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Tennis: Profitieren vom Kerber-Erfolg?

Tennis

Profitieren vom Kerber-Erfolg?

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    Was für ein Kuss: Angelique Kerber posiert mit ihrer Trophäe vor dem Arthur-Ashe-Stadium in New York.
    Was für ein Kuss: Angelique Kerber posiert mit ihrer Trophäe vor dem Arthur-Ashe-Stadium in New York. Foto: Cj Gunther, dpa

    Steffi Graf und Boris Becker lösten in Deutschland einen Tennis-Boom aus. Doch in den 1990er-Jahren wurde es ruhiger um die beiden Ikonen – die Mitgliederzahlen in den Vereinen sanken rapide. Mit Angelique Kerber sorgt nun wieder eine deutsche Spielerin für Aufsehen im Frauentennis. Sie gewann nicht nur das Finale der US Open in New York, sondern setzte sich kurz zuvor auch an die Spitze der Weltrangliste. Viele Vereinsvertreter aus der Region denken, dass der Erfolg der 28-Jährigen der Sportart wieder zu mehr Popularität verhilft.

    Markus Schieferdecker, stellvertretender Vorsitzender des TC Mering, hat die Zeiten, zu denen Graf und Becker die Weltspitze dominierten, noch gut in Erinnerung. „Ich glaube, wir hatten um die 450 Mitglieder“, sagt der 66-Jährige. Dann ging es bergab. Schieferdecker sagt aber, dass der TC Mering durch seine gute Jugendarbeit ein ansprechender Verein blieb. Für viele Vereine wurde die Lage schwierig. Der 66-Jährige spricht von einem Teufelskreis. „Durch den Mitgliederschund fehlt dann das Geld für die Jugendarbeit und so geht es immer weiter bergab.“

    Der TC Mering sei aber gut aufgestellt. Zurzeit hat der Verein rund 400 Mitglieder, etwa 100 davon sind Kinder und Jugendliche. „Meiner Meinung nach ist es wichtig, den Zusammenhalt in kleineren Gruppen zu fördern“, sagt Schieferdecker. Zum Beispiel durch einen Raum, in dem die Jugendlichen sich treffen können, oder Ausflüge, die organisiert werden. „Das gibt es alles beim TC Mering und das wird auch gut angenommen“, sagt der 66-Jährige.

    Schieferdecker denkt, dass der Erfolg von Kerber den Vereinen helfen wird. „Die Frage ist nur, ob das nachhaltig ist“, sagt er. Er hofft, das weitere deutsche Talente an die Erfolge der 28-Jährigen anknüpfen. Letztendlich liege es aber an den Clubs, neue Mitglieder durch attraktive Rahmenbedingungen zu halten.

    Der größte Verein im Altlandkreis ist der TC Friedberg. Vorsitzender Stephan Pasdera sagt, dass schon öfters nach Erfolgen deutscher Spieler auf einen neuen Boom gehofft wurde. Als Beispiel nennt er den Wimbledon-Finaleinzug von Sabine Lisicki. „Danach ist überhaupt nichts passiert.“ Dieses Mal seien aber mehr Spiele im Fernsehen übertragen worden. „Ich kann mir vorstellen, dass das einen Effekt hat.“ Zudem habe Kerber sich kontinuierlich an die Spitze gearbeitet.

    In Bezug auf die Entwicklung des Sports sagt Pasdera, dass auch beim TC Friedberg die Mitgliederzahlen Mitte der 90er-Jahre gesunken sind. Ab 2003 habe der Verein aber wieder einen deutlichen Zuwachs verzeichnet. In den vergangenen vier Jahren blieb die Zahl ungefähr auf dem gleichen Niveau. Zurzeit hat der TC Friedberg rund 750 Mitglieder, etwa 40 Prozent gehören zum Jugendbereich. „Das ist für uns ok“, sagt der Vorsitzende. Das Ziel sei nicht, auf Biegen und Brechen neue Mitglieder zu gewinnen. Pasdera möchte lieber möglichst viele halten. Schwierig sei das bei den 20- bis 40-Jährigen, die oft beruflich und familiär stark eingebunden sind. Dazu müsse der Verein weiterhin gute Trainer in seinen Reihen haben und attraktive Rahmenbedingungen bieten. Aber auch über Ermäßigungen wird nachgedacht. „Vielleicht werden wir von der Preisstruktur her etwas ändern“, sagt Pasdera.

    Christian Grimm vom TC Dasing berichtet ebenfalls, dass viele Spieler mit Anfang 20 den Verein verlassen. Daher sei es zurzeit auch schwierig, die erste Herrenmannschaft zu besetzen. Mit den Zulauf an Kindern ist der Vorsitzende zufrieden. In den vergangenen Jahren habe der Verein gute Jugendtrainer gewonnen. Zum Beispiel zwei Schützlinge von Jiri Zavadil, der beim TC Friedberg sehr erfolgreich ist.

    Zu Beckerzeiten habe der Verein rund 330 Mitglieder gehabt. „Das tiefste Loch war vor etwa zehn Jahren“, sagt Grimm. Inzwischen gehören aber wieder 170 Tennisspieler zum TC Dasing. Der Club arbeitet daran, die Anlage attraktiver zu gestalten. Es ist geplant, Plätze mit einem speziellen Belag einzurichten, der, solange es trocken ist, fast das ganze Jahr bespielbar bleibt. Zudem wirbt der Verein mit Nachlässen für Neumitglieder. Grimm denkt, dass der Erfolg Kerbers der Sportart wieder einen Auftrieb gibt. „Diesen Effekt von Becker und Graf, den werden wir aber nicht haben.“ Laut dem 59-Jährigen haben die beiden es geschafft, Tennis in Deutschland zu etablieren. Vorher sei die Sportart nur von wenigen ausgeübt worden. „Tennis war vor 30 Jahren das, was heute eher Golf ist“, sagt er.

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