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Tennis: Wimbledons Wirkung

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Wimbledons Wirkung

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    Wimbledons Wirkung
    Wimbledons Wirkung

    Bessere Werbung für seine Veranstaltungen hätte sich Stephan Pasdera als Vorsitzender des TC Friedberg und der Tennisgemeinschaft Aichach-Friedberg kaum wünschen können. Ende Juli finden in Kissing die Tennis-Kreismeisterschaften statt, einige Tage später wird beim ITF-Turnier in Friedberg um Weltranglistenpunkte gespielt. Für Pasdera rührt dieser Tage eine deutsche Tennisspielerinnen die Werbetrommel – ohne das Pasdera einen Euro bezahlen muss.

    Sabine Lisicki hat sich eindrucksvoll ins Finale von Wimbledon gespielt, strahlt in Kameras, füllt Zeitungsseiten. Tennis, lange Zeit ein der beliebtesten Sportarten der Deutschen, ist durch Lisickis Siegeszug in England ein wenig aus dem Dornröschenschlaf erwacht. „Wir können von diesen Erfolgen profitieren“, sagt Pasdera. Wichtig sei aber, dass Lisicki das Endspiel gegen die Französin Bartoli gewinne (Samstag, 15 Uhr, live in Sky). Nur dann, mutmaßt Pasdera, könne sich Wimbledon auswirken. „Sonst, befürchte ich, ist alles in vier Wochen wieder vergessen“, schiebt Pasdera hinterher.

    Der Funktionär ärgert sich ein wenig darüber, dass die Spiele nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wurden, dass sich erst jetzt die ARD dafür interessiere. Nur das bringe die Sportart weiter, so Pasdera. Fritz Schmidt, den Bezirksvorsitzenden des Tennisverbands, verwundert das Verhalten der Sender nicht. Erfolg, meint er, sei das entscheidende Kriterium.

    Erfolge von Becker und Graf bescheren Mitgliederzuwachs

    Schmidt ist 75 Jahre alt, im nächsten Jahr steht er 20 Jahre dem schwäbischen Verband vor. Nur allzu gut kann er sich an den Boom erinnern, den Boris Becker und Steffi Graf einst auslösten, als sie die Weltranglisten Anfang der 90er Jahre anführten und regelmäßig Grand-Slam-Turniere gewannen. Zudem gab es Erfolge im Mannschaftswettbewerb, dem Davis-Cup.

    Folge: Fast 70000 Mitglieder spielten in den Vereinen Tennis. „Da ist es richtig raufgeschossen“, erzählt Schmidt. Ähnliche Werte wurden seitdem nicht mehr erreicht. Die Zahl hat sich in den vergangenen Jahren zwischen 50 und 60000 eingependelt. In ganz Bayern sind 160000 Mitglieder registriert.

    Ein neuer Star wie Lisicki ist mehr als willkommen. Vor allem, weil die Berlinerin Damentennis repräsentiert. Schmidt, dessen Frau sich als Referentin um den jüngsten Nachwuchs kümmert, berichtet davon, dass sich Buben leichter für leistungsorientiertes Tennis begeistern ließen: wegen des Wettkampfcharakters. Mädchen seien da anders. Friedbergs Chef Pasdera bestätigt: Selbst in seinem Verein, dem größten Schwabens mit 780 Mitgliedern, bestünde beim Nachwuchstennis ein Ungleichgewicht zwischen Buben und Mädchen.

    Der Bayerische Tennisverband (BTV), die Bezirksverbände und die Vereine vor Ort sind nicht untätig, bemühen sich um den Nachwuchs. Neben der Trainerausbildung und dem Projekt „Talentinos“, in dem Kinder spielerisch Tennis lernen sollen, organisieren Vereine Feriencamps, die sich nicht ausschließlich mit dem gelben Filzball beschäftigen. Beim TC Pöttmes ist das Interesse daran groß. Sportmanager Tomas Novy ist zufrieden. Alle drei Camps seien voll mit insgesamt 80 Kindern. Fast täglich steht der gebürtige Tscheche im Sommer auf dem roten Sand, bringt den Kindern seinen Sport näher. Bei seinen Schützlingen hat er gesteigertes Interesse vernommen. Lisicki sei Gesprächsthema, während des Trainings verfolgten die Kinder und Jugendlichen regelmäßig den Liveticker. „Wir haben uns alle riesig gefreut“, sagt Novy. Er kann sich vorstellen, dass das Interesse am Tennis wächst. Ein langfristiger Effekt hänge von Lisicki, Kerber und Co. ab. „Nur, wenn sie erfolgreich sind, können wir profitieren“, sagt Novy.

    Vom ersten Wimbledon-Finaleinzug einer Deutschen seit 25 Jahren will er sich nicht blenden lassen – ebenso wie Funktionäre aus Verband und Vereinen. Friedbergs Boss Pasdera rechnet bestenfalls mit drei bis vier Jahren, ehe sich dauerhafter Erfolg deutscher Profis an der Tennis-Basis niederschlagen könnte. „Ich glaube nicht, dass jetzt plötzlich mehr Menschen bei den Vereinen eintreten.“ "Gesamtsport

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