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Sportskanonen: Nur die Familie zählt

Sportskanonen

Nur die Familie zählt

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    „Wir haben uns schon etwas ausgerechnet und wollten gewinnen, aber planen kann man so etwas nicht!“Veronika Filgertshofer
    „Wir haben uns schon etwas ausgerechnet und wollten gewinnen, aber planen kann man so etwas nicht!“Veronika Filgertshofer

    Gachenbach-Sattelberg Zweieinhalb Monate ist es her. Da haben sich die Prioritäten bei Veronika Filgertshofer, 28, grundlegend verschoben. Und zwar in eine einzigartige Richtung, die wohl nur eine junge Mutter gänzlich nachvollziehen kann. Filgertshofer ist seit Kurzem die Mama des kleinen Maximilian. Seitdem dreht sich alles um den Sprössling, der just im Wohnzimmer seelenruhig in seiner Wiege schlummert. Auf dem Küchentisch liegen bereits gerahmte Bilder vom ganzen Stolz der Mama. Andere Dinge sind für die 28-Jährige jetzt erst mal unwichtig.

    Maximilian wird es wohl erst in ein paar Jahren erzählt bekommen, dass er einen gehörigen Teil dazu beigetragen hat, dass sich seine Mama deutsche Meisterin nennen darf. Nur weil er sechs Wochen früher als geplant das Licht der Welt erblickte, war es Filgertshofer möglich, mit dem Frauenteam des TSV Kühbach an den nationalen Meisterschaften teilzunehmen. „Den Einzelstart musste ich noch absagen wegen der Schwangerschaft“, erzählt Filgertshofer keineswegs vorwurfsvoll.

    Lediglich zweimal konnte die sympathische Stockschützin vor dem Wettbewerb trainieren. Sie wollte erst mal schauen, ob es überhaupt Sinn machte, mit der Mannschaft nach Peiting zu reisen. Machte es. Nach 2006 sicherten sich die Kühbacherinnen und Filgertshofer bereits zum zweiten Mal den deutschen Titel. Gänzlich überraschend kam der Erfolg nicht zustande. „Wir haben uns schon etwas ausgerechnet und wollten gewinnen. Aber planen kann man das nicht“, sagt die 28-Jährige.

    Bereits in jungen Jahren zeichnete sich ab, dass Filgertshofer viel Talent für den Sport mit Stock, Platten und Daube besitzt. Zwölf Jahre alt ist die Sattelbergerin, als sie erstmals bei den Schülern das Sportgerät schwingt. Eine ganze Gruppe Jugendlicher heuerte damals beim SC Gachenbach an, belebte ihre Freizeit dadurch. „Man ist ja sonst nicht fortgekommen und es hat von Anfang an Spaß gemacht“, erzählt Filgertshofer.

    Die junge Mutter beschreibt sich als ehrgeizig, und das schon in jungen Jahren. Folglich wechselt sie im Alter von 17 Jahren zu einem anderen Verein. Gachenbach hat kein Frauenteam und da kommt es mehr als gelegen, dass unweit, in Kühbach, etwas am entstehen ist. Schnell stellt sich der Erfolg ein. Filgertshofer wird eine der besten Stockschützinnen Deutschlands, steigt mit ihrem Team dreimal auf und schubst die Stöcke seit 2003 in der Bundesliga über Asphalt und Eis. Wobei ihr letzterer Belag lieber ist. „Auf Eis hat man bedeutend mehr Möglichkeiten“, sagt sie. Und: Auf Eis gebe es weit interessantere Wettbewerbe.

    Dass die weitestgehend von den Medien unbeachtet stattfinden, daran hat sich Filgertshofer gewöhnt. Seit Mittwoch laufen im Eisstadion in Bruneck (Südtirol) die Europameisterschaften dieses Jahres. Filgertshofer hat diesen Titel mit der Mannschaft schon mal gewonnen: 2006 war das. Filgertshofer war auch schon Weltmeisterin: Das war 2008. Danach machte sie in der Nationalmannschaft Schluss; seit 2001 hatte sie für diese geschossen. „Ich fand, das war damals ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören“, sagt sie heute.

    Der Reiz ist nicht mehr so groß, erst recht nicht jetzt, wo der kleine Maximilian dem Leben der jungen Mama eine gravierende Änderung gegeben hat. Sie wüsste nicht, wie sie das machen soll, meint Filgertshofer. Internationale Wettkämpfe nähmen viel Zeit in Anspruch: Sie müsste weit mehr trainieren als das eine Mal, das jetzt noch möglich ist; und sie müsste immer wieder weit wegfahren – womöglich ohne Kind. Das will die Sattelbergerin erst recht nicht.

    Den Fokus legt sie jetzt uneingeschränkt auf ihre Familie. Wobei sich dies nicht nur auf ihren Sohn Maximilian, ihren Mann Anton und auf ihr unlängst fertiggestelltes Eigenheim beschränkt.

    Auch sportlich ist sie in einem Familienunternehmen tätig: im Kühbacher Frauenteam. Neben Filgertshofer zählen ihre Mutter Marianne Weigl und Schwester Franziska Schwertfirm zum Weiglschen Familienunternehmen des TSV Kühbach. Sie schlossen sich erst nach und nach der weiblichen Erfolgsmannschaft an, in dem Filgertshofer schon fester Bestandteil war. „Vor drei Jahren spielte im Team dreimal Weigl“, sagt Filgertshofer und lacht. Die familiäre Atmosphäre komplettiert ihr Mann Anton, der jüngst mit der zweiten Kühbacher Mannschaft den Aufstieg in die Bayernliga schaffte.

    Er war es auch, der seiner auf dem Eis angriffslustigen Frau bei vielen Wettkämpfen als Trainer helfend zur Seite stand. Dies sei jetzt nicht mehr so einfach möglich, meint Filgertshofer. „Einer muss ja auf das Kind aufpassen“, sagt sie. Die Prioritäten haben sich bei Veronika Filgertshofer eben grundlegend verschoben.

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