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Darf bei Hochwasser im Landkreis Fußball gespielt werden - wie in Mering?

Fußball-Kreisklasse

Fußball trotz Katastrophenfall: Viel Kritik an Spiel beim SV Mering

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    Fußball bei Dauerregen in Mering: Ein Zweikampf mit dem Meringer Simon Stiegelmair (unten) und Marco Heckmeier von den Sportfreunden Friedberg.
    Fußball bei Dauerregen in Mering: Ein Zweikampf mit dem Meringer Simon Stiegelmair (unten) und Marco Heckmeier von den Sportfreunden Friedberg. Foto: Christian Kolbert

    Trotz Dauerregens und der Ausrufung des Katastrophenfalls im Landkreis Aichach-Friedberg wurde am Samstag in Mering Fußball gespielt. Die zweite Mannschaft des MSV und die Sportfreunde Friedberg kämpften in der Kreisklasse Augsburg Mitte um den Meistertitel. Dass die Partie bei diesen Vorzeichen nicht abgesagt wurde, wie alle anderen Fußballspiele im Landkreis, sorgt auf der Facebook-Seite unserer Zeitung für Empörung. Die Kommentare reichen von "absolut beschämend" bis zum "moralischen Bankrott der Vereine." 

    Die Kritik richtet sich vor allem an den SV Mering II als Heimverein, der das Spiel offenbar unbedingt durchziehen wollte, obwohl viele Bereiche Merings am Wochenende unter Wasser standen. Ein Nutzer unserer Facebook-Seite schreibt: "Da fehlen einfach die Worte! Woanders laufen die Keller voll und in Mering spielen sie Fußball." Andere Nutzer finden, die Fußballer hätten lieber helfen sollen, Sandsäcke zu füllen als ihre Eigeninteressen voranzustellen. 

    Meringer Vorsitzender Resch steht stark in der Kritik

    Besonders heftig angegriffen wird neben dem Meringer Trainer Sascha Mölders der MSV-Vorsitzende Georg Resch. Er hatte vor dem Spiel betont, dass der Platz in Mering neu sei und das Wasser dank der neuen Drainage schnell abfließe. "Diese Aussage ist ein Schlag ins Gesicht für alle Helfer, die gestern in Mering und Umgebung im Einsatz waren", kommentierte am Sonntag ein Leser auf Facebook. Diese Vorwürfe will Resch nicht auf sich sitzen lassen. Er hält es für unfair, dass die beiden Vereine jetzt an den Pranger gestellt werden. Schließlich habe der Bayerische Fußball-Verband (BFV) am Freitag in einer Mitteilung angeordnet, dass die Durchführung des letzten Spieltags am Samstag, 1. Juni, "oberstes Gebot" sei. Ein Spiel könne nur verschoben werden, wenn der Platz nicht bespielbar sei. Das war in Mering aber nicht der Fall, so Resch. 

    Der Vorsitzende erläutert, dass er noch am Freitag beim BFV angerufen und sich über diese Regelung beschwert habe. Seines Erachtens hätte der gesamte letzte Spieltag im Landkreis von oben, also vom Verband, verschoben werden müssen. Markus Heider ist als Gruppen-Spielleiter beim BFV für die Kreisklasse Augsburg Mitte zuständig. Er erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der Verband trotz der Anordnung mit Sicherheit gesprächsbereit gewesen wäre. "Wir sind Menschen, die Entscheidungen treffen. Als wir das getan haben, war nicht abzuschätzen, dass es so extrem werden wird", so Heider. 

    Trainer Sascha Mölders: Gibt Wichtigeres als Fußball

    Resch, der auch Fraktionsvorsitzender der CSU im Meringer Gemeinderat ist, verwehrt sich zudem gegen die Vorwürfe, seine Gemeinde im Stich gelassen zu haben. Er habe das Spiel am Samstag nur nebenbei geschaut und sei zwölf Stunden im Hochwasser-Einsatz gewesen. Auch am Sonntag habe er ab 8 Uhr mitgeholfen, das Wasser im neuen Meringer Sportheim zu beseitigen. Der Trainer des zweiten MSV-Teams, Sascha Mölders, verweist darauf, dass viele Jungs nach dem Spiel geholfen hätten, wo es nötig gewesen sei. "Natürlich tut es mir für alle Leute leid, die betroffen sind. Und natürlich gibt es Wichtigeres als Fußball", betonte der Ex-Profi. 

    Aus sportlicher Sicht endete das Spiel 4:1 für die Sportfreunde Friedberg, die damit den Meistertitel und den Aufstieg perfekt machten. Mering II muss in die Relegation. Sportfreunde-Vorsitzender Fritz Sedl erklärte auf Nachfrage, dass Abteilungsleiter Oliver Seger in langen Telefonaten mit den Meringer Verantwortlichen versucht habe, das Spiel abzuwenden, aber der MSV habe auf die Austragung bestanden. Zum Glück habe Schiedsrichter Alexander Bienert die Partie dann erst mit 20-minütiger Verspätung angepfiffen, sodass noch vier SF-Spieler nachkommen konnten, die noch im Hochwasser-Einsatz waren. Auch bei Torwart und Kapitän Robert Schmidberger stand das Haus unter Wasser. 

    Torjubel von Harun Nurten #9 (SF Friedberg), Fabian Franz #11 (SF Friedberg) zum 1:3, SV Mering II vs. SF Friedberg, Fussball,  Maenner, Kreisklasse, 01.06.2024
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    Bei Dauerregen schießen die Sportfreunde Friedberg den SV Mering II von der Spitze - der Showdown in Bildern.

    Dass der Platz in Mering gut bespielbar war, bestreiten die Sportfreunde nicht. Wie der Friedberger Trainer Thomas Nöbel schildert, sei es aber schon ein komisches Gefühl, Fußball zu spielen, wenn zehn Meter neben dem Feld das neue Meringer Sportheim von der Feuerwehr ausgepumpt werde. Und wenn bei der Anfahrt schon viele Felder unter Wasser stehen. Trotzdem sagt Nöbel: "Aber Mering hatte das Recht dazu." 

    Dass die Sportfreunde eine richtige Trotzreaktion gezeigt und den Meringern den Titel weggeschnappt haben, freut nicht nur SF-Chef Sedl. Sein Seitenhieb auf den Gegner: "Hochmut kommt vor dem Fall." Durch den Sieg konnten die Seinen am Samstagabend bei der lang geplanten Saisonabschlussfeier im Sportheim - beim Champions-League-Schauen - auch die Meisterschaft feiern. Zudem plant das Team noch eine gemeinsame Fahrt auf eine Hütte in den bayerischen Alpen, nicht nach Malle, so Sedl. 

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