Es ging hin und her, auf und ab – die Zuschauerinnen und Zuschauer hielten bei jeder Aktion um einen der Strafräume kurz den Atem an. Danach ärgert sich ein Teil der Fans über die nicht genutzte Chance, der andere schnaufte kräftig durch. Solche Aktionen konnten am Sonntagnachmittag beim Topspiel der Kreisliga Ost zwischen dem BC Rinnenthal und dem SC Griesbeckerzell ganz schön laut werden, schließlich waren fast 500 Besucherinnen und Besucher aus dem gesamten Landkreis vor Ort. Deutlich weniger waren es zeitgleich in Laimering, von den Emotionen her spielte es aber mindestens in der gleichen Liga. Der Spieler des Spieltags ist diesmal ein Torhüter.
Egal ob aus Ecknach oder Friedberg – am Sportplatz in Rinnenthal versammelten sich Fußballer aus dem ganzen Wittelsbacher land. Fast alle waren da, außer diejenigen, die selbst ran mussten. Enttäuscht wurden die Besucherinnen und Besucher nicht. Acht Tore und packende Duelle gab es zu sehen. „Für eine Kreisligapartie war das ein unglaublich hohes Niveau auf beiden Seiten – und das so früh im Jahr“, stellte Zells Spielertrainer Matthias Kefer erstaunt fest. Rinnenthals spielender Coach Maximilian Merwald pflichtete ihm bei: „Ich glaube, wir haben heute tollen Fußball geboten. Wenn wir diese Leistung in jedem Spiel auf den Platz bringen, dann müssten wir eigentlich nur noch Siege einfahren.“
Fußball-Nachlese: Laimerings Coach will sich mit Klassenerhalt verabschieden
Apropos Siege einfahren. Das war dem FC Laimering bislang in dieser Saison noch nicht gelungen. Am Sonntag platzte ausgerechnet gegen das Topteam der Sport-Freunde Bachern der Knoten, sehr zu Freude von FCL-Spielertrainer Christoph Mittermaier: „Die Erleichterung war riesig. Wenn du so lange nicht gewinnst, wird es immer schwerer. Die Jungs haben sich den Sieg aber wirklich verdient.“ Der erste Dreier gelang dem Aufsteiger ausgerechnet in Abwesenheit des früheren Bayernligakickers, denn Mittermaier musste aufgrund einer Roten karte aus der Vorwoche von draußen zuschauen. Im Derby gegen Mauerbach hatten gleich drei Laimeringer die Rote Karte gesehen, was für den Coach sogar einen Vorteil hatte: „Wir haben uns danach mit der Mannschaft zusammengesetzt, weil so etwas einfach nicht geht. In so einer schwierigen Phase darf keine die Mannschaft zusätzlich schwächen. Das hat wohl bei allen einen Schalter umgelegt“, mutmaßt Mittermaier, den den ersten Sieg aber nicht überbewerten will: „Ich hoffe, wir können den Schwung mitnehmen, aber wir haben noch nichts erreicht. Wir müssen jetzt unbedingt nachlegen, sonst bringt uns das gar nichts. Feiern dürfen wir, wenn wir mehrere Siege holen.“
Zusätzlich zum ersten Dreier gab der FCL auch noch die Rote Laterne an den BC Aresing ab. „Wenn du die so lange hast, tut es gut, sie loszuwerden. Wir werden aber in den direkten Duellen abliefern müssen. Solche Siege gegen Bachern werden sicher nicht zur Gewohnheit werden“, so Mittermaier, der sich aus Laimering möglichst mit dem Klassenerhalt verabschieden möchte. Der 30-Jährige wechselt im Sommer gemeinsam mit Trainerkollege Marvin Gaag zum Kreisligisten BC Adelzhausen. Dort bilden sie künftig ein Trio mit Jürgen Lichtenstern. „Wir hatten schon während der letzten Saison Angebote, aber ich wollte Laimering nach nur einem Jahr nicht schon wieder verlassen und den Aufstieg bestätigen. Kreisliga ist natürlich dann aber eine tolle Herausforderung.“ Doch zuvor hat Mittermaier noch einiges vor beim FCL. Er hofft, bald wieder auf dem Platz stehen zu können. „Erst war ich lange verletzt. Dann mache ich ein Spiel und bekomme für ein Foul die Rote Karte. Hoffentlich darf ich bald wieder mitmachen, denn es geht nichts über das Glücksgefühl nach einem Sieg auf dem Platz.“ Für den Abstiegskampf bleibt Mittermaier optimistisch: „Uns fehlt es in der Breite, weshalb uns die vielen Verletzungen zu schaffen gemacht haben. Qualitativ haben wir ein gutes Team. Ich hoffe, dass nach dem Sieg ein Ruck durch die Mannschaft geht. Auf jeden Fall wollen wir die Saison ordentlich zu Ende bringen.“ Beim Klassenerhalt dürfte dann in Laimering wieder ähnlich ausgelassen gefeiert werden wie beim Aufstieg im vergangenen Sommer.
- Spieler des Spieltags In dieser Kategorie hätte es mehrere Kandidaten gegeben. Etwa Griesbeckerzells Sebastian Kinzel, der im Spitzenspiel in Rinnenthal gleich drei Treffer markierte. Noch wichtiger für seine Mannschaft war allerdings Ecknachs Torhüter Hannes Helfer, der beim Auswärtsspiel in Neuburg über sich hinauswuchs. Beim 2:1-Erfolg entschärfte der 26-Jährige fast alles, was auf seinen Kasten kam. Und das war beim Absteiger aus der Landesliga reichlich. Kurz vor dem Ende lenkte Helfer einen Fallrückzieher reaktionsschnell mit den Fingerspitzen noch an die Latte und hielt so den Sieg fest.
Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Günter Perl in Hollenbach
- Fairster Spieler des Spieltags Welcher Kicker auf den Fußballfeldern in unserer Region sorgte am Wochenende für den meisten Gesprächsstoff? Dazu gibt es wohl keine zwei Meinungen. Michael Schäfer. Stürmer im Trikot des TSV Hollenbach, schlug den Ball absichtlich ins Aus, nachdem ein Spieler von Gilching am Boden lag. Es hätte das 2:2 sein können. Wie sieht Spielertrainer Christoph Burkhard, ein Mann mit sehr viel Fußballerfahrung, dieses Thema? „Im ersten Moment waren wir ein bisschen schockiert und haben uns gefragt: Warum schießt der den Ball nicht rein? Ich weiß nicht, was ich in der Situation gemacht hätte.“ Der Ex-Profi, der verletzt ausscheiden musste und jetzt erst bei einem Arzt auf Klarheit hofft, verteidigt seinen Spieler: „Es spricht für ihn, dass er den Ball rausgeschlagen hat, das macht ihn und den Verein sympathisch.“ Burkhard denkt aber noch ein Stück weiter: Vielleicht hätte der Schiri die Partie unterbrechen müssen. Dann erinnert er sich an frühere Zeiten, als er ein Jahr beim TSV 1860 München II und drei Jahre in Burghausen mit Uwe Wolf zu tun hatte, der nun Trainer beim Regionalligisten Buchbach geworden ist: „Der hätte uns zusammengeschissen. Aber wir wollen mit Fairplay drin bleiben in der Landesliga.“ Gleichzeitig schließt der Coach nicht aus, dass man vielleicht ein bisschen zu brav vorgehe. Einen Vorwurf kann Burkhard den Gegnern aus Gilching nicht ersparen. Sie haben seiner Ansicht nach in einer ähnlichen Szene die Kugel nicht ins Aus gespielt.
- Besonderer Gast des Spieltags Einen besonderen Zuschauer hatte die Partie in Hollenbach auch. Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Günter Perl war vor Ort. Grund: Sein Sohn Julian Perl leitete als Unparteiischer das Landesligaspiel. Am Rande der Partie unterhielt sich Perl, der als Video-Assistent-Referee (VAR) im sogenannten Kölner Keller tätig ist, mit Schiedsrichterkollege Hans Zwerger, der für den TSV Inchenhofen pfeift. Perls Sohn hat offensichtlich das Talents des Vaters geerbt, denn Perl-Junior hatte mit der Leitung keine Probleme.