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Handball: „Manches wird richtig spannend!“

Handball

„Manches wird richtig spannend!“

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    Ab 1. Juli sollen sie gelten, die neuen Regeln im Handball. Rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in Rio müssen sich die Handballer auf einige Veränderungen einstellen. Veränderungen, die übrigens dann auch für die Amateure gelten.

    Wir fragten bei Anita Steiner nach, was sie von den Neuerungen hält. Die 48-Jährige trainiert seit zwei Jahren die Herren des Kissinger SC und stieg mit der Mannschaft gerade wieder in die Bezirksoberliga auf. Das Gros ihrer jetzigen Akteure hatte sie schon ab der B-Jugend unter ihren Fittichen. Anita Steiner war selbst eine erfolgreiche Handballerin, die rund 23 Jahre aktiv war und dabei 15 Jahre lang für Dachau 65 in der 2. Liga, der 3. Liga und der Bayernliga spielte.

    Hier nun die neuen Regeln und die Anmerkungen der Kissinger Trainerin.

    Der Torwart kann als siebter Feldspieler eingesetzt werden und muss nicht mehr zwingend mit einem Leibchen gekennzeichnet werden. Ist er das nicht, darf auch kein Feldspieler den Torraum betreten – der Torwart muss erst wieder für einen Feldspieler eingewechselt werden.

    Steiner: Das halte ich für eine saugute Idee, das kann taktisch hochinteressant werden. Bislang hat man den mit dem Leibchen ja eher stehen lassen, weil man nicht damit rechnete, dass der wirft. Jetzt kommt quasi ein zusätzlicher potenzieller Werfer dazu. Für das Kampfgericht und die Schiedsrichter, die das Wechseln im Blick haben müssen, wir es aber sehr schwer werden.

    Ein verletzter Spieler, der auf dem Spielfeld medizinisch behandelt wurde, muss das Spielfeld verlassen und darf erst nach drei abgeschlossenen Abgriffen seiner Mannschaft wieder eingesetzt werden.

    Steiner: Das halte ich für total blöd. Manchmal brauche ich nach einem harten Foul, wenn ich einen auf den Kopf oder die Nase bekommen habe, halt mal ein paar Sekunden, bis ich mich wieder sortiert habe. Und absichtlich bleibt eh keiner mehr liegen, um beispielsweise ein Spiel zu verzögern, weil das ja nichts mehr bringt. Und wenn einer so erwischt wird, dass er verletzt liegen bleibt, dann spielt der im Normalfall sowieso kaum noch weiter – jedenfalls sicher nicht im nächsten Angriff. Die Regel halte ich für unnötig.

    Passives Spiel. Nachdem die Schiedsrichter dies angezeigt haben, bleiben der angreifenden Mannschaft noch sechs Pässe, um zum Abschluss zu kommen. Ein Freiwurf unterbricht die Zahl der Pässe nicht.

    Steiner: Da bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits kann das richtig spannend werden, was beispielsweise Freiwurf- oder auch Angriffsvarianten betrifft. Da werden sich die Trainer sicher einiges an taktischen Maßnahmen einfallen lassen müssen. Allerdings löst das auch das Grundproblem nicht – nämlich: Wann beginnt passives Spiel? Das liegt ja nach wie vor im Ermessensspielraum der Schiedsrichter.

    Letzte 30 Sekunden. Begeht ein Abwehrspieler in den letzten 30 Sekunden eine grobe Regelwidrigkeit oder unterbindet eine Wurfausübung (Anwurf, Abwurf, Freiwurf, Einwurf), erhält er nun eine Rote Karte und die andere Mannschaft automatisch einen Siebenmeter.

    Steiner: Das finde ich grundsätzlich gut, denn hier geht es um das Unterbinden von taktischen Fouls, mit dem ich dem Gegner die letzte Chance im Spiel nehmen will. Bislang hatte ich ja nichts davon, wenn mir die Chance auf ein Tor genommen wird, wir das Spiel dadurch verloren haben und der Übeltäter für das nächste Spiel gesperrt wird. Jetzt bekommt man durch den Siebenmeter wenigstens die Torchance wieder – und das grob Unsportliche dürfte wegfallen.

    Blaue Karte. Die Schiedsrichter haben nun neben Gelber und Roter auch die Blaue Karte zur Verfügung. Wenn die nach Rot gezeigt wird, bedeutet das automatisch einen Bericht, und eine Disziplinarkommision ist für weitere Maßnahmen verantwortlich.

    Steiner: Diese Maßnahme ist in meinen Augen eher eine Erleichterung für die „Umwelt“, also hauptsächlich für die Zuschauer. Früher gab’s den Ausschluss, dann die Rote Karte mit Bericht – da mussten halt beide Trainer zum Zeitnehmertisch kommen. Jetzt ist es halt für alle in der Halle gleich erkennbar, dass ein Bericht und eventuell auch eine Sperre folgt.

    Insgesamt hält die Kissingerin die neuen Regeln im Handball nicht für eine „Revolution“. „Dadurch wird sich der Handball sicher nicht grundsätzlich ändern – sowie damals, als die ,schnelle Mitte‘ eingeführt wurde. Das hat unseren Sport gewaltig umgekrempelt. Ob’s die neuen Regeln gebraucht hätte, weiß ich nicht so recht“, erklärte die KSC-Trainerin abschließend.

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