Lena ist 16 Jahre alt. Die Begeisterung für das Reiten wurde ihr in die Wiege gelegt, denn die Eltern Ulrike und Karl-Heinz Schmidl sind selbst bekennende Pferdefans. Ihr erstes Turnier bestritt Lena auf dem Hengst ihres Vaters Karl-Heinz, doch irgendwann stand für sie fest: "Ich möchte ein eigenes Pferd." Mit ihren Eltern ging es zum Zuchthof in Nordhorn, wo sie mehrere Tiere ausprobieren konnte. "Mein jetziges Pferd namens Red Genuine Jac hat mir sofort getaugt", erzählt sie und Mutter Ulrike fügt hinzu: "Da hat einfach die Chemie gestimmt."
Heute grast das siebenjährige "Quarter Horse" auf der Koppel neben dem Haus. Zwei Turniere, eine Satteltrophy und den deutschlandweiten Regio Cup hat es mit Lena noch vor sich. Die Winterpause haben sie sich danach redlich verdient. Das vergangene Jahr war für Lena und Red Genuine Jac äußerst erfolgreich. Sie gewannen an die 15 bis 20 Pokale. Diese zieren nun die Treppe bei Lena zuhause. Seit Februar 2009 nehmen Lena und Red Genuine Jac an Reining-Turnieren teil.
Reining hat seine Ursprünge im Kühetreiben. So trägt der Reiter einen Hut sowie eine lange Bluse. Wie einstmals bei den Cowboys, die schnell den Kühen hinterher jagen, scharf drehen und vor ihnen bremsen mussten, sind Schnelligkeit und Genauigkeit das Wichtigste in der Disziplin, die eines Tages vielleicht sogar olympisch wird. Figuren, die dabei vorkommen, sind Zirkel in hohem Tempo, Spins, das heißt vier enge Drehungen, die auf den Punkt genau beendet werden müssen, und die spektakulären "Sliding stops", bei denen das Pferd mit den Hinterfüßen rutscht.
"Das muss man auf einem speziellen Boden trainieren, damit die Pferde gut rutschen können und ihre Beine geschont werden", erzählt Lena. "Seit eineinhalb Jahren trainiere ich etwa eine Stunde täglich auf dem Mosl-Hof in Klingsmoos." Auf dem Pferdehof in der Nähe herrscht eine freundliche Atmosphäre und Vorbeischauen ist zu jeder Zeit möglich. Die vielen Übungseinheiten mit Trainer Markus Gebert haben sich gelohnt. 2009 wurde Lena als jüngste Derby-Finalistin Jugendchampion in Bayern Mitte. 2010 verteidigte sie den Titel erfolgreich.
Der Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere war aber sicherlich die World Open Europameisterschaft auf der Americana in Augsburg. "Ich war schon aufgeregt und es war ganz schön heftig, in der vollen Halle vor 5000 Zuschauern zu reiten - ein Wahnsinnsgefühl", sagt die Siegerin. "Aber wenn man mal drin ist, ist es gar nicht mehr so schlimm." Auf der Tribüne feuerten die Zuschauer die Teilnehmer an, mitten drin waren auch Lenas Eltern. "Wahrscheinlich waren wir aufgeregter als Lena selbst", sagt Ulrike Schmidl lachend. "Natürlich haben wir mitgefiebert und mitgezittert, denn bei der hohen Geschwindigkeit zu stürzen, ist ja gefährlich", ergänzt Vater Karl-Heinz.
Darüber konnte sich Lena keine Gedanken machen: "Ich habe gemerkt, dass mein Pferd super zuhört und habe es riskiert, schneller zu reiten als sonst möglich. Trotz einem Fehler ist es dann auch super gelaufen." Dieser Meinung waren auch die drei Richter, die von 70 Ausgangspunkten an Lena 212 Punkte vergaben. Daheim hängt nun der gewonnene Sattel und stolz kann sie die große Gürtelschnalle mit dem Titel "2010 Reining Youth Champion" vorzeigen.
Diesen Titel möchte Lena nächstes Jahr auf der Americana natürlich verteidigen. Auch wenn ihr eigentlicher Berufswunsch Friseurin ist, werden sie ihr Hobby und ihr Walach Red Genuine Jac weiterhin begleiten.