicht gut“, urteilt sie.
Elena Enderle qualifiziert sich zum siebten Mal in Folge
Ob diese drei Übungen ausreichen, um sich für den Deutschland Cup zu qualifizieren, ist zu diesem Zeitpunkt fraglich. „Wenn du mal im Wettkampf das zeigen würdest, was du im Training machst, wäre es einfacher und nicht so dramatisch“, fasst es Elenas Trainerin Ramona Folter lachend zusammen. Kopfschüttelnd steht Elena später auf dem Siegertreppchen. „Ich kann das immer noch nicht glauben“, erklärt sie ungläubig. Zum siebten Mal in Folge hat sie sich für den Deutschland Cup qualifiziert – als drittbeste Gymnastin Süddeutschlands.

Mit dabei an diesem Wettkampftag ist neben dem TSV-Vorsitzenden Karsten Weigl und der Abteilungsleiterin Turnen Sabine Walter auch die Präsidentin des Bayerischen Turnverbandes Christine Königes. Moderator Andreas Berndt führt mit viel Witz und Esprit durch den Tag und dankt abschließend den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern: den Zettelmädchen, Medaillenhostessen, Kuchenverkäuferinnen und nicht zuletzt dem Auf- und Abbauteam. Bis nachts um 1 Uhr haben sie die Halle hergerichtet, die Tische fürs Kampfgericht aufgestellt und Luftballons aufgeblasen. Spartenleiterin Sylvia Basch sowie Erika Ranf und Ramona Folter als Hauptorganisatorinnen ist ein herausragender Tag gelungen.
Bis zum 29. Mai ist jetzt noch ein wenig Zeit. Dann findet der Deutschland Cup in Leipzig statt. Vielleicht gibt es ja dann die nächste Sensation für den TSV Friedberg.
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