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Taekwondo-Workshop: Kampfsport vermittelt Selbstvertrauen und Mut

Taekwondo-Workshop

Kampfsport vermittelt Selbstvertrauen und Mut

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    Meister unter sich: Georg Streif, Chef-Bundestrainer des deutschen Herrenteams und Helmut Eberle, Leiter der Kissinger Sportschule (rechts), beherrschen die Kampfsportart Taekwondo perfekt.
    Meister unter sich: Georg Streif, Chef-Bundestrainer des deutschen Herrenteams und Helmut Eberle, Leiter der Kissinger Sportschule (rechts), beherrschen die Kampfsportart Taekwondo perfekt. Foto: Peter Stöbich

    Beim Wettkampf-Workshop in der Kissinger Sportschule Eberle geht es buchstäblich heiß her. So heiß, dass der Übungsraum förmlich dampft und die große Spiegelwand völlig beschlagen ist; über ihr kann man einige der Werte in diesem Sport lesen wie Aufmerksamkeit, Disziplin und Respekt.

    Die schweißgebadeten Taekwondo- und Hapkido-Sportler werden von Georg Streif trainiert, dem Vize-Präsidenten der Bayerischen Taekwondo-Union und Chef-Bundestrainer des Herrenteams der Deutschen Union.

    „Kraft allein nützt nichts ohne das richtige Timing“, erklärt er seinen Schülern; ein Schlag oder Tritt solle schließlich treffen und nicht ins Leere gehen. Was die Teilnehmer paarweise üben, sieht für Laien recht riskant aus, wie eine Szene aus einem Actionfilm.

    Schon gefährliche Situtionen überstanden

    Gefährlich war es für Streif, als er vor einigen Jahren bei der Militärmeisterschaft in Korea unterwegs war und nachts auf der Straße attackiert wurde. Dank seiner Kampfkunst zogen die Gegner schnell den Kürzeren, erzählt er. Auch Helmut Eberle, Betreiber der Kissinger Schule, war schon in eine lebensbedrohliche Situation geraten: Er machte im Augsburger Schwabencenter einen Mann kampfunfähig, der mit einer Sporttasche voller Waffen und Munition unterwegs war.

    „Das Wissen, wie man sich notfalls selbst wirkungsvoll verteidigen kann, gibt einem Selbstvertrauen und Mut“, sagt der 53-jährige. Die meisten seiner Schüler trainieren freilich nicht, weil sie sich gern mal prügeln wollen, sondern aus gesundheitlichen Gründen wie Karin Decker. Die 58-Jährige aus Kissing ist seit 13 Jahren mit dabei und übt zwei- bis dreimal pro Woche. „Das ist ein wunderbarer Ausgleich zu meinem sitzenden Beruf“, stellt sie fest. „Auch für den Alltag hat mir Taekwondo sehr viel gebracht.“

    Wie alle Sportler trägt auch Decker einen Anzug, Dobok genannt, aus leichtem, weißgebleichten Leinen mit Jacke, Hose und Gürtel. „Er ist strapazierfähig und man kann daran bei bestimmten Techniken auch mal fest zupacken, ohne dass der Anzug reißt“, sagt sie, „die Füße bleiben unbekleidet.“ Im Taekwondo hat der weiße Dobok symbolischen Charakter. Die Farbe Weiß ist rein und kann noch leicht alle anderen Farben annehmen; sie ist wie ein noch unbeschriebenes Blatt, völlig leer.

    „Ein Schüler im weißen Dobok ist vergleichbar mit einem noch leeren Glas, in das langsam neues Wissen der Meister eingegossen wird“, sagt Georg Streif. Der 57-Jährige aus Marktoberdorf ist schon seit Jahrzehnten eine feste Größe im Taekwondo. Als Aktiver holte er zahlreiche Medaillen; auch als Funktionär und Trainer machte er sich nicht nur in Bayern, sondern vor allem international einen Namen.

    „Der schwarze Gürtel ist die Farbe der Meister und nur diesen vorbehalten“, weiß er. Schwarz als Symbol für das Weltall vereinige alle anderen Farben in sich und solle auch die Autorität, das Wissen und die Erfahrung der Meister symbolisieren.

    Eberle hat schon den achten Dan

    Eberle hat bereits den achten Dan, wie die unterschiedlichen Grade heißen, und schon als Jugendlicher mit dem Kampfsport begonnen. Dazu kamen Fußball, Tennis, Eisschnelllauf und Eishockey sowie Arbeiten als Türsteher und Zeitsoldat. Vor 15 Jahren eröffnete er seine Kissinger Schule, deren jüngste Teilnehmer in der Minigruppe gerade mal drei sind.

    Dass man diesen Sport bis ins hohe Alter betreiben kann, beweist Helmut Eberle senior: „Ich habe erst als 65-Jähriger begonnen und mit 80 aufgehört“, erzählt er. Obwohl Taekwondo für den laienhaften Betrachter große Ähnlichkeit mit anderen asiatischen Kampfsportarten aufweist, so unterscheidet es sich doch in einigen wesentlichen Punkten.

    Streif: „Eine wichtige Unterscheidung ist der stark ausgeprägte Formenlauf, auch Schattenkampf genannt, bei dem vor allem Stellungen, Bewegungsabläufe und Präzision trainiert werden.“ Darüber hinaus ist die Taekwondo-Technik sehr auf Schnelligkeit und Dynamik ausgelegt, was nicht zuletzt durch den Wettkampf bedingt ist.

    Die Bezeichnung setzt sich aus drei koreanischen Worten zusammen: Tae steht für alle Fuß- und Beintechniken, Kwon für alle Hand- und Armtechniken und Do meint den Weg zur geistigen Reife sowie die Kunst des waffenlosen Kämpfens. Hapkido ist nach dem Taekwondo die populärste koreanische Kampfkunst und wird weltweit trainiert; die Bewegungen werden vornehmlich kreisförmig und fließend ausgeführt.

    Die achtjährige Lea aus Mering trainiert schon die Hälfte ihres jungen Lebens in der Kissinger Sportschule und ist ebenso begeistert wie ihre erwachsenen Vorbilder. „Manchmal ist es schon ganz schön anstrengend“, stellt sie fest, „aber das regelmäßige Üben in der Gruppe macht viel Spaß, auch deshalb, weil die Lehrer sehr nett sind!“

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